Sven,
Ich habe deinen Ansatz als "komplett etwas anderes" sowie "grob fehlerhaft" und auch "grausam falsch" bezeichnet. Aber nicht als komplett falsch.
Du hättest auch mit einer passenderen Reaktion in meinen Augen dein Gesicht wahren können, aber wenn du lieber nach so einem dünnen Halm greifst, soll es mir recht sein.
Ein Navigationssystem hat ja auch ganz andere Anforderungen an die Geodaten, als eine Umkreissuche für ein Internetauktionshaus.
Nein die Anforderungen und die Algorithmen sind die selben, die Frage ist einzig und allein die _Genauigkeit_.
Nein, dein Ansatz ist etwas komplett anderes.
Nein es ist nicht etwas komplett anderes, es ist eine sehr einfache Approximation.
Die falsch ist.
Eine Approximation kann nicht falsch sein. Sie hat als Eigenschaft ein Grad an Ungenauigkeit, den man messen bzw. von unten und oben beschränken kann.
Unter der Annahme, dass wir uns alle Postleitzahlengebiete kreisförmig mit gleichem Radius vorstellen
Das entspricht nicht der Realität.
und unter der Bedingung, dass ein Gebiet genau 10 Gebiete der um 1 kleineren Dimension beinhaltet,
Das ist ebenfalls nicht der Fall
Was der Realität entspricht ist, dass wir es mit kontinuierlichen Distanzen zu tun haben, die wir mit einer Maschine mit endlichem Speicher niemals exakt darstellen können. Wir haben gar keine andere Möglichkeit, als zu approximieren. So langsam müsste dir dieses Konzept der Abstraktion klar werden. Man kann z.b. auch ein Polynom noch so hochen grades mit einer lineren Funktion approximieren. Ein "geht nicht" und ein "falsch" gibt es nicht, man tut es einfach und bewertet bzw. minimiert den Fehler, den man dabei macht.
Beispiel: sagen wir der Kreis mit dem Radius 10 für das Postleitzahlengebiet 1234* beinhaltet die 10 Kreise mit dem Radius 1 für die Gebiete 12340 - 12349.
Daran scheitert es ja schon. Postleitzahlen sind eben gerade NICHT fortlaufend numeriert, es gibt beliebig große Lücken mit (noch) nicht vergebenen Zahlen. Es ist daher äußerst unwahrscheinlich, dass tatsächlich alle Zahlen 12340-9 existieren.
Diese Aussage lässt vermuten, dass du das Verfahren noch nicht 100% verstanden hast. Auch wenn ich es unter den Annahmen aufgeschrieben habe, ist es nicht notwendig, dass alle 10 Gebiete in einem nächstgrößerem Gebiet wirklich vorhanden sind.
Nur ein Beispiel: Leitregion 99 ist der Raum um Erfurt.
Oder als anderes Beispiel: Leitregion 65 um Wiesbaden hat als Zahlennachbar die 66 (um Saarbrücken). Zwischen diesen beiden Regionen, die nicht direkt aneinander grenzen, liegt aber Leitregion 55 (Mainz), d.h. alle Orte in Region 55 sind näher an Leitregion 65, als irgendein Ort der Region 66.
Ja das hast du sehr schön beobachtet. Das sind zwei viese Fälle, die bei der Abstraktion auf die Gebiete 9**** und 6**** besonders schlecht behandelt werden. Wir haben doch schon ein Posting vorher die Randfälle betrachtet, diese sind weitere 2 davon.
Egal was du für einen Sonderfall ausgräbst, auch in deinem Verfahren lässt sich immer ein entsprechendes Beispiel finden, wo der Algorithmus die räumliche Nähe falsch bewertet. Dein Verfahren ist nämlich auch nur eine Approximation. Die Fehlerfälle sind in beiden Verfahren von der selben Art, dies ist auch optisch gut zu erkennen, nur bei dir ist der Fehler nicht so groß.
Wenn das Verfahren mit rudimentärsten Mitteln, unindiziert und vielen vorausberechenbaren Ergebnissen nur eine Sekunde benötigt, dann ist es keinesfalls zu aufwendig, auch für kleine Anwendungen nicht. Die Website der OpenGeoDB liefert ja diverse Anwendungsbeispiele und Funktionen zur Koordinatenermittlung mit.
Ja ich glaube es ja gut und gerne, ich habe ja keine Befürchtungen wegen der Performance geäußert.
Und damit wir uns nicht missverstehen, ich finde dein Verfahren ja sehr attraktiv. Ich habe es denke ich ausdrücklich genug unterstützt und sogar eine kleine technische Ausführung dazu geschrieben. Mir geht es auch nicht darum wessen Verfahren der bessere ist. Dein Verfahren macht viel kleinere Fehler, mein Verfahren braucht keine Daten. Was für einen wichtiger mag jeder selbst entscheiden. Was mir gegen den Strich geht ist diese Pauschalisierung, dass mein Verfahren "etwas komplett anderes" rechnet. Es war sehr unüberlegt und entspricht nicht der Wahrheit.
Gruß,
Cruz