Hi,
billige Klischees, ...
Aber
dieses Aber ist mir allerdings zu geringwertig gegenüber den Minuspunkten des Buchs.
solide recherchierte und zum Großteil wahre wissenschaftliche Grundlagen,
Woran erkenne ich, welche davon wahr sind und welche nicht? Wenn ich in einer derartigen Ausführlichkeit über Meeresbiologie Bescheid wissen möchte, dann besorge ich mir entweder entsprechende Fachliteratur und/oder frage Leute, die _vom_Fach_ sind. Den Kreativchef einer Werbeagentur würde ich dazu wohl kaum befragen.
einfachst zu durchschauende Lesermanipulation, ...
Nun ja, psychologisch nicht gerade hochkomplex, das muss ich zugeben.
Ich lasse mich bei _guter_ Literatur gerne auch mal ein bisschen manipulieren, aber so offensichtlich wie hier – nein danke, da fühle ich mich vom Autor verar***t.
überzogenes USA-bashing ...
Was du als USA-bashing empfindest, richtet sich da eigentlich an _alle_ Industrienationen - auch wenn Schätzing natürlich dem Drang der USA, überall die Kontrolle zu haben, Rechnung trägt.
Wenn dem so ist, hätte Schätzing es ja auch so schreiben können. Für mich ist es reiner Populismus, mit dem man die Leser so wunderbar einfach einfangen kann.
Und die ...
teilweise gähnend langweilige Beschreibungen über Seiten hinweg ...
habe ich als meist hochinteressante Ausflüge in die Naturwissenschaften empfunden
Auch die ellenlange Beschreibung der ach so tollen „Independence“ und die detaillierte Darstellung der Hilfsmittel (ich will mal keine Namen nennen), mit denen die Präsentationen zusammengefrickelt und an die Wand gebeamt wurden und und und …
(okay, ab und zu habe ich auch mal ein paar Absätze nur schnell überflogen).
Weil die Beschreibungen z.T. langatmig und langweilig sind. Da habe ich schon spannendere Bücher über elektromagnetische Wellen gelesen. Wissenschaftliche Grundlagen für Laien _interessant_ und dennoch _fachlich_korrekt_ aufzubereiten ist eine hohe Kunst, die F. S. mMn nicht beherrscht.
Nee, also Frank Schätzing hat, ebenso wie Dan Brown, meine Hochachtung als Autor, der für atemlose Spannung sorgt, seine Handlung aber auf ein solides Fundament von gut recherchierten Tatsachen stellt.
Bitte streichen Sie „atemlose Spannung“. Der Rest mag ja zutreffen. Auf eine Stufe mit Dan Brown gehört Schätzing jedenfalls nicht, allein sprachlich schon nicht. Ist dir mal aufgefallen, dass Scheinwerfer grundsätzlich immer nur „aufflammen“ – nur so als Beispiel. Meine Deutschlehrerin hätte mir für so etwas die Ohren langgezogen, und zwar länger als die langweiligen Passagen im Schwarm.
Wobei ich von Dan Brown auch etwas enttäuscht war. Illuminati fand ich superspannend (obwohl ich bis heute nicht weiß, warum man eine Funkkamera nicht orten kann, wenn man ihr Signal einwandfrei auswerten kann), der Da Vinci Code war eigentlich nur Illumainati in grün. Trotzdem ein sehr spannender Roman, bei dem man sehr viel mitdenken kann und muss. Sorry, aber Schätzing kann da bei weitem nicht mithalten. Viel Fachwissen und ein VHS-Kurs „Wie schreibe ich einen erfolgreichen Thriller“ reichen nicht aus, um ein wirklich gutes Buch zu schreiben. Vom Marketing allerdings hat er anscheinend wirklich Ahnung, das muss man ihm lassen.
Bedeutet das Wort „Thriller“ eigentlich übersetzt „führe möglichst viele Neben- und Hauptpersonen in die Handlung ein um sie dann möglichst publikumswirksam oder auch in Nebensätzen sterben zu lassen“? _Das_ hat mich nämlich auch genervt. Wozu muss ich wissen, dass ein Anwalt demnächst viel Geld verdienen wird und es sich jetzt mit seiner schwangeren Frau schonmal so richtig gut gehen lässt, wenn eben dieser Anwalt später in einem Nebensatz in der Art „Anwalt xy und seine Frau waren zu diesem Zeitpunkt schon seit Stunden tot“. Grr. Wie viele Stunden meines Lebens habe ich mit diesem Schmarrn vergeudet! Ich hätte es wirklich eher drangeben sollen, aber so bin ich eigentlich nicht. Somit wurde „Der Schwarm“ das erste Buch, das ich nicht bis zum Ende gelesen habe.
Schönen Sonntag noch!
O'Brien
Frank und Buster: "Heya, wir sind hier um zu helfen!"