Marc Reichelt: Welche Linux-Distribution?

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Hallo Alex,

Hab ich schon beide getestet. Die Installation lief problemlos. Dann geht's los mit den Rechten: Per default hat (K)Ubuntu keinen Root-Zugang, Root-Rechte kann man nur in der Konsole und im Paketmanager erlangen. Ich kann also erst mal keine Konfigurationsdatei in einem Editor editieren. Nach Recherchen in Ubuntu-Foren hab ich's irgendwie hinbekommen, einen Root einzurichten.

Hier solltest du verstehen, dass der root-Benutzer bei Ubuntu nicht explizit benötigt wird. Alle Ereignisse, die root-Rechte benötigen, werden über den Befehl "sudo" erledigt.
Auf der Konsole also z. B.: "sudo apt-get install <paketname>"

Wenn man nun keine Lust hat, das sudo jedem Befehl voranzustellen, tippt man in der Konsole "sudo su" ein - und hat somit eine root-Konsole.

Dann habe ich mir (als Root eingeloggt) einen LAMP-Testserver eingerichtet. Dieser funktionierte dann aber nicht, wenn ich als User eingeloggt war (PHP meldete immer nur Fehler in Zeile 0).

Das verstehe ich nicht recht.
1. Wie hast du LAMP installiert? Ich nehme an über die Paketquellen.
2. Wo legst du die PHP-Dateien hin - und mit welchem Inhalt?

Überhaupt möchte ich mich (erst Recht als Neuling) nicht mehr mit der Konsole beschäftigen müssen, das erinnert mich irgendwie an den Informatik-Unterricht in der Schule (das war, als die Bildschirme noch grünen Text auf schwarzem Hintergrund hatten und das Betriebssystem von einer 5,25"-Dikette gebootet wurde).

Du solltest dich so langsam von den alten Vorstellungen einer Konsole lösen - die Shell von Linux ist bei weitem leistungsfähiger und vor allem komfortabler.
Als ich 2001 mit Linux angefangen habe (weil ich mein Windows bereits zum dritten Mal in 4 Wochen neu aufgesetzen musste) war ich offen für alles.
Ich nam meinen Rechner mit zu einem Linux-Experten in die Firma meines Vaters, und konnte dort Hilfe von ihm bekommen.
Als ich dann SUSE Linux installiert hatte, und nur das Bild einer Konsole vorgeführt bekam (der Grafikmodus ging in den ersten Stunden nicht), habe ich mich eingeloggt und ein wenig gespielt. Als mir dann der Linux-Experte an meiner Seite gezeigt hat, dass es mehrere Konsolen gab, zwischen denen ich einfach via Tastenkombination hin- und herschalten konnte, war ich völlig aus dem Häuschen. Die Shell war so viel besser als die Konsole, die ich bisher kannte (von DOS). Und dann bekamen wir auch noch den Grafikmodus vernünftig hin.

Die Moral aus der Geschichte? Man sollte die Konsole von Linux _nie_ mit den altertümlichen Konsolen aus der Vergangenheit vergleichen.

Warum viele angehenden Linux-Benutzer Angst vor der Konsole haben? Weil
1. sie (wegen Windows) nur gelernt haben, wie man Buttons anklickt
2. sie eine alte Konsole aus der Vergangenheit kennen und fürchten gelernt haben.

Und nun zu dir: Du kannst in der Konsole von Linux sehr viele Aufgaben komfortabel erledigen. Es ist aber nicht so, dass du einfach "klicken und loslegen" kannst - Linux erwartet von dir, dass du dich hier einarbeitest.
Die Profis gehen sehr gut mit der Konsole um - es wäre also falsch, zu fordern, die Konsole sollte nicht mehr benötigt werden, nur weil du (noch) nicht mit ihr umgehen kannst.

Im Übrigen: Du möchtest LAMP einsetzen. Und da Apache, MySQL und PHP professionelle Tools sind, die eine hohe Komplexität mit sich bringen, wirst du auch ein hohes Wissen benötigen, um sie richtig zu nutzen. Die Bedienung einer Konsole kann hier sehr von Vorteil sein:
1. Zum schnellen Editieren der Konfigurationsdateien sowie Neustarten der entsprechenden Dienste
2. Später auch zur Wartung eines Servers, zu dem man keinen grafischen Zugang hat (sprich: Die Wartung ausschließlich über die Konsole erfolgt).

Das Installieren von Programmen mit dem Paketmanager war, wie gesagt, kein Problem mehr. Aber was, wenn ein Programm oder eine neue Version vom Paketmanager nicht unterstützt werden? Als ich neulich Kubuntu ausprobiert habe, gab es über den Paketmanager z.B. nur Firefox 1.5. Ich habe es trotz längerer Recherchen nicht hinbekommen, die aktuelle Version 2 zu installieren.

Kubuntu 6.10 hat Firefox 2.0 dabei - eventuell solltest du ein dist-upgrade durchführen, wenn du Kubuntu 6.06 hast. Kubuntu 6.06 setzt AFAIK auf den Firefox 1.5.

Dann die Schriften... Die default-Schriften sind IMHO in allen Distributionen fürchterlich! Ich kann mich erinnern, vor ein paar Jahren in Suse-Linux Verdana, Arial & Co. installiert zu haben. In Kubuntu ist mir das neulich, trotz ausführlicher Tutorials, nicht mehr gelungen.

Es gibt (in (K)Ubuntu 6.10) ein Paket "msttcorefonts", du kannst es einfach über
sudo apt-get install msttcorefonts
(oder den Paketmanager deiner Wahl) installieren.

Ach ja, das ist auch schon ein kleines Beispiel, wie mächtig die Konsole ist: Es dauert nur Sekunden, diesen Befehl einzutippen und zu bestätigen.
Im grafischen Programm "Adept" unter KDE (oder in den Pedants) muss ich
1. erst mal das Programm starten
2. dann nach "msttcorefonts" suchen
3. und anschließend die Installation bestätigen.

Die Installation kann übrigens (in beiden Fällen) gerade bei diesem Paket etwas dauern - das Paket ist nur ein Installer, der dann die Schriften herunterlädt, entpackt und installiert. Das dauert...

An das Einrichten von Geräten wie Drucker oder Scanner habe ich mich noch gar nicht herangewagt.

In Kubuntu kann man den Drucker recht einfach in den Systemeinstellungen hinzufügen.
Natürlich muss dein Drucker unterstützt sein - manche Druckerhersteller (vor allem Lexmark) drücken sich davor, ihre Drucker auch auf Linux zum Laufen zu bringen.

Und das alles sind bei Windows Selbstverständlichkeiten!

Linux ist nicht Windows - es ist eine Alternative, kein Ersatz.
Im Übrigen kommt Windows auch nicht mit Druckern und Scannern klar - Microsoft kümmert sich auch kaum darum. Das machen einzig und allein die Hersteller.

Grüße

Marc Reichelt || http://www.marcreichelt.de/

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Linux is like a wigwam - no windows, no gates and an Apache inside!
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