Moin,
Vielleicht muss man sich diesen gigantischen Schritt, der vor nur so wenigen Jahren vollzogen wurde, immer wieder vor Augen führen, bevor man darüber redet, ob man proprietäres im WWW machen möchte.
[...] *Jeder*, insbes. nicht mit den Feinheiten der Informatik gesegnete Professoren (das Web war ja erstmal zum wissenschaftlichen Informationsaustausch erdacht) sollte in der Lage sein, diese Markupsprache zu benutzen. *Deswegen* wurde bewußt auf den sonst üblichen Formalismus (s. SGML) verzichtet.[...]
Das rechtfertigt keine proprietären Bestandteile im Quellcode (darum ging es ja in dem Absatz, den Du von mir zitiertest). Und es ist in meinen Augen auch keine Rechtfertigung für bewusst oder z.B. aus Faulheit herbeigeführte Regelverstöße _ohne_ nachvollziehbare Berechtigung.
Richtig, und da hättest Du meine breiteste Unterstützung gegen Regel-Korinthenkacker, ist Dein Lob auf die Robustheit und - jedenfalls anfängliche - "Übersichtlichkeit" der ersten HTML-Specs. Dieses Feature (Übersichtlichkeit) haben wir aber schon längst hinter uns gelassen. Das endete mit Netscape 2.0, der das WWW bunt machte.
Historisch gesehen, fällt mir dabei gerade ein, sollte jeder, der sich jede noch so kleine von Standard abweichende Darstellung des IE aufregt, auch vergegenwärtigen, dass Nicht-Beachtung der W3C-Regeln zur Entstehungszeit des Produktes eher ein Feature denn ein Bug gewesen ist. Mittlerweile haben sich aber alle Marktteilnehmern, so scheint mir, die Spielregeln des WWW mehr verinnerlicht. Auch der IE marschiert mittlerweile in die "richtige" Richtung. Angesichts seiner langen Zeit als faktischer Monopolist hätte Microsoft sich auch anders verhalten können.
Mit der zunehmenden Komplexität der Sprache HTML stieg aber auch die Anforderung an Regelkonformität. Browser kamen "damals" in den 90er Jahren mit handelsüblichen Glaskugeln aus. Wollten sie nur den damaligen Stand des stillschweigenden Korrigierens oder drüber-hinweg-sehens halten, müssten sie allein angesichts des Umfang von HTML und CSS mittlerweile schon mit planetengroßen Glaskugeln daherkommen.
Und damit bin ich dann wieder bei deinen Argument :-) Geblieben und sicher erhaltenswert ist hingegen die Robustheit der Browser bei Flüchtigkeitsfehlern oder anderen Nachlässigkeiten. Aber darum geht es hier eben nicht.
Viele Grüße
Swen Wacker