Erich: rechtsradikaler Spam in Gästebüchern

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Na, dann rate ich dir, dich sehr genau über die wirtschaftliche Situation vor und nach der sogenannten Machtergreifung zu informieren. Du wirst die Antwort auf deine Frage dort finden.

Ich denke, in die Zeit der WR habe ich schon genügend Zeit der Studien gesteckt, um ein einigermaßen solides Wissen zu haben. Die sogenannte Machtergreifung halte ich für ein Gerücht. Wer es glaubt, fällt wiederum auf die Selbstdarstellung der NSDAP herein.

Ich fürchte aber, Du hast meine Aussage nicht ganz verstanden oder kennst nicht den Kontext aus der Diskussion mit Daniel. Daß die ökönomische Situation die primären Triebkraft für den Sieg des Faschismus waren, steht außer Frage. Die NSDAP erlebte aber während der Zeit der Bewegung sehr wechselvolle Zeiten. Nach der relativen Stabilisierung versank sie nahezu in der Bedeutungslosigkeit. Erst als die bürgerlichen Politiker keinen Ausweg aus der Weltwirtschaftskrise weisen konnten und das Großkapital dies einsah, begann man in diesen Kreisen ganz massiv, die NSDAP finanziell und durch Propaganda zu unterstützen. Die NSDAP, die nun über die finanziellen Mittel verfügte, konnte nun große Werbekampagnen starten und wuchs in kürzester Zeit zu einer Massenpartei. Ihre Propaganda hätte aber nie im Leben Menschen überzeugen können, wenn sie nicht Pseudoerklärungsmuster und scheinbare Binsenwahrheiten zum Teil ihrer Ideologie gemacht hätte. Es muß also eine latente Anfälligkeit vorhanden sein, um überhaupt auf faschistische Ideologie hereinzufallen. Diese rührt von unverstandenen gesellschaftlichen Zusammenhängen, die oberflächlich gedeutet werden. Dafür spricht, daß vor allem die städtischen Arbeiter und Arbeiter in Großbetrieben mit guter gewerkschaftlicher Integration und politischer Schulung sich als vollständig immun gegenüber der Ideologie der NSDAP erwies.

Daniel will faschistische Meinungsäußerung verbieten. Er übersieht erstens, daß faschistische Parteien nicht grundsätzlich im Widerspruch zur herrschenden Klasse stehen, und zweitens, rechte Ideologie nicht aus der Luft entsteht, sondern Anknüpfungspunkte im spontan auftretenden, nicht reflektierten Denken der Menschen hat. Meine Aussage, Opportunismus sei keine hinreichende Erklärung, bezog sich genau auf diesen Sachverhalt, daß rechte Bewußtseinsformen, die viel mehr umfassen als nur Ausländerfeindlichkeit, ein wichtiger Baustein des faschistischen Triumphes waren (zu dem die Bereitschaft der Kapitalisten kam, sich auf ein faschistisches Abenteuer einzulassen).

Ich rate dir übrigens, nicht zu erschrecken, wenn du Parallelen zur heutigen Zeit findest.

Das erschreckt mich nicht. Erschreckend ist, wie wenig politische Bildung die Massen heutzutage im Vergleich zur WR haben. Die Verdummungsmaschinerie der Medien und die Stellvertreter- und Klassenkompromißpolitik der Gewerkschaften hat da ganze Arbeit geleistet. Die Menschen gehen heute freiwillig in Container und empfinden es nicht als abstoßend, sich von dümmlichen Anweisungen quotengeiler, imaginärer großer Brüder knechten und lächerlich machen zu lassen.

Geschichte wiederholt sich immer auf die eine oder andere Weise.

Das sehe ich anders. Kennst Du dich ein wenig mit Dialektik aus? Wenn nicht, eine ganz kurze Zusammenfassung ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Wesentlich innerhalb der Dialektik ist, das Neue ensteht aus dem Alten, es bewahrt das Alte in sich auf, erhebt sich aber in eine andere Qualität. Ferner gibt es kein Sein im Sinne von Identität (A = A ist damit niemals richtig, sondern nur, wenn man einen Gegenstand aus dem Fluß seiner Entwicklung, sprich aus der Zeit herausnimmt). Das soll es schon gewesen sein. Daraus folgt, Geschichte wiederholt sich nicht, weil alles in steter Veränderung ist. Der Kapitalismus von heute ist ein anderer als vor fünfzig oder fünf Jahren. Er hat aber seine Wurzeln im Alten. Einige Dinge haben sich komplett verändert (gleichwohl sie aus dem Alten hervorgingen und ohne das Alte nicht möglich wären), andere haben sich nicht wesentlich weiter entwickelt. Wenn Du nun von Parallelen sprichst, möchte ich dem unbedingt zustimmen. Das Kapital hat heute Schwierigkeiten, sich zu verwerten, so wie es Ende der 20er Jahre war. Wir haben auch heute Massenarbeitslosigkeit. Auch heute läuft es wieder auf einen globalen Krieg hinaus.

Es gibt aber auch große Unterschiede. Arbeitslosigkeit bedeutet heute in den meisten Fällen (noch) nicht den totalen gesellschaftlichen Abstieg, weil viele Menschen heute über Eigentum verfügen, z.B. Häuser, die sie von ihren Eltern geerbt haben, gebaut zu Zeiten, als das Realeinkommen des Durchschnittarbeiters/ -angestellten höher lag als momentan. Die Realeinkommen liegen heute weit höher als in den 20er Jahren, so daß erstens arbeitende Familienangehörige Arbeitslose unterstützen können, zweitens nicht wenige Menschen ein bescheidenes Vermögen haben. Die globale Verflechtung ist im Gegensatz zu früher weiter vorangeschritten. Deshalb ist es nicht mehr so einfach möglich, Ausländerfeindlichkeit zu instrumentalisieren, zumindest muß die herrschende Klasse sie modifizieren, wenn sie sich nicht mit plumpem Fremdenhaß lächerlich machen will, den jeder Durchschnittsarbeiter, der schon mal im Ausland in Urlaub war, sofort als Schwachsinn identifiziert. Ich sehe keine faschistische Massenbewegung (was sich zweifelsfrei sehr schnell ändern kann). Die technischen Möglichkeiten der Überwachung und Repression sind viel ausgereifter als früher, so daß es immerhin der Frage Wert ist, ob eine faschistische Massenpartei als Prügelinstrument nötig ist. Usw. Die gesamten Veränderungen werden von dem Stand der Produktivkräfte zusammengefaßt, oder, umgangssprachlich verständlich ausgedrückt, die technische Entwicklung und die Gesamtproduktivkraft der Gesellschaft.

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