Mathias Bigge: Berufliche Zukunft?

Beitrag lesen

Hi Bio,

Es ist eben nicht so einfach. Dennoch: Eine Wirtschaftspolitik, die das Schaffen von Arbeits- und Ausbildungsplätzen honoriert, halte ich für nötig, vor allem nach dem mehrfach gescheiterten Eiertanz um die Selbstverpflichtung der Unternehmen.
Und wo ist die Grenze zum quasi-sozialistischen Pseudo-Vollbeschäftigungsstaat, wenn das Schaffen von Arbeits- und Ausbildungsplätzen honoriert wird?

Wirtschaftspolitik steuert bestimmte Entwicklungen, die Vorstellung einer vollständig selbstregulierten Marktwirtschaft ist bloß albern. In jedem Bereich der Wirtschaft werden politische Entscheidungen getroffen, die die Bedingungen des Marktes verändern, zur Zeit etwa im Bereich des Gesundheitswesens, aber auch in der Energiepolitik usw. Viele Gesetze beeinflussen konkrete Angebote oder machen bestimmte Produkte erst möglich. Also mal ohne Schublade:

Was spricht gegen Regelungen, die Betriebe begünstigen, die ausbilden? Was dafür spricht, ist so leicht zu sehen, dass ich das wohl nicht auszuführen brauche.

Die Wirtschaft funktioniert - wenn es Chancen gibt, wird expandiert, dann wird auch ausgebildet und eingestellt; wenn nicht, dann nicht.

Das neoliberale Credo, das angesichts des zutiefst politischen Verflechtungen der Wirtschaft auf mich unehrlich wirkt. Natürlich ergeben sich die Regeln der Verkehrspolitik nicht einfach aus der Konkurrenz. Es werden auf politischer Ebene ständig Entscheidungen getroffen, die das wirtschaftliche Planen und Handeln der Automobilindustrie beeinflussen. Eben das heißt heute wirtschaftlich klug zu handeln, nämlich geschickt mit den sich stets verändernden Rahmenvorgaben der Politik umzugehen.

Was nützen uns subventionierte Arbeitsplätze und ausgebildete Menschen, die dann keiner übernimmt?

Da wäre es natürlich besser, 10 Jahre lang fünfzig Prozent der Jugendlichen auf die Strasse zu schicken, um dann über den Mangel an qualifizierten Leuten zu jammern. Betreibswirtschaftliches Handeln ist in vielen Bereichen notgedrungen kurzsichtig. _Jetzt_ will man Kosten einsparen, man kann oft gar nicht aus eigener Kraft weit genug in die Zukunft planen. Genau in solchen Fällen ist der Gesetzgeber gefordert, eine längerfristige Perspektive ins Spiel zu bringen, indem er es für _alle_ Konkurrenten attraktiv macht auszubilden.

Was glaubst Du kann die Basis zukünftigen wirtschaftlichen Erfolgs unseres Landes sein, wenn nicht gut ausgebildete Leute?

Viele Grüße
Mathias Bigge