Christoph Schnauß: Kennst du "das Malheur mit dem Open Source" nicht?

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hallo Nicole,

zum Thema Open Source:
Technisch gesehen ist das natürlich kein Freibrief für die Software,
Siehe auch:http://de.wikipedia.org/wiki/Open-Source
Das ist allerdings so eine Sache...

Wieso? Der Wikipedia-Artikel ist gut, und als Einstieg in die Problematik durchaus zu empfehlen..

Es gab erst vor wenigen Tagen einen kleinen thread hier, der sich auf die Forumsoftware betog. Die war ein paar Jahre lang Open Source und ist es jetzt nach dem Willen des Softwareentwicklers nicht mehr. Du kennst offenbar das Malheur mit dem Open Source nicht ...
Ich muss Ihm vollkommen recht geben in bezug auf Unterstützung im deutschsprachigen Raum.

Ich nicht. Zum einen, weil ich die Dimension "im deutschsprachigen Raum" nicht beurteilen kann, zum anderen, weil ich die Diskussion um die Entwicklung der Forumssoftware sehr gut beurteilen kann. Allerdings geht es dabei um ein einzelnes, wenn auch sehr großes, Projekt. Das Forum hier mag einzigartig sein, die Forumsoftware auch - aber die angesprochene Problematik ist es nicht.

Vor Jahren lange bevor es Blogs oder Webtools(Gästebücher, counter) zuhauf gab

Hm. Sei vorsichtig mit der Nennung solcher Stichwörter - sie könnten wirklich "stechen". Die ganze Geschichte mit den "blogs" ist sowohl als Wort wie auch als Realisierung noch sehr jung, kaum viel mehr als höchstens zwei Jahre alt. Gästebücher und Counter und noch einiges mehr, was über die CGI-Schnittstelle realisiert werden kann, ist aber nahezu ebenso alt wie das "Web" selbt. Ehe PHP kam, wurde nahezu ausschließlich Perl für solchen Kram genutzt (das ist auch der Grund, weshalb es in der aktuell veröffentlichten Version von SELFHTML immer noch kein PHP-Kapitel gibt), und das gibts seit mehr als einem Vierteljahrhundert.

habe ich solche systeme kostenlos angeboten.
Natürlich in der Hoffnung Unterstützung in Form von Hilfe oder finanziell durch Programmier-Aufträge oder sonstwas zu erhalten.

Auch das Forum hier ist aus vergleichbaren Beweggründen entstanden. Allerdings ist SELFHTML eine frei zugängliche Dokumentation und kein "Programm" mit irgendwelchem lizenziertem Sourcecode.

Das Ende vom Lied war , dass ich knapp 130.000 User hatte die meine Tools ausgiebig nutzten und meinen Traffic hoch hielten.
Bei den damiligen Trafficpreisen kann sich jeder meine Enttäuschung vorstellen, denn Hilfe kam so gut wie gar nicht.

Nunja, du hättest dir eben bereits "damals" Gedanken über die Lizenzierung machen sollen. Verstehen kann ich die Enttäuschung schon. Aber Alexander hat dir dazu ja auch schon etwas Beherzigenswertes geschrieben.

Ein Gegenbeispiel: Alexander und ich sind grade dabei, eine PHP-basierte Software neu zu entwickeln (die "Zitatesammlung" für das Forum hier). Daß es die zur Zeit nicht mehr gibt, beruht ebenfalls auf einem Lizenzproblem. Schon allein während der Entwicklungszeit muß ich dauernd nachfragen, was er sich denn bei bestimmten Codeschnipseln gedacht hat, damit ich es in "meinem" Projektteil umsetzen kann. Das geht bei solchen Dingen los, daß bisweilen schwer verständlich ist, warum in einer Methode ein boolescher Wert Verwendung findet und eine andere Methode ganze fünf Übergabeparaameter verlangt.
Wir haben das auch als Open Source vorgesehen, das heißt, wenns denn fertig ist und veröffentlicht wird, darf jeder den Code haben. Und für seine Zwecke auch ändern oder anpassen.
Aber: wie soll denn jemand bei mehreren tausend Codezeilen immer sofort ganz klar wissen, wann warumm ein boolescher Wert zwingend nötig ist und nicht auch ein String infrage käme? Solche Fragen muß jemand, der den Code zwar "frei" vor den Latz geknallt bekommt, ihn aber erstmal verstehen muß, für sich selbst lösen. Selbstverständlich ist mir absolut klar, wann, wo und warum ich RegExes einsetze, ich entwickle den Kram schließlich. Aber ist mein Code denn auch so geschrieben und formatiert und enthält er genügend - aber nicht zuviele - Kommentare, so daß ein Fremder ihn auch verstehen kann?

Ich meine damit: wer selber ein "Open Source Projekt" entwickelt und von vorneherein davon ausgeht, daß es später Leute geben wird, die das Projekt auch für ihre Zwecke "umzumodeln" versuchen, muß auch darauf achten, daß diese "Leute" überhaupt verstehen können, wie der Code aufgebaut ist. Und _das_ ist meines Erachtens der Hauptgrund, weshalb manche Open Source-Projekte eben nicht besonders viel "erwünschtes" Feedback bekommen können. Und wenn dann jemand nachfragt, _darf_ man nicht davon ausgehen, daß der Fragesteller bereits alle die Fragen und die zugehörigen Lösungsansätze kennt, die während des eventuell monate- oder jahrelangen Entwicklungsprozesses auftraten.

Grüße aus Berlin

Christoph S.

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