Der fette Mo: Entwicklung des W3C

Guten Tag allerseits,

leider ist mir Cheatah zuvorgekommen und hat als erster einen Thread zum Artikel auf heise.de eröffnet. Nachdem ich
diesen Forumsbeitrag dazu gelesen habe, bin ich auf die Idee gekommen, hier im Selfhtml-Forum jetzt mal einen "Meinung"-Thread dazu aufzumachen. (Ihr wisst ja, welches Niveau das Heise-Forum bzw. dessen meiste Benutzer haben.)

Frage: Was haltet ihr denn von der Arbeit des W3C in letzter Zeit allgemein, von XHTML 2.0 usw.?

Freue mich schon auf die Antworten.
Der fette Mo

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  1. Schade,

    Mittwoch ist wohl der falsche Wochentag, um umfangreiche Diskussionen anzufangen, oder? ;)

    Gruß,
    Der fette Mo

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  2. Hallo,

    leider ist mir Cheatah zuvorgekommen und hat als erster einen Thread zum Artikel auf heise.de eröffnet.

    [...]

    Frage: Was haltet ihr denn von der Arbeit des W3C in letzter Zeit allgemein, von XHTML 2.0 usw.?

    Das was in dem von dir erwähnten Thread genannt wurde, ist auch mein Gefühl: es tut sich da wenig.
    Ausführlicher: ich habe das gefühl, dass das W3C im Moment so seine Kriese hat, und dass die verschiedenen WGs etwas plan- und führungslos vor sich hin werkeln.

    Es gibt zwar zu Hauf neue Entwürfe etc. aber teilweise sind sie so obskur oder  von solch marginaler Interesse, dass man sich fragt: wer denn bloß auf die Idee gekomme ist.
    Z.B. die Gründung einer "Emotion Incubator Group" http://www.w3.org/2005/Incubator/emotion/charter/ (ohne weiteren Kommentar dazu)

    Auf der anderen Seite - und das wurde schon oft genug erwähnt - dümpeln viele Entwicklungen vor sich hin, wobei man nicht mal sagen kann in welchem Stadium, denn ein PR (Prop. Rec.) kann sehr schnell wieder zu einem CR oder gar zu einem WD zurückgestuft werden.

    Ich bin sogar geneigt zu glauben, dass das W3C sich zwar dem Druck der "Industrie" gebeugt hat - in dem diese Spezifikationen verlangt - aber auf der anderen Seite es versäumt hat, dafür Sorge zu tragen, dass die Entwicklung solcher Spezifikationen nicht zu einer endlose Diskussion zwischen den verschiedenen Intressen herunterkommt.

    Damit meine ich auch die Implementierung der verschiedenen Standards, denn Aussagen wie "nur was mit X anfängt, wird weiterentwickelt" kann ich nicht zustimmen: z.B. es gibt noch immer zu wenige Implementierung von XInclude (von XLink gar nicht zu sprechen) und das in Verbindung mit XML-Schema ist ein Kapitel an sich.

    Aber nicht nur diese Mangel der Implementierungen ist das Problem, wobei meiner Meinung nach es duraus zu Aufgaben des W3C gehörte, seine Mitglieder unter Druck zu setzen, solche Implementierungen zu entwicklen, sondern auch das man praktish auch keine Zeit mehr hat überhaupt etwas zu implementieren, denn die Entwürfe und Änderungen derselben kommen viel zu kopflos und schnell.
    Beispiel: XSL (also XSL-FO) 1.1 wurde im Februar CR, es gibt derzeit eine einzige Implementierung, d.h. im Grunde: null Erfahrung damit, aber man will schon jetzt über XSL-FO 2.0 diskutieren. Dass es keinen XSL-FO-Prozessor gibt der XSL-FO 1.0 vollständig unterstüzt ist nur ein weitere Kleinigkeit dabei.

    Es gibt noch viele weitere Beispiele zu diesem Thmenkreis von CSS über (X)HTML etc., aber es wundert mich nicht (und mich beschleicht in der letzen Zeit ebenfalls dieses Gefühl) dass viele meinen, die Entwicklungen finden langsam an anderen Orten als bem W3C statt.

    All die von Bjön und von anderen aufgezählten Probleme, wie dass es zwar zu viele Neuerungen gib, die aber teils dann wieder fallen gelassen werden, sind m.M.n. nur die Spymtome, dass das bzw. dass man es beim W3C im Moment selber nicht wirklich weiss wohin es gehen soll. Und damit sinkt die Glaubwürdigkeit der Organisation (aber auch das wurde schon gesagt).

    Grüße
    Thomas

    1. Guten Tag allerseits,

      Aber nicht nur diese Mangel der Implementierungen ist das Problem, wobei meiner Meinung nach es duraus zu Aufgaben des W3C gehörte, seine Mitglieder unter Druck zu setzen, solche Implementierungen zu entwicklen, sondern auch das man praktish auch keine Zeit mehr hat überhaupt etwas zu implementieren, denn die Entwürfe und Änderungen derselben kommen viel zu kopflos und schnell.

      Dazu sage ich nur: 44 Recomendations in dreieinhalb Jahren, wovon einem gut die Hälfte völlig unbekannt ist, wenn man sich die Liste mal durchliest. (Proposed und Candidate Recommendations mal nicht mitgezählt)

      Einfach kopflos gearbeitet nach dem Motto "hauptsache Innovationen und Veränderungen" wurde meiner Meinung nach auch teilweise bei XHTML 2.0. Die meisten Änderungen sind ja klug, aber wenn man sich solche Sachen anschaut, wie dass <img> längerfristig aussterben soll... Aua! Hauptsache keiner kann sagen, das W3C hätte zu wenig gearbeitet. Und XML Events machen XHTML nur unnötig kompliziert. Eigentlich sollte die Praxistauglichkeit über größtmögliche Erweiterbarkeit gestellt werden...

      |Ich bin sogar geneigt zu glauben, dass das W3C sich zwar dem Druck der "Industrie" gebeugt hat - in dem diese Spezifikationen verlangt - aber auf der anderen Seite es versäumt hat, dafür Sorge zu tragen, dass die Entwicklung solcher Spezifikationen nicht zu einer endlose Diskussion zwischen den verschiedenen Intressen herunterkommt.
      |[...]

      Es gibt noch viele weitere Beispiele zu diesem Thmenkreis von CSS über (X)HTML etc., aber es wundert mich nicht (und mich beschleicht in der letzen Zeit ebenfalls dieses Gefühl) dass viele meinen, die Entwicklungen finden langsam an anderen Orten als bem W3C statt.

      Bestes Beispiel: AJAX
      (Für mich persönlich war das ein Schock, als das W3C angekündigt hat, XmlHttpRequest standardisieren zu wollen.)

      Gruß,
      Der fette Mo

      --
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      1. Hallo,

        aber es wundert mich nicht (und mich beschleicht in der letzen Zeit ebenfalls dieses Gefühl) dass viele meinen, die Entwicklungen finden langsam an anderen Orten als bem W3C statt.

        Bestes Beispiel: AJAX
        (Für mich persönlich war das ein Schock, als das W3C angekündigt hat, XmlHttpRequest standardisieren zu wollen.)

        Für mich ist die Gründung der dafür verantwortlichen Web-API-Arbeitsgruppe eher symptomatisch für den peinlichen Niedergang des W3Cs.

        Das W3C hat nach Jahren gemerkt: Da entwickelt sich das Web fort, es entstehen informal und halb-formal (WHATWG) praxisorientierte, innovative Techniken, die das Web einschneidend verändern und sein Potenzial vergrößert.

        Tja, da geht dem W3C der Arsch auf Grundeis, der Abstieg in die Irrelevanz droht, wenn das so weitergeht. Gründet man schnell eine Arbeitsgruppe, die die autonomen Entwicklungen wieder in geordnete Bahnen lenkt. Die Arbeitsbereiche der Arbeitsgruppe lesen sich wie ein Auszug aus den Ideen der WHATWG und diversen proprietären Technikentwürfen.

        Gut, es mag nicht schlecht sein, dass ein Gremium wie das W3C Ordnung in den kreativen Wildwuchs bringen will, aber hier handelt das W3C nicht mehr aktiv, sondern reaktiv und defensiv. Es ist auch eine Strategie, um seine Monopolstellung zu verteidigen, um die Dynamik der W3C-fremden Entwicklungen zu schwächen bzw. zu steuern. Feindliche Übernahme sozusagen. Hier versucht man vor allem, den Entwicklungen hinterherzulaufen und sie in die eigenen Techniken einzubetten. Dabei hat niemand Lust auf das Framework, was das W3C momentan zusammenschustert - die W3C-fremden Entwicklungen sind gerade deshalb erfolgreich, weil sie nicht in ein solches Modell integriert sind, das sich nach Meinung vieler auf dem Holzweg befindet.

        Mathias