Wenn du in einen Raum voll dir unbekannter Leute kommst, wirst du dich höchstvermutlich auch allein auf Grund eines solchen absolut subjektiven und (zu) schnell gemachten Bildes bestimmten Leuten eher zuwenden als anderen.
Das dies bei Webseiten ähnlich funktioniert, erscheint mir recht plausibel.
Das was du jetzt sagst kann ich gut nachvollziehen, die Aussagen im genannten Artikel jedoch nicht. Vielleicht hätte man dich den Artikel schreiben lassen sollen ;-)
Das was ich eigentlich ausdrücken wollte: der Artikel spielt mit dieser Art von "Liebe auf den ersten Blick" eines Nutzers, die sich bereits nach 50 ms bilden soll und daraufhin über die weitere Aufmerksamkeit entscheidet. Natürlich kann jetzt jeder von uns irgendeine Einschätzung dessen geben, was man ihm für diesen kurzen Zeitraum vorsetzt. Aber ich weigere mich zu glauben, dass diese Einschätzung dem entspricht, was darauf in der Praxis folgt und in welchem Zusammenhang diese Einschätzung mit dem "Erfolg" des Webangebots steht. Sprich: in der Theorie, also nach einer Reflexion dessen, was man auf dem Schirm aufgeschnappt hat, bevor es einem wieder weggenommen wurde, mag man sich vielleicht für ein "Nein" entscheiden. In der Praxis jedoch findet der "Erfolg", um ihn nochmal zu nennen, ganz bestimmt erst später statt. Und gerade wenn man auf der Suche nach etwas ist, verliert die Umgebung stark an Relevanz: wenn ich auf der Suche nach einem Songtext bin, darf er sogar auf einer Beepworld-Seite stehen.
Auch du hast sicher schon mal nach den ersten drei Beats eines Techno-"Songs" gesagt, "sowas mag ich nicht hören";
Wenn ich auf der Suche nach einem Rocksong bin, ganz bestimmt. Dann entspricht nämlich der Inhalt auf Anhieb nicht dem Gesuchten. Ich wäre also im besten Fall gar nicht erst drauf gestoßen.
In allen anderen Fällen würde ich ihn mir für mindestens einige Sekunden lang anhören (geschätzt vielleicht 10), was im Verhältnis zu einem Webangebot weit weit mehr als der Blick für 50-500 ms ist.
hast ein Buch auf Grund seines dich überhaupt nicht ansprechenden Covers einfach links liegen gelassen;
Nein, wenn ich ein gutes Buch suche, ist mir das Cover, also die Umgebung, vollkommen egal. Ich würde ganz bestimmt davon in meinem ersten Gefühl beeinflusst, aber ernsthaft relevant ist der Autor, falls bekannt, Empfehlungen und der Klappentext.
im Fernsehn rumgezappt und dabei sehr schnell weitergeschaltet, wenn dir das gesehene nicht auf Anhieb interessant genug erschien.
Ja, aber Fernsehen ist Push und möchte meine Aufmerksamkeit. Dort möchte ich mich unterhalten lassen und weiß aufgrund meiner Erfahrung sehr schnell, was mich interessiert oder nicht. Im Internet bin ich Pull und mit fester Absicht und dem Bewusstsein unterwegs, dass die Form und Aufbereitung dessen, was ich suche, erstmal nur wenig bekannt ist.
Ich kann mir schon vorstellen, dass das beim betrachten von Webseiten kaum anders ist (sofern die Bedinungen halbwegs vergleichbar sind, siehe Beispiel oben, wenn mir eine SuMa zu einem Thema mehrere Seiten empfiehlt o.ä.).
Deine Erklärungen kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Der Artikel hat vielleicht das Problem, dass seine Schlussfolgerungen arg oberflächlich erscheinen, übertreiben oder falsch ansetzen.
"Gitte Lindgaard ein wenig Panik machend zu den Konsequenzen ihrer
Studie:
'Wenn der erste Eindruck nicht günstig ist, werden die Besucher von
Ihrer Website schon wieder weg sein, bevor sie wissen, dass Sie ihnen
mehr als Ihre Konkurrenten anbieten.'"
Ein Teil dieser Aussage trifft sicherlich zu. Der weitaus größere andere Teil jedoch scheint mir vollkommen praxisfern. Aber das ist vielleicht nur meine persönlich Meinung und Studien haben grundsätzlich recht ;-)
Viele Grüße!
_ds
Ist der Zeitpunkt gekommen, die Wahl des Getränks zu formulieren, meiden Sie schwammige Aussagen wie »Pott Kafffe« oder »'nen Matschato«, denn sie beschreiben Ihr gewünschtes Getränk nicht hinreichend und zeigen, dass Sie kein großes Interesse an der Kaffeekultur haben.
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