Danny: Programmierer != Entwickler ?

Hi,

ich habe den Eindruck, dass einige Leute aus meinem beruflichen Umfeld (öffentlicher Dienst) den "Programmierer"-Job abwerten und zwischen solchen und "Entwicklern" unterscheiden.

Angeblich setzen Programmierer hauptsächlich vorgegebene Konzepte oder Pseudocode in eine Programmiersprache um. Selbständiges Planen und Denken, Kreativität, usw. sei da kaum gefordert und wird deshalb auch nicht entsprechend vergütet, d.h. die Verdienstmöglichkeiten sind relativ gering.

Bei den Software -Entwicklern oder -Architekten sei das ja ganz anders, sie haben weit mehr Verantwortung zu tragen, etc. blabla.

Meiner Meinung nach ist diese strikte Trennung in der modernen IT praktisch kaum noch möglich. Ich halte das für überholt und nicht mehr zeitgemäß.

Wenn ich als "Programmierer" ein Konzept vorgesetzt bekomme und es objektorientiert in Java umsetze, dann ist das doch eine anspruchsvolle Aufgabe. Von der Projektleitung kann ich wohl kaum fertige UML-Modelle, usw. erwarten, d.h. muß diese selbst entwerfen...

Was meint Ihr?

freundlichen Gruß
Danny

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  1. Hi,

    Wenn ich als "Programmierer" ein Konzept vorgesetzt bekomme und es objektorientiert in Java umsetze, dann ist das doch eine anspruchsvolle Aufgabe. Von der Projektleitung kann ich wohl kaum fertige UML-Modelle, usw. erwarten, d.h. muß diese selbst entwerfen...

    das kommt auf das Arbeitsumfeld an. Führ dir mal den gesamten Bereich Offshoring vor Augen, also die Verlagerung von "reinen Programmierarbeiten" in andere Länder. Nach Auskunft mehrerer Unternehmen, die diese Praxis betreiben, ist dies nur sinnvoll möglich, wenn man exakt vordefinierte Arbeitspakete dorthin abgeben und deren Ergebnis dann bei der Rückgabe auswerten kann.
    Demnach liegt die Verteilung wie folgt: Vor Ort sitzt das Team, dass die Konzeption und den detaillierten Entwurft des Softwaresystems vornimmt, die einzelnen Komponenten abgrenzt und diese dann zur Realisierung ins Ausland abgibt. Nachdem die Einzelteile zurückkommen werden sie zusammengesetzt und die Anwendung damit abgeschlossen.
    Du musst dir auch immer vor Augen führen, dass in sehr vielen Fällen kein einzelner Programmierer den Entwicklungsprozess von A-Z begleiten kann. Es muss also jemanden geben, der zunächst mal die Anforderungen erhebt und dann hieraus einen Plan erstellt wie vorzugehen ist. Nur die kleinen Häppchen werden an einzelne Programmierer verteilt. Da _kann_ es einfach nicht sein, dass der Programmierer sich um seine eigenen Schnittstellen Gedanken macht (um auf deine UML-Modelle Bezug zu nehmen), das führt zu Verzögerung und inkompatiblen Komponenten. Er kann sich sehr wohl überlegen wie es intern läuft, aber das äußere Konzept muss fertig sein. Und aktuell ist die Einschätzung offenbar die, dass die Konzeption eines sauberen, funktionierenden Systems eine schwerere und besser bezahlte Aufgabe ist als das "reine Runterprogrammieren" eines Teilbereichs innerhalb einer Spezifikation. Jeder Programmierer weiß, dass dem _nicht unbedingt_ so ist, aber so scheint die allgemeine Ansicht zu sein...

    MfG
    Rouven

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    1. Hi Rouven,

      Danke Dir für Deine Einschätzung. Vom Prinzip her leuchtet mir das ein.

      Wir haben hier vor Ort nur eine relativ kleine Entwicklungs-Abteilung, Großprojekte werden an Zweigstellen, Entwicklungszentren und/oder externe Dienstleister vergeben.

      Die Aufträge für kleine Projektgruppen in unserem Haus kommen i.d.R. direkt aus dem Fachbereich.

      Gruß

      • Danny
  2. Hallo Danny,

    (öffentlicher Dienst)

    du sprichst da die Problematik der Besoldung im öffentlichen Dienst an. Normalerweise interessiert hier die Ausbildung. Lehre, FH-Studium oder Uni-Studium führen im BAT zu den entsprechenden Eingruppierungen. Berufserfahrung bei Quereinsteigern werden nicht immer entsprechend gewürdigt. Sprünge von einem "Bereich" in den höheren sind meistens recht schwierig und daher selten. Bei den Beamten ist dieser "Laufbahnwechsel" noch schwieriger. Das ist eben der Preis für einen sicheren Arbeitsplatz. Aber vieleicht ändert sich ja bei den anstehenden Reformen etwas in Richtung "Leistungsabhängige Bezahlung".

    Gruß, Jürgen