Def: Wohin`?

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Ein Künstler sollte genau unterscheiden, ob er das Internet als "Ihr Schaffen schlicht wiedergebendes Medium" in einer Art Werkskatalog nutzen möchte oder als eigentliches Kunstmedium, das es durch ihr schaffen zu bereichern gilt.

Ich denke, damit triffst du den Nagel auf den Kopf. Zumal wenn ein Künstler eben das tut, was einen Künstler ausmacht: kreativ sein und aus gewohnten Bahnen ausbrechen.
Wenn ich dagegen einen Internet-Shop machen will, dann kann ich vermutlich auf eine Reihe von bereits vorbereiteten Shopsystemen, also im Prinzip Vorlagen, zurückgreifen, die sich wahrscheinlich (hoffentlich) im praktischen Einsatz bereits bewährt haben. Das Potenzial für Fehler ist damit schon mal geringer.
Hingegen kann ich auf Vorlagen natürlich nicht oder kaum zurückgreifen, wenn ich etwas fundamental Neues kreieren will.

Im letztgenannten Fall darf eine "Internetarbeit", also ein eigenständiges Internetwerk natürlich auch sperrig sein. Dann aber muß der kunstschaffende sich mit dem Material und der Geschichte seines Materials etc auch auskennen. Sonst kommt nur Grafitty-auf-Schulklo raus.

Die Frage ist allerdings, was "sperrig" genau heißt. Zum einen ist es, finde ich, keine Entschuldigung für schlechte und fehlerhafte Programmierung, d.h. auf einigermaßen aktuellen Browsern sollte der Kram sauber laufen. Dabei liegt es IMHO durchaus in der Verantwortung des Machers der Seite, Workarounds für eventuelle Browserbugs zu implementieren, und zwar nicht nur für den IE, sondern z.B. auch bei Fehlern in aktuellen Firefox- und Opera-Versionen.
Zum anderen gibt mir besipielsweise eine "sperrige", umständliche Navigation als Besucher nicht unbedingt das Gefühl, etwas umwerfend Neues zu erleben, und genau daran hapert es häufig. Oftmals sind die Ideen der Künstler dann doch nicht so ungewöhnlich, dass sie frappierende Aha-Erlebnisse auslösen, von denen ich so begeistert bin, dass ich sagen kann: Ja, das war mal was!

Will der Kunstschaffende aber nur sein Werk aufzeigen, das Internet also also als Reproduktionsmedium analog eines Kataloges, dann sollte er in 99% der Fälle die Arbeit an einem gutem Handwerker abgeben. Nur erst einmal einen finden ;-)

Der Witz bei der Sache ist doch eigentlich, dass man für eine Art Werkschau im Grunde nicht mal besonders viel wissen muss. Da reicht doch an sich eine Teilmenge von HTML und CSS, und das könnte auch technisch wenig versierter Künstler hinkriegen.
Ich glaube, viele Künstler, die sich im Web präsentieren wollen, fühlen sich an Hand der Fülle von Webtechnologien einfach überfordert ("Das muss ich alles wissen??? Oh Gott! Das lerne ich nie!"), greifen zu irgendeinem visuellen Super-Ultra-Plus-Homepage-Tool, das schlechten Code generiert, und dann kommen halt solche Sachen dabei raus.

[...] Gerade bei Kusntschaffende ist die sensibilität über die Wichtigkeit der nichttextlichen Informationsebene (Gestaltungen wie Farbe, Form)  weit höher als es bei den meist sich auch hier tummelnden html-Spezies [...]

Ich glaube trotz allem daran, dass wir Menschen eher visuell orientiert sind, und weniger abstrakt denken. Auch die HTML-Puristen, die semantisch sinnvoll strukturiertes HTML bevorzugen. Auch wenn letzteres wie ein abstraktes Konzept klingt, ist es gar nicht so abstrakt. Die Faszination, die von semantisch korrektem HTML und sorgsam davon getrenntem CSS ausgeht, liegt doch auch in der Optik - allerdings in Bezug auf den Quelltext, der eine angenehme Ordnung, Übersichtlichkeit und Schlichtheit ausstrahlt. (Alles IMHO ;-)

Def