Stonie: Peinliche AL´s

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Hallöle!

7,- Euro haben oder nicht haben ist ein Unterschied. Und die Rahmenbedingungen kennen wir gar nicht, ob da noch von anderer Seite Zuzahlungen/Zuschüsse im Spiel sind, ob's als 400-Euro-Job gehandelt werden soll, etc.

Sieben Euro pro Stunde sind wahrlich zum Leben zuwenig und zum Sterben zuviel; wenn du so ein opulentes Gehalt bekommst, darfst du wegen jedem Mist zum Sozialamt rennen, um dir Wohngeld, Kleidergeld etc. zu erbetteln. Wozu gehe ich arbeiten?

da bekommst du für einen vergleichbaren Job schon bei einer Personalleasing-Firma mehr.

Warum sind die Leute dann nicht bei der?

Weil immer wieder davor gewarnt wird, dass das doch nur Ausbeuterläden sind. Seit der wunderbaren Gesetzesänderung durch meinen Lieblingskumpel Schröder gibt es unter den Personalleasing-Firmen auch deutlich mehr davon, denn inzwischen haben große Firmen es nicht mehr nötig, sich das "Fußvolk" unter den Angestellten selbst einzustellen und sich so den Unbillen des Arbeitnehmer- und Kündigungsschutzes auszusetzen. Sie holen sich einfach Mietpersonal, dessen man sich jederzeit entledigen kann. Das ist zwar etwas teuerer, als wenn man eigenes Personal hätte, aber auf lange Sicht rechnet sich das, denn man hat keinen Ärger am Hals, wenn man Leute rausschmeisst, keine Abfindungszahlungen, keine Kündigungsfristen, keine Erklärungsnöte gegenüber irgendwelchen Institutionen. Anruf bei der Leasingfirma genügt. Ich will keine Blondine mehr im Sekretariat, schickense mir mal 'ne Brünette...

Jemanden, der einen Bandscheibenschaden hat, kann man nicht zum Spargelstechen gebrauchen, Leute, die keinerlei Kommunikationsbegabung haben, brauchen im Call Center noch nicht einmal die Tür aufzumachen.

Und so mancher Arbeitsloser hat auf Nachfrage beide Merkmale zu bieten, je nachdem, welches die Situation gerade erfordert.

Ich habe nie gesagt, dass es unter den Arbeitslosen nicht auch solche gäbe, denen keine, aber auch gar keine Ausrede zu peinlich ist. Unter denen sind übrigens auch diejenigen zu finden, die durch die "Beratung", die ihnen zuteil wurde, nur noch frustriert sind. Das ist dann sozusagen die Rache des kleinen Mannes.

Wenn du dir anhören musst, dass du, damit du an einer Umschulungsmaßnahme teilnehmen darfst, mindestens einen Zeitraum X in einem fachfremden Beruf arbeiten sollst ("stellense sich mal bei der lokalen Backwarenverkaufskette hinter die Theke"), dann freust du dich. Vor allem dann, wenn du nach sechs Wochen hinter der Theke vor Rückenschmerzen nicht mehr stehen, sitzen, laufen kannst, also einen anderen Job für ungelernte Hilfskräfte annehmen darfst, was genauso nach hinten losgeht, weil fast alle diese Jobs irgendwo in die Knochen gehen. Irgendwann gelangst du dann zu der Überzeugung, dass du sowieso zu nichts taugst (deine Umschulung bekommst du ja auch nicht, du bist ja noch nicht einmal in der Lage sechs Wochen einfach stumpf vor dich hinzuarbeiten) und lässt dich eben von der Arbeitslosenversicherung und später von Väterchen Staat aushalten.

Ich finde, dass unsere wunderbare Arbeitsagentur, die nicht mehr Amt heissen darf, weil das so verstaubt klingt, aber immer noch ein verstaubtes (Verwaltungs-)Amt ist, langsam mal aus der Hüfte kommen sollte, was die Modernisierung von Vermittlungstechniken anbelangt.

Unwidersprochen.
Derzeit "verwaltet" sie die Masse der Arbeitslosen lediglich, weiterhelfen kann sie wohl den wenigsten.

Streich' das "Derzeit" und schon sind wir uns einig - das Arbeitsamt hat noch nie etwas anderes getan.

Zu dieser Überzeugung gelangte ich übrigens an dem Tag (das war im Jahre des Heils 1987), an dem ich auf's Arbeitsamt ging, weil ich mit meiner auf Anraten des Beraters beim Arbeitsamt durchlaufenen Ausbildung fertig war und einen Job suchte und die Dame, die mich bezüglich meines Anliegens, einen Arbeitsplatz einzunehmen, beraten sollte, die Hände gen Himmel warf, nachdem sie mein Begehr gehört hatte und rief "Ja, warum haben Sie denn _das_ gelernt? Mit denen können wir die Straßen pflastern..." Ich habe in dem Beruf, den der Berufsberater mir angedient hatte, satte drei Monate gearbeitet. Danach war ich dann Bürohilfskraft, Empfangsdame, Sekretärin, Telefonistin, Schreibkraft, nochmal Schreibkraft, Englisch- und Deutschlehrerin, "Webdesigner"... und jetzt bin ich Call Center Agent. Und das alles ohne die Hilfe des Arbeitsamtes, das es ja nicht gewagt hätte, mir einen Arbeitsplatz anzubieten, für den ich nicht (im Sinne von über- oder unter-) qualifiziert gewesen wäre. Mal sehen, was als nächstes kommt.

File Griese,

Stonie

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Ein schlechtes Statement spricht für sich - jeder Kommentar ist verschwendete Energie, die einem bei wirklich wichtigen Unterfangen fehlen könnte.
Und im Übrigen kennt auch Stonie Wayne.