Bernhard: SPON-Artikel über "gender mainstreaming"

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Hallo Richard!

Ich will überzeugen. Wenn das für dich eine Belehrung darstellt, dann soll mir das Recht sein.

Du legst doch Wert darauf, dir deine Meinung selbst zu bilden? Wenn nun andere das auch wollen, solltest du ihnen dies auch zugestehen.

Ich gestehe allen eine eigenständige Meinungsbildung zu. In einer Diskussion, welche Meinung die beste darstellt, wie sie z.B. im Prozess der Gesetzgebung in Parlamenten stattfindet, können aber nur Personen diskutieren, die sich ihre Meinung schon gebildet haben. Ansonsten kann man nicht guten Gewissens in den Gesetzgebungsprozess eingreifen wollen. Denn wenn man für sich nicht entschieden hat, welche Vorgehensweise am besten ist, kann man nicht für oder gegen ein Gesetz sein.

Wenn du nun überzeugen willst, entscheidest _du_ für andere Personen, was die gefälligst für gut zu halten haben.

Tja, genau das tut auch der Gesetzgeber. Ich versuche lediglich, mich an der Diskussion derart zu beteiligen, damit ich nicht zur überstimmten Fraktion gehöre. Ich halte das für mein gutes Recht.

Egal wofür der Staat Geld ausgibt oder nicht, irgend jemand hat immer was zu meckern.

Ja, und? Macht die Meckerei nicht gerade die Demokratie aus?

Es geht hier nicht um theoretische Linguistik, sondern um den praktischen Gebrauch der Sprache.

Die feministischen Linguisten treiben aber die Veränderung des praktischen Sprachgebrauchs voran. Sie bilden die Basis der PersonInnen-Bewegung. Es geht also sehr wohl um Linguistik.

In verständlichem Deutsch ausgedrückt: "Eine Lehrerin unterrichtet 18 Schülerinnen." Was aber nach deinen Sprachexperten so nicht gesagt werden sollte.

Du behauptest:

Nun wird ja vor allem die sprachliche Doppelung kritisiert:

In deinem Beispiel kommt keine Doppelnennung vor. Ich (und vermutlich sonst auch niemand) habe also gar nichts an diesem Mustersatz auszusetzen.

Rein theoretisch könnten auch ein männlicher Lehrer und 18 männliche Schüler gemeint sein. Da aber (immer laut deinen Sprachexperten) im Deutschen die weibliche Form gegenüber der männlichen dominant ist, müsste die männliche Form explizit genannt werden, also:
"Der männliche Lehrer unterrichtet 18 männliche Schüler."

Dir ist offenbar nicht bekannt, dass das natürliche und das grammatische Geschlecht völlig entkoppelt sind. Die "männliche" Form von "Lehrer" lautet "Lehrer". Es gibt im Deutschen keine grammatisch maskuline Form von Substantiven, die ausdrücken kann, dass ausschließlich eine natürliche Person männlichen Geschlechts gemeint ist. Daher ist auch das Argument

An sprachlicher Kürze wird also nicht gewonnen

hinfällig.

Wer versteht schon, dass ein "Lehrer" [...] "männlicher Lehrer" genannt wird.

Niemand, weil das eben falsch ist.

Der geschlechtsneutrale "Lehrer" ohne grammatikalischen Genus ist und bleibt halt trotz aller antifeministischen Sprachtheorie ein biologisches Wesen mit einem Geschlecht.

Der "Lehrer" bezeichnet selbstverständlich eine Person natürlichen Geschlechts. Das natürliche Geschlecht ist jedoch durch den Terminus nicht festgelegt.

Der gesellschaftliche Wandel ist nicht unabhängig vom Sprachgebrauch, wie deine hochgelobten Sprachexperten behaupten. Schon Wittgenstein sagte: "Was nicht gesagt werden kann, kann auch nicht gedacht werden."

Du stellst hier Behauptung gegen Behauptung. Wer will Richter spielen?

Es geht nicht darum, feministische Extrempositionen umzusetzen, die sollen lediglich das erstarrte Denken aufbrechen. Umdenken ist angesagt.

Wovon umdenken?

Er [...] spricht nicht dem Gesetzgeber das Recht ab, ein solches Gesetz zu erlassen.

Dieses Recht habe auch ich dem Staat nicht abgesprochen. Ich erachte damit auch meine Vorgehensweise als demokratisch. Querulant bleibe ich trotzdem gerne.

Er sagt nur, dass _er_ es nicht für sinnvoll halte und sagt auch warum.

Auch ich habe dem Staat seine Rechte nicht abgesprochen (siehe oben). Zumindest einen Grund habe ich auch für meine Position angegeben: Es gibt weit wichtigere Probleme, als jene, die vielleicht durch Gender Mainstreaming, aber nicht durch einfache Gleichstellungspolitik zu lösen sind. (Solche gibt es nämlich in meinen Augen nicht.)

Jetzt stell mal deine Äusserungen dagegen: du redest von einer geringen Akzeptanz wenn eine Regelung nicht deinen Vorstellungen entspricht. Wenn klar wäre, wie du das verstehst und meinst, könnte ich das möglicherweise so akzeptieren.

Was ich unter "Akzeptanz" verstehe, habe ich bereits dargelegt.

Aber du wolltest Wissenschaften verbieten, hast Personengruppen lächerlich gemacht, hast Leuten mit anderer Meinung die Fähigkeit des Denkens abgesprochen. Das Gerede vom Erschiessen war dann die Spitze. Das ist nicht einfach so daher geredet, das entspringt einer entsprechenden Denkweise.

Erstens: Die Frustäußerungen waren eindeutig vom restlichen Text hervorgehoben. Sie nennen theoretisch mögliche Konsequenzen aus meinem Standpunkt. Du kannst offensichtlich nicht akzeptieren, dass man solche Konsequenzen - zum "Dampf Ablassen" - mal auf radikalere Weise, als dies den rational vertretenen Konsequenzen entspricht, ausdrückt. Zumal in dem Glauben, das deutlich gemacht zu haben.

Zweitens: Die Denkfähigkeit habe ich niemandem abgesprochen. Wohl aber spreche ich manchen Personen den _Willen_ ab, ihrem Hirn zu folgen.

Drittens: Personengruppen werden heutzutage permanent lächerlich gemacht. Ich halte das auch nicht für falsch. Personengruppen, die nicht mal ein bißchen Spott ertragen können, haben meiner Erfahrung auch immer zwingend eine erhöhte Toleranz gegenüber oder sogar Bereitschaft zur Gewalt.

Gruß
Bernhard

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Bernhard
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