Christian Seiler: Mal wieder Killerspiele-Verbot

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Hallo Manuel,

Wer jetzt noch nicht begreift, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Killerspielen und den gräßlichen Vorkommnissen in letzter Zeit, dem ist leider nicht zu helfen.

Kannst du mir erklären, wieso es Gewalttaten gab, in Zeiten, wo es nicht nichtmal Elektrizität gab, geschweige denn, Computerspiele? Wer so nen Müll wie du redet, sollte sich erstmal informieren, als das nachzuplappern, was andere von sich geben, die auch keine Ahnung haben.

Schlechtes Gegenargument. ;-) Niemand - auch keiner, der sogenannte "Killerspiele" verbieten will - hat jemals behauptet, sie wären die alleinige Ursache für Gewalttaten und Amokläufe - es wurde nur behauptet, sie stünden in einem direkten Ursache-Wirkung-Zusammenhang damit. Argumentiert wird ja so, dass ein Verbot dazu führte, dass diese Ursache für Gewalttaten wegfiele und die Anzahl sich dadurch reduzieren würde. Keiner, der diese Spiele verbieten will, wird behaupten, dass es vor den Spielen keine Gewalttaten gegeben hätte. Wenn Du also gegen ein Verbot argumentieren willst, musst Du den Ursache-Wirkungs-Zusammenhang widerlegen, d.h. Du könntest die These aufstellen, dass es keine statistische Korrelation zwischen der Anzahl an Gewalttaten/Amokläufen und der Verbreitung von Computerspielen gibt - und diese These dann auch belegen [1]. Oder Deine These könnte sogar noch weiter gehen, nämlich dass es eine statistische Korrelation zwischen dem Rückgang an Gewalttaten und der Verbeitung von Computerspielen gebe (die Begründung könnte in dem Fall zum Beispiel sein, dass Computerspiele ein Ventil für Agressionen darstellen könnten). Solche Argumente wären dann ernst zu nehmen - Dein obiges Argument dagegen nicht, genausowenig wie die Argumente vieler Politiker zu diesem Thema, wenn sie diese nicht mit Daten untermauern könnten.

Und ein Argument, das von Befürwortern eines Verbots gebracht wird, wird von Gegnern des Verbots fast nie ernsthaft aufgegriffen: Der ethische Aspekt solcher Spiele. Denn losgelöst von jeglicher Frage, ob die Spiele tatsächlich schädlich sind oder nicht, steht die gesellschaftliche Frage, ob wir (als Gesellschaft) diese Art der Freizteitbeschäftigung gutheißen können oder ob wir so etwas nicht sanktionieren wollen. Auch dagegen ließen sich Gegenargumente finden, wie zum Beispiel die Tatsache, dass vielen jungen Männern zugemutet wird, bei der Bundeswehr mit Waffen umzugehen zu lernen oder dass ein wichtiger Wert unserer Gesellschaft Toleranz ist und dass demnach solche Freizeitbeschäftigungen zu tolerieren sind, auch wenn man sie nicht gutheißt, solange sie niemanden schädigen. Aber das Argument verdient es, beachtet und erwidert zu werden, genauso wie die Argumente der Gegner des Verbots es verdienen, beachtet und erwidert zu werden.

Viele Grüße,
Christian

[1] Ich habe mich nicht näher mit beschäftigt, vielleicht gibt's beim Statistischen Bundesamt Zahlen dazu, die müsstest Du natürlich recherchieren, bevor Du so eine These aufstellst. Oder Du zitierst jemanden (z.B. eine Studie), der die Arbeit für Dich schon erledigt hat.

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"I have always wished for my computer to be as easy to use as my telephone; my wish has come true because I can no longer figure out how to use my telephone." - Bjarne Stroustrup