Mathias Bigge: der erste Eindruck

Hi alle,

nichts bahnbrechend Neues, aber vielleicht doch interessant für uns:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21791/1.html

Telepolis stellt dort eine Studie vor, nach wie dramatisch kurzer Zeit Surfer zu einem Urteil über eine Site kommen.

Viele Grüße
Mathias Bigge

  1. Telepolis stellt dort eine Studie vor, nach wie dramatisch kurzer Zeit Surfer zu einem Urteil über eine Site kommen.

    Selten so einen dämlichen Artikel gelesen. Man meint also erkannt zu haben, dass andere durch Studien erkannt haben wollen, dass der typische Websurfer zu einer gelungenen Einschätzung der Qualität einer Website bereits nach 50ms kommt (eigentlich vermutet man nur, dass kein großer Unterschied zwischen 50ms und 500ms bestehe).

    Großartig. Da hat der typische Websurfer also dem typischen Fernsehzuschauer einiges voraus, der oft nach 30 Minuten noch nicht geschnallt hat, welcher Rotz ihm mit Vera am Mittag vorsetzt wird.

    Viele Grüße!
    _ds

    --
    Guten Morgen und willkommen im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg um 5 Minuten vor 8, also etwa 12 Minuten vor Arbeitsbeginn.
    Das kleine Seitenschwein, Jetzt bloß kein Knoppers!
    1. Hi Dirk,

      Man meint also erkannt zu haben, dass andere durch Studien erkannt haben wollen, dass der typische Websurfer zu einer gelungenen Einschätzung der Qualität einer Website bereits nach 50ms kommt

      Deine Kritik in allen Ehren, aber ich habe mich darin wiedergefunden, zumindest im Negativverhalten, wenn ich nach etwas suche, bin ich mit vielen Seiten extrem schnell fertig, sozusagen auf den ersten Blick, auch wenn Deine Kritik am Verfahren der Untersuchung vielleicht trifft.

      Großartig. Da hat der typische Websurfer also dem typischen Fernsehzuschauer einiges voraus, der oft nach 30 Minuten noch nicht geschnallt hat, welcher Rotz ihm mit Vera am Mittag vorsetzt wird.

      Auch im Fernsehen gilt Ähnliches: Eine amerikanische Serie dürfte man nach wenigen Frames erkennen, Vera am Mittag kann gar nicht so schnell auftauchen, wie sie weggeklickt wird, vom Fachmann, versteht sich.

      Meinst Du nicht, dass vielleicht an der Blitzbeurteilungstheorie etwas dran ist?

      Viele Grüße
      Mathias Bigge

      1. Hi Mathias,

        Meinst Du nicht, dass vielleicht an der Blitzbeurteilungstheorie etwas dran ist?

        Natürlich stimmt das. Um das zu wissen, braucht es aber weder eine so aufgeblasene Studie noch einen Bericht, der die Grundaussage zig-mal wiederholt. Der von dir verlinkte Artikel umfass z.B. 933 Wörter bzw. 6418 Zeichen in zehn Absätzen. Davon sind neun Absätze absolut überflüssig und widersprechen der vorgestellten Studie, dass wir mit unserer Auffassungsgabe richtig schnell sein können - wenn wir wollen. :-)

        Eigentlich alles kalter Kaffee.

        Viele Grüße, Piper

      2. Meinst Du nicht, dass vielleicht an der Blitzbeurteilungstheorie etwas dran ist?

        Da ist sicherlich was dran. Allerdings nicht das, was man dort erkannt haben mag. Denn kein Mensch kann nach 50ms auch nur ansatzweise eine Einschätzung über die Qualität einer Seite treffen. Das, was er in dieser kurzen Zeit erfasst, ist ein kurzer Snapshot dessen, was er mit sehr viel Erfahrung im Web als etwas vermuten mag, das ihm oberflächlich vielleicht gefallen oder missfallen könnte. Das kann er jedenfalls vermuten, wenn er nach diesen 50ms kurz über das Gesehene philosophiert. Gib ihm 450ms mehr Zeit, und er wird noch immer der gleichen Meinung sein. Das ist keine große Erkenntnis, über die man einen Artikel schreiben müsste.

        Aber hey, natürlich hat der Mensch keinen blassen Schimmer davon, was da eigentlich auf der Seite angeboten wird und in welcher Qualität es ist. Wie soll er auch? Er hat nichtmal einen Takt der Musik gehört, hat drei Sätze in einem Buch gelesen und hat 5 Sekunden der zweiten Staffel von "24" gesehen.. wer danach urteilen möchte, hat definitiv einen Sockenschuss.

        Viele Grüße!
        _ds

        --
        "Gibt's was umsonst?", fragt der Müllmann, der sich durch die Menge in die Hofeinfahrt drängt, die wir versperren. "Die Beatles touren wieder", denke ich [..]
        Das kleine Seitenschwein, Jesus In A Camper Van
        1. Hi,

          Denn kein Mensch kann nach 50ms auch nur ansatzweise eine Einschätzung über die Qualität einer Seite treffen.

          Doch. Allerdings finde ich diese Versuchsanordnung nicht besonders sinnvoll.

          50ms reichen aus, um ein Bild auf der Netzhaut zu hinterlassen, daß vom Gehirn (nachträglich) noch ausgewertet werden kann. Interesanter als den Vergleich zu 1/2s fände ich aber zu untersuchen, wie sich der Eindruck nach einigen Sekunden (bis die Seite vollständig erfasst wurde) entwickelt.

          freundliche Grüße
          Ingo

          1. Hallo,

            50ms reichen aus, um ein Bild auf der Netzhaut zu hinterlassen, daß vom Gehirn (nachträglich) noch ausgewertet werden kann.

            ja, das stimmt. Das ist auch der Hauptgrund, warum wir als Autofahrer heutzutage überhaupt noch einen ausreichenden Anteil der Verkehrszeichen wahrnehmen und erkennen können. Die kurze Zeitspanne, in der wir das Symbol am Straßenrand tatsächlich (optisch!) sehen, würde dazu bei weitem nicht reichen.

            Und es ist wohl auch der Grund dafür, dass ich eine Digitaluhr mit einem blitzschnellen Blick in Sekundenbruchteilen erfassen und dann "in Gedanken" ablesen kann, während ich bei einer klassischen Analoguhr bis zu einer Sekunde draufstarren muss (eben so lange, bis ein Zeiger zuckt), um erst mal unterscheiden zu können, wer der Minuten- oder der Sekundenzeiger ist. IMHO klarer Vorteil für die Digitaluhr (das bezieht sich nicht auf einfache Messwertanzeigen mit nur _einem_ Zeiger; vor allem wenn sich der Wert schnell ändert, ist eine Analoganzeige besser zu erfassen).

            Schönen Tag noch,
             Martin

            --
            Zum Glück ist alles nur halb so doppelt.
        2. hi,

          Da ist sicherlich was dran. Allerdings nicht das, was man dort erkannt haben mag. Denn kein Mensch kann nach 50ms auch nur ansatzweise eine Einschätzung über die Qualität einer Seite treffen.

          Darum geht es doch gar nicht (zumindest nach meinem Verständnis des Artikels).
          "Qualität" ist hier keine messbare Größe, sondern ein absolut subjektives Empfinden - genau so, wie du dir in Sekundenbruchteilen ein erstes Urteil über einen Menschen auf Basis seines optischen Erscheinungsbildes bildest, eschieht das auch mit einer Webseite.
          Wenn du in einen Raum voll dir unbekannter Leute kommst, wirst du dich höchstvermutlich auch allein auf Grund eines solchen absolut subjektiven und (zu) schnell gemachten Bildes bestimmten Leuten eher zuwenden als anderen.

          Das dies bei Webseiten ähnlich funktioniert, erscheint mir recht plausibel.
          Wenn ich bspw. aus dem Ergebnislisting einer SuMa mehrere Seiten parallel öffne, dann widme ich mich vermutlich auch zuerst der jenigen intensiver, die auf den ersten flüchtigen Blick am ehesten meine "Erwartungen" erfüllt, oder mir rein optisch am "sympathischsten" ist, oder wie auch immer du das nennen möchtest.

          Aber hey, natürlich hat der Mensch keinen blassen Schimmer davon, was da eigentlich auf der Seite angeboten wird und in welcher Qualität es ist. Wie soll er auch?

          Will er ja gar nicht.
          Wir alle urteilen über sehr viel mehr ganz fix unbewusst, also uns vermutlich lieb ist.

          Er hat nichtmal einen Takt der Musik gehört, hat drei Sätze in einem Buch gelesen und hat 5 Sekunden der zweiten Staffel von "24" gesehen.. wer danach urteilen möchte, hat definitiv einen Sockenschuss.

          Auch du hast sicher schon mal nach den ersten drei Beats eines Techno-"Songs" gesagt, "sowas mag ich nicht hören";
          hast ein Buch auf Grund seines dich überhaupt nicht ansprechenden Covers einfach links liegen gelassen;
          im Fernsehn rumgezappt und dabei sehr schnell weitergeschaltet, wenn dir das gesehene nicht auf Anhieb interessant genug erschien.

          Ich kann mir schon vorstellen, dass das beim betrachten von Webseiten kaum anders ist (sofern die Bedinungen halbwegs vergleichbar sind, siehe Beispiel oben, wenn mir eine SuMa zu einem Thema mehrere Seiten empfiehlt o.ä.).

          gruß,
          wahsaga

          --
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          1. Wenn du in einen Raum voll dir unbekannter Leute kommst, wirst du dich höchstvermutlich auch allein auf Grund eines solchen absolut subjektiven und (zu) schnell gemachten Bildes bestimmten Leuten eher zuwenden als anderen.

            Das dies bei Webseiten ähnlich funktioniert, erscheint mir recht plausibel.

            Das was du jetzt sagst kann ich gut nachvollziehen, die Aussagen im genannten Artikel jedoch nicht. Vielleicht hätte man dich den Artikel schreiben lassen sollen ;-)

            Das was ich eigentlich ausdrücken wollte: der Artikel spielt mit dieser Art von "Liebe auf den ersten Blick" eines Nutzers, die sich bereits nach 50 ms bilden soll und daraufhin über die weitere Aufmerksamkeit entscheidet. Natürlich kann jetzt jeder von uns irgendeine Einschätzung dessen geben, was man ihm für diesen kurzen Zeitraum vorsetzt. Aber ich weigere mich zu glauben, dass diese Einschätzung dem entspricht, was darauf in der Praxis folgt und in welchem Zusammenhang diese Einschätzung mit dem "Erfolg" des Webangebots steht. Sprich: in der Theorie, also nach einer Reflexion dessen, was man auf dem Schirm aufgeschnappt hat, bevor es einem wieder weggenommen wurde, mag man sich vielleicht für ein "Nein" entscheiden. In der Praxis jedoch findet der "Erfolg", um ihn nochmal zu nennen, ganz bestimmt erst später statt. Und gerade wenn man auf der Suche nach etwas ist, verliert die Umgebung stark an Relevanz: wenn ich auf der Suche nach einem Songtext bin, darf er sogar auf einer Beepworld-Seite stehen.

            Auch du hast sicher schon mal nach den ersten drei Beats eines Techno-"Songs" gesagt, "sowas mag ich nicht hören";

            Wenn ich auf der Suche nach einem Rocksong bin, ganz bestimmt. Dann entspricht nämlich der Inhalt auf Anhieb nicht dem Gesuchten. Ich wäre also im besten Fall gar nicht erst drauf gestoßen.

            In allen anderen Fällen würde ich ihn mir für mindestens einige Sekunden lang anhören (geschätzt vielleicht 10), was im Verhältnis zu einem Webangebot weit weit mehr als der Blick für 50-500 ms ist.

            hast ein Buch auf Grund seines dich überhaupt nicht ansprechenden Covers einfach links liegen gelassen;

            Nein, wenn ich ein gutes Buch suche, ist mir das Cover, also die Umgebung, vollkommen egal. Ich würde ganz bestimmt davon in meinem ersten Gefühl beeinflusst, aber ernsthaft relevant ist der Autor, falls bekannt, Empfehlungen und der Klappentext.

            im Fernsehn rumgezappt und dabei sehr schnell weitergeschaltet, wenn dir das gesehene nicht auf Anhieb interessant genug erschien.

            Ja, aber Fernsehen ist Push und möchte meine Aufmerksamkeit. Dort möchte ich mich unterhalten lassen und weiß aufgrund meiner Erfahrung sehr schnell, was mich interessiert oder nicht. Im Internet bin ich Pull und mit fester Absicht und dem Bewusstsein unterwegs, dass die Form und Aufbereitung dessen, was ich suche, erstmal nur wenig bekannt ist.

            Ich kann mir schon vorstellen, dass das beim betrachten von Webseiten kaum anders ist (sofern die Bedinungen halbwegs vergleichbar sind, siehe Beispiel oben, wenn mir eine SuMa zu einem Thema mehrere Seiten empfiehlt o.ä.).

            Deine Erklärungen kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Der Artikel hat vielleicht das Problem, dass seine Schlussfolgerungen arg oberflächlich erscheinen, übertreiben oder falsch ansetzen.

            "Gitte Lindgaard ein wenig Panik machend zu den Konsequenzen ihrer
               Studie:
               'Wenn der erste Eindruck nicht günstig ist, werden die Besucher von
                Ihrer Website schon wieder weg sein, bevor sie wissen, dass Sie ihnen
                mehr als Ihre Konkurrenten anbieten.'"

            Ein Teil dieser Aussage trifft sicherlich zu. Der weitaus größere andere Teil jedoch scheint mir vollkommen praxisfern. Aber das ist vielleicht nur meine persönlich Meinung und Studien haben grundsätzlich recht ;-)

            Viele Grüße!
            _ds

            --
            Ist der Zeitpunkt gekommen, die Wahl des Getränks zu formulieren, meiden Sie schwammige Aussagen wie »Pott Kafffe« oder »'nen Matschato«, denn sie beschreiben Ihr gewünschtes Getränk nicht hinreichend und zeigen, dass Sie kein großes Interesse an der Kaffeekultur haben.
            Top 5-Blog, Verhalten im Coffee House
            1. hi Dirk,

              du hast mit deiner kritischen Betrachtung des Artikels sicherlich auch Recht.
              Die Grundaussage des Artikels mag stimmen - wenn wir bestimmte Bedingungen voraussetzen.
              In der derzeitigen Form verallgemeinert er allerdings zu stark, und differenziert die verschiedenen Möglichkeiten, überhaupt auf einer Webseite zu landen zu wenig.

              Und gerade wenn man auf der Suche nach etwas ist, verliert die Umgebung stark an Relevanz: wenn ich auf der Suche nach einem Songtext bin, darf er sogar auf einer Beepworld-Seite stehen.

              Ja, gerade der Gegenstand der Suche stellt hier wohl den wichtigsten Faktor dar: Du suchst nach einer reinen Textinformation - in welchem Umfeld mir diese geliefert wird, ist tatsächlich größtenteils "wurscht".
              Suche ich aber beispielsweise im Netz nach schönen Möbeln oder Autos - dann ist der optische Ersteindruck sicher auch ein entscheidender Faktor, ob ich der Seite überhaupt zutraue, dass ihr eine oder mehrere Ebenen weiter unten liegender Inhalt meine Erwartungen an die genannten Produkte auch erfüllen kann.
              Wie gesagt, rein subjektiv - vielleicht verbirgt sich der schönste aller für mich denkbaren Sessel in den Tiefen einer nach meinem Maßstab optisch denkbar ungünstig gestalteten Seite - aber gerade daran kann es im Zweifelsfalle liegen, dass ich ihn dort niemals finden werde.

              Wenn ich auf der Suche nach einem Rocksong bin, ganz bestimmt. Dann entspricht nämlich der Inhalt auf Anhieb nicht dem Gesuchten. Ich wäre also im besten Fall gar nicht erst drauf gestoßen.

              Nur ist das Suchen im www gar nicht so einfach wirklich zielführend zu bewerkstelligen - und schon gar nicht für den noch unerfahrenen Benutzer.
              Wenn auch "Rocksong" in deinem Suchterm auftaucht - das schließt erst mal (ohne weiteres Zutun) nicht aus, dass du eben zu allererst doch auf eine Seite verwiesen wirst, die dem "von Rocksongs [...] gelangweilten" Hörer eben doch wieder Uffz-Uffz-Musik schmackhaft machen will.

              hast ein Buch auf Grund seines dich überhaupt nicht ansprechenden Covers einfach links liegen gelassen;

              Nein, wenn ich ein gutes Buch suche, ist mir das Cover, also die Umgebung, vollkommen egal. Ich würde ganz bestimmt davon in meinem ersten Gefühl beeinflusst, aber ernsthaft relevant ist der Autor, falls bekannt, Empfehlungen und der Klappentext.

              Das ist klar - aber gehen wir mal nicht von dem Fall aus, dass du schon relativ gute Vorstellungen davon hast, was du lesen willst.
              Sondern dass du einfach nur eine Buchhandlung betrittst, und "etwas zu Lesen" suchst - mal als einfache Unterhaltung zwischendurch, und dass dir keiner der Autoren oder Titel etwas sagt. Schon dürften die Cover der dort ausgestellten Bücher maßgeblich dazu beitragen, welche Werke als erstes deine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken vermögen.

              Ja, aber Fernsehen ist Push und möchte meine Aufmerksamkeit. [...] Im Internet bin ich Pull [...]

              Das stimmt natürlich.
              Als Anbieter eines bestimmten Produktes, welches ich über das www anpreisen möchte, habe ich erst mal nur dieses kleine bisschen "pull" seitens des Nutzers - sei es mal nur das Eintippen einer bestimmten Produktkategorie in eine SuMa.
              Jetzt stehe ich da mit mehreren Konkurrenten aufgelistet, die alle die Aufmerksamkeit des Nutzers wollen - also werde ich doch auf jeden Fall versuchen, das was ich auf diesen "pull" hin zurückliefere gleich auf den ersten Blick für den Nutzer so "sympathisch", attraktiv und wie-auch-immer positive Versprechungen machend zu gestalten, dass ich möglichst gleich bei dieser ersten oberflächlichen Betrachtung "besser" aussehe, als die Konkurrenz - wohl gemerkt, immer noch rein subjektiv.

              und mit fester Absicht und dem Bewusstsein unterwegs, dass die Form und Aufbereitung dessen, was ich suche, erstmal nur wenig bekannt ist.

              Nichts desto trotz hat der Nutzer vermutlich schon gewisse Erwartungen - wenn ich es schaffe, diese auf Anhieb besser zu erfüllen als die Konkurrenz, gewinne ich doch sicher als erster seine Aufmerksamkeit, und wenn ich ihm _dann_ schon bieten kann, was er gesucht hat, bin ich schon nahe dran, mich als den "Gewinner" dieses "Rennens" sehen zu dürfen.

              Deine Erklärungen kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Der Artikel hat vielleicht das Problem, dass seine Schlussfolgerungen arg oberflächlich erscheinen, übertreiben oder falsch ansetzen.

              Ja, definitiv. Und Formulierungen á la "Nach Caudron, einem Webdesigner, den Nature als Experten zitiert, sollte eine Webseite [...]" erwecken auch nicht gerade mehr Vertrauen in seine Objektivität und Kompetenz; ebenso wie die bereits zu Recht kritisierte Auswahl des "Testintervals" von 50 vs 500 Millisekunden, so wie die daraus gezogenen Schlüsse.

              "Gitte Lindgaard ein wenig Panik machend zu den Konsequenzen ihrer Studie:
                 'Wenn der erste Eindruck nicht günstig ist, werden die Besucher von Ihrer Website schon wieder weg sein, bevor sie wissen, dass Sie ihnen mehr als Ihre Konkurrenten anbieten.'"

              Ein Teil dieser Aussage trifft sicherlich zu.

              Und dürfte aber auch gleichwohl in die Kategorie "Binsenweisheiten" einzuordnen sein, und damit zur Untermauerung der These der Untersuchung wenig taugen.
              Klar, auch im RL gehe ich, wenn ich zwei unbekannte Kneipen nebeneinander zur Auswahl habe in die, welche mir erst mal die gemütlichere zu sein scheint ...

              Der weitaus größere andere Teil jedoch scheint mir vollkommen praxisfern. Aber das ist vielleicht nur meine persönlich Meinung und Studien haben grundsätzlich recht ;-)

              Vielleicht haben solche Studien eher das Problem, per se praxisfern zu sein - ein großer Teil davon klingt erst mal plausibel. Durch die undifferenzierte Betrachtung verliert dann aber die Studie schnell an Wert, wenn man sie wirklich an der Praxis messen möchte. Und da wird dann sowieso keine Studie so schnell Erfahrung ersetzen können.

              gruß,
              wahsaga

              --
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              1. Du suchst nach einer reinen Textinformation - in welchem Umfeld mir diese geliefert wird, ist tatsächlich größtenteils "wurscht".

                Suche ich aber beispielsweise im Netz nach schönen Möbeln oder Autos - dann ist der optische Ersteindruck sicher auch ein entscheidender Faktor, ob ich der Seite überhaupt zutraue, dass ihr eine oder mehrere Ebenen weiter unten liegender Inhalt meine Erwartungen an die genannten Produkte auch erfüllen kann.

                Jap, vollkommen richtig. In diesem Zusammenhang geht die Absicht des Artikels auch voll auf.

                Schon dürften die Cover der dort ausgestellten Bücher maßgeblich dazu beitragen, welche Werke als erstes deine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken vermögen.

                Da ich stark visuell geprägt bin, trifft deine Feststellung besonders gut zu. Auf weniger visuelle Menschen sicherlich auch.

                Insofern wieder: Zustimmung.

                Klar, auch im RL gehe ich, wenn ich zwei unbekannte Kneipen nebeneinander zur Auswahl habe in die, welche mir erst mal die gemütlichere zu sein scheint ...

                Schönes Beispiel. Andererseits wirst du ganz bestimmt vorher auf die Karte vor der Tür gucken und vergleichen, welches Angebot dich drinnen erwartet. Wenn die gemütliche Kneipe nur blödes Bier und schlechte Snacks hat, wird die andere in vielen Fällen gewinnen, wenn sie inhaltlich besser dasteht oder die dir angenehmere Musik nach draußen dringt.

                Die Tonfall des Artikel würde uns stattdessen vermuten lassen, dass Menschen innerhalb von 50 ms über die gemütliche Kneipe einfielen, während der Wirt der anderen Kneipe blöd aus der Wäsche guckte.

                Durch die undifferenzierte Betrachtung verliert dann aber die Studie schnell an Wert, wenn man sie wirklich an der Praxis messen möchte. Und da wird dann sowieso keine Studie so schnell Erfahrung ersetzen können.

                Absolut. Auch hier kann ich mich wieder voll anschließen.

                Wie gesagt: die hätten dich den Artikel schreiben lassen sollen ;-)

                Viele Grüße!
                _ds

                --
                »I have introduced myself. You have introduced yourself. This is a very good conversation.«
                Top 5-Blog, Schöne Sätze für den Alltag, Teil 1.
            2. Hallo,

              Das was ich eigentlich ausdrücken wollte: der Artikel spielt mit dieser Art von "Liebe auf den ersten Blick" eines Nutzers, die sich bereits nach 50 ms bilden soll und daraufhin über die weitere Aufmerksamkeit entscheidet.

              klar, wenn ich einen guten Kaffespiegel im Blut habe, sind die Seiten noch schneller weg ;-)

              Und gerade wenn man auf der Suche nach etwas ist, verliert die Umgebung stark an Relevanz: wenn ich auf der Suche nach einem Songtext bin, darf er sogar auf einer Beepworld-Seite stehen.

              vermutlich, weil Du dort eben mögliche Songtexte erwartest. Ich vermute in dieser Diskussion ein bestimmtes Mißverständnis. Der Artikel verallgemeinert zwar völlig unzulässig, aber das schnelle Urteil gibt es trotzdem - nur ist das doch überhaupt nicht neu. Die Verallgemeinerung, daß eine erfolgreiche Seite "so" aussehen muß ist natürlich Quatsch. Steht sogar in SELFHTML, daß eine Seite passend sein muß, aber nicht "so". Beispiele aus dem Printbereich: BLÖD - das erfolgreichste Tagesblatt Deutschlands (manche sagen dazu auch Zeitung). Wenn sie so aussähe wie die FAZ, taz oder ZEIT, wäre sie nicht mehr erfolgreich, weil die gemeine Dumpfbacke das langweilig findet. Ich will jetzt mal nicht über das völlig unprofessionelle Redesign der ersten taz-Seite reden, die ZEIT war früher auch besser... Ich will beim REWE, wenn ich die BLÖD-Schlagzeilen am Zeitungsstand lese auch Blut und Fettdruck sehen, sonst würde ich nicht stehen bleiben. Die Erwartungshaltung wird also jeweils erfüllt. Steigerung: Königszeitschriften (Das goldene Blatt und sowas). Die müssen so scheiße aussehen, weil man die Zerstreuung, die das Outfit zeigt auch vom Inhalt erwartet. Aber was erzähle ich Dir das - dem Designprofi?

              Jedenfalls: wenn Du einen seriösen Artikel über - sagen wir - Gaspreise suchst, wirst Du einem Look in der Art von BLÖD oder Goldenes Blatt doch erher mißtrauen, als den genannten Zeitungen oder? Also verliert die Umgebung eben nicht Relevanz. Wenn Du zuviel Angebot hast (z.B. 1312649816354984654 Suchtreffer bei Guugel) MUSST Du doch entscheiden - und zwar BEVOR Du überall den Inhalt durchliest. Und das was man sucht kann natürlich auch gerade was sein, was auf einer Scheißseite gut vorkommen kann. Wenn ich eine Doktorarbeit über Dialer schreiben will, bleibe ich bei solchen Seiten natürlich stehen, sonst klicke ich sie weg.

              amen, Andreas

              --
              SELFFORUM - hier werden Sie geholfen,
              auch in Fragen zu richtiges Deutsch
              1. Der Artikel verallgemeinert zwar völlig unzulässig, aber das schnelle Urteil gibt es trotzdem - nur ist das doch überhaupt nicht neu.

                Ja, vielleicht ist das der Punkt, der den Artikel auf Anhieb so unnötig und albern erscheinen lässt, obwohl die Sache, um die es geht, durchaus berechtigt erscheint.

                amen, Andreas

                Und in deinem Geiste! ;-)

                Viele Grüße!
                _ds

                --
                Der Anschlusszug kommt 20 Minuten zu spät. Passagiere ohne Platzreservierung spielen Reise nach Jerusalem.
                Das kleine Seitenschwein, ICE 645
          2. Hi wahsaga,

            Wenn du in einen Raum voll dir unbekannter Leute kommst, wirst du dich höchstvermutlich auch allein auf Grund eines solchen absolut subjektiven und (zu) schnell gemachten Bildes bestimmten Leuten eher zuwenden als anderen.

            Es gibt, etwa aus dem Bereich des Personalwesens, umfangreiche Untersuchungen über die Bedeutung des ersten Eindrucks und wie schwer es ist, den zu revidieren. Dabei wurde dort auch sehr konkret untersucht, wie dieser Eindruck zustande kommt, welche Signale man wie aussendet usw.

            Tatsächlich ist die Frage interessant, wie kompetent wir bei der Erstellung dieser Blitzbewertungen sind.

            Wenn ich bspw. aus dem Ergebnislisting einer SuMa mehrere Seiten parallel öffne, dann widme ich mich vermutlich auch zuerst der jenigen intensiver, die auf den ersten flüchtigen Blick am ehesten meine "Erwartungen" erfüllt, oder mir rein optisch am "sympathischsten" ist, oder wie auch immer du das nennen möchtest.

            Ganz klar scheint mir die Kompetenz zur Negativbewertung zu sein. Ich glaube nicht, dass ich länger als eine Sekunde brauche, um eine Spam- oder Dialerseite zu erkennen, Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

            Wir alle urteilen über sehr viel mehr ganz fix unbewusst, also uns vermutlich lieb ist.

            Ich finde diese Kompetenz durchaus wichtig und positiv, wenn auch vielleicht etwas Gutes durchs Raster fällt.

            Er hat nichtmal einen Takt der Musik gehört, hat drei Sätze in einem Buch gelesen und hat 5 Sekunden der zweiten Staffel von "24" gesehen.. wer danach urteilen möchte, hat definitiv einen Sockenschuss.
            Auch du hast sicher schon mal nach den ersten drei Beats eines Techno-"Songs" gesagt, "sowas mag ich nicht hören";

            Auch im Videobereich wird immer wieder deutlich, wie schnell unsere Auffassungsgabe funktioniert. Ein Frame (1/25 Sek.) zuviel beim Schnitt wird durchaus wahrgenommen. Überhaupt ist ein Videoschnittplatz das ideale Experimentierfeld für Wahrnehmungsfähigkeiten in Bruchteilen von Sekunden.
            Vor Jahren schon hat man damit experimentiert, einzelbilder in Filmrollen einzuschneiden und zu prüfen, ob das unbewusst wahrgenommen wird.

            Ich kann mir schon vorstellen, dass das beim betrachten von Webseiten kaum anders ist (sofern die Bedinungen halbwegs vergleichbar sind, siehe Beispiel oben, wenn mir eine SuMa zu einem Thema mehrere Seiten empfiehlt o.ä.).

            Ich denke, jeder der viel surft, ist gezwungen, eine solche Kompetenz zu entwickeln, weil es derart viel Mist und Fallen im Netz gibt.

            Viele Grüße
            Mathias Bigge

            1. hi Mathias,

              Es gibt, etwa aus dem Bereich des Personalwesens, umfangreiche Untersuchungen über die Bedeutung des ersten Eindrucks und wie schwer es ist, den zu revidieren. Dabei wurde dort auch sehr konkret untersucht, wie dieser Eindruck zustande kommt, welche Signale man wie aussendet usw.

              Und daraus entstehen ja dann auch "Leitfäden", wie man sich in bestimmten Situationen (bspw. Bewerbungsgespräch) verhalten sollte, und welche unbewusst ausgesendeten Signale man zu unterdrücken versuchen sollte (verschränkte Armhaltung, die Verschlossenheit symbolisiert; an die Nase fassen - Nervosität; Abschweifen des Blickkontaktes, etc.).
              Wenn man das mal bewusst probiert, merkt man auch, wie schwer es ist, dieses Verhalten wirklich zu vermeiden bzw. konsequent gegenzusteuern ...

              Tatsächlich ist die Frage interessant, wie kompetent wir bei der Erstellung dieser Blitzbewertungen sind.

              Das zum einen - für das hier diskutierte Thema vielleicht noch interessanter, wie sehr wir solchen eigenen Blitzbewertungen vertrauen. Da kann meinetwegen noch so oft empirisch nachgewiesen werden, dass wir und in 50 oder auch 500 Millisekunden kein verlässliches Bild von einer Webseite machen können (wobei, allzu viel nachzuweisen gibt's da eigentlich wohl gar nicht) - wenn die Besucher von Webseiten trotzdem auf Basis dieser Blitzurteile handeln, nützte es wenig, wenn wir diese als unzuverlässig oder "Hokus Pokus" bezeichnen würden - die Konsequenzen für unsere Webseite blieben ja erhalten, wenn sie auch keiner "wissenschaftlichen" oder auch nur mit wirklich "gesundem Menschenverstand" unter entsprechend größerem Zeitaufwand durchgeführten differenzierten Betrachtung der Qualität dieser Webseite standhalten würden.

              Ganz klar scheint mir die Kompetenz zur Negativbewertung zu sein. Ich glaube nicht, dass ich länger als eine Sekunde brauche, um eine Spam- oder Dialerseite zu erkennen, Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

              Natürlich - du kennst ja auch inzwischen die Aufbaumuster deiner "üblichen Verdächtigen".
              Sobald diese aber optisch in eine andere Richtung gehen würden, müsstest auch du als erfahrener www-Nutzer sicher wieder mehr Zeit zur Bewertung einer solchen Seite aufwenden - weil deine Blitzbewertung dieser Seite zunächst mal doch wieder ein rein optisches Abgleichen mit dir bekannten Mustern darstellen dürfte.

              Auch im Videobereich wird immer wieder deutlich, wie schnell unsere Auffassungsgabe funktioniert. Ein Frame (1/25 Sek.) zuviel beim Schnitt wird durchaus wahrgenommen. Überhaupt ist ein Videoschnittplatz das ideale Experimentierfeld für Wahrnehmungsfähigkeiten in Bruchteilen von Sekunden.
              Vor Jahren schon hat man damit experimentiert, einzelbilder in Filmrollen einzuschneiden und zu prüfen, ob das unbewusst wahrgenommen wird.

              Ja, ich habe auch mal gelesen, dass damit experimentiert wurde, dem Zuschauer auf diese Weise unterschwellig Werbebotschaften zu vermitteln.
              (Und seit Tyler Durdens schönen Versuchen im Fight Club dürfte diese Methode ja auch einem breiteren Publikum bekannt sein ...)

              Ich denke, jeder der viel surft, ist gezwungen, eine solche Kompetenz zu entwickeln, weil es derart viel Mist und Fallen im Netz gibt.

              Die Frage bleibt nur bestehen, wie verlässlich diese erworbene "Kompetenz" ist - und ob wir nicht mit zunehmend steigenden erlernten Erwartungen daran, wie eine Webseite aussehen _sollte_, nicht manchmal auch kleine "Perlen" unbeachtet links liegen lassen ...
              (Aber selbst wenn, was soll's - das web ist doch sowieso a) zu groß und b) zu schnelllebig, um es sich komplett anzuschauen - und gerade unsere selektive Filterung macht es doch für jeden einzelnen zu einem individuellen Erlebnis.)

              gruß,
              wahsaga

              --
              /voodoo.css:
              #GeorgeWBush { position:absolute; bottom:-6ft; }
      3. Hallo.

        Meinst Du nicht, dass vielleicht an der Blitzbeurteilungstheorie etwas dran ist?

        Nach eingehender Betrachtung stimme ich dir zu.
        MfG, at

  2. gudn tach!

    nichts bahnbrechend Neues [...]
    Telepolis stellt dort eine Studie vor, nach wie dramatisch kurzer Zeit Surfer zu einem Urteil über eine Site kommen.

    hmm, mir ging es tatsaechlich so, dass ich vom artikel nur die ersten saetze ueberflogen habe und mich gedanklich sogleich deinem "nichts bahnbrechend Neues" anschloss sowie das weiterlesen abbrach.
    pauschal mit sekundenbruchteilen herumspielen zu wollen, halte ich fuer sinnfrei, weil wir menschen uns halt doch nicht immer alle gleich verhalten.
    und obwohl ich den artikel nun nicht, dafuer aber einige der beitraege hier im forum gelesen habe, glaube ich, dass _hier_ mehr rumgekommen ist als im artikel.

    prost
    seth