Unerklärliche Himmelsphänomene beobachtet die Menschheit (genauer natürlich: einzelne Teile von ihr) schon weitaus länger.
Dass erst unsere aufkommende Massenmedienlandschaft einen griffigen Begriff mit Wiedererkennungswert dafür geprägt hat, ist nur natürlich.
Da verdrehst du aber den Zusammenhang. Dinge, die gestern unerklärlich schienen, können mit heutigem Wissen ganz banal zu erklären sein. Du kannst deshalb nicht einfach aus der Tatsache, dass es Dinge gibt, die heute unerklärlich scheinen, darauf rückschließen, dass auch Dinge, die gestern unerklärlich schienen, auch aus heutiger Sicht unerklärlich wären.
Auch aus älteren Zeiten gibt es entsprechende Berichte; ja sogar in einem Buch der Bibel - ich weiss gerade nicht mehr, welches - berichtet der Schreiber, in eine "Himmelsstadt" eingeladen worden zu sein, und die Beschreibung des Fahrzeugs, mit dem er dorthin gebracht worden sein will, weisst erstaunliche Ähnlichkeiten mit heutigen Raketen/Raumfähren auf.
Ich habe eben ein wenig im Buch Hesekiel gelesen, eine "Himmelsstadt" ist mir da nicht untergekommen. Auch stimmt das Zitat der Wikipedia nicht mit der Luther'schen Bibelübersetzung überein; konkret drückt sich "mein" Luther mit weniger technischem Hokuspokus aus.
Gegenteilige Quellenhinweise nehme ich gerne, aber momentan habe ich wenig Lust, selbst Zeit mit einer Suche in diesem Wust aus Mord und Totschlag, der offenbar aus der Feder eines Irren stammt, zu verschwenden.
Aber die Übereinstimmungen in der Beschreibung mit _uns_ erst heute bekannten Techniken bewusst hinzukriegen würde, unabhängig vom Promillepegel des damaligen Verfasser, extrem viel Phantasie erfordert haben.
"Gottes Thronwagen" hat wenig Bedarf an Techniken der Moderne. Das Rad war längst erfunden, der metallene Kriegswagen auch, Zisch und Zunder in der Art chinesischen Feuerwerks könnte ebenfalls bekannt sein (und wenn nicht: Mit Stroh lässt sich auch ein infernalisches Feuer entfachen). Das ganze kombiniert mit einer kapitalen Lebensmittelvergiftung und einem ordentlichen Fieberwahn, fertig sind die Außerirdischen.
Das ist der Punkt, den ich eingangs ansprach: Nur weil jemand vor 3000 Jahren keine ordentliche Erklärung abliefern konnte und zudem jemand anders vor 500 Jahren die eh schon unordentliche Beobachtung in verschwurbeltes Deutsch übersetzte, ist noch lange nicht gesagt, dass das Beschriebene aus heutiger Sicht genauso mysthisch sein muss bzw. keinen banalen Hintergrund haben kann.
Vielleicht war der Herr Hesekiel aber auch nur ein Vorgänger der Copperfields und Spielbergs von Heute, die wissen, wie man mit einer guten Geschichte und etwas Budenzauber die Welt in Atem hält (und ihr das Geld aus der Tasche zieht).
Sehr aufschlussreich die Anmerkung im Wikipedia-Artikel: "Da hier die Gefahr von Missinterpretation hoch ist, dürfen im Judentum nur Menschen über 30 Jahre dieses Buch lesen."
Weiterhin sei angemerkt, dass gerade das Alte Testament über mehrere Jahrhunderte nur mündlich weitergegeben wurde. Und wer mal Stille Post gespielt oder einen weitgereisten Verwandten hat, der sollte wissen, dass bei der Stillen Post am Ende nie das rauskommt, was am Anfang vorgegeben wurde, und Onkel Theobalds Geschichten von Mal zu Mal abenteuerlicher wurden.
Ein anderes Beispiel dafür, dass auch aus heutiger Sicht merkwürdige Erzählungen gar nicht so merkwürdig sein müssen, bieten die mystischen Gestalten der Seejungfrauen und Zyklopen. Wer ihnen auf den Grund gehen möchte, sollte Virchows anatomischer Sammlung im Medizinhistorischen Museum an der Charité einen Besuch abstatten. Sehr interessant, wenn auch für das empfindliche Gemüt weniger geeignet.
Andererseits wäre es, gerade wenn man unsere heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse in den verschiedensten Bereichen nicht ausser Acht lassen will, vermutlich geradezu sträflich unwissenschaftlich, die Existenz von Leben in anderen Bereichen des Alls kategorisch ausschliessen zu wollen.
Das ist richtig. Aber wer so weitsichtig denkt, würde meines Erachtens nach kaum Außerirdische als magersüchtige Models darstellen, zwei dünne Ärmchen, zwei dünne Beinchen, dazwischen kaum Körper und obendrauf ein vergleichweise riesiger Schädel mit hohlen Augen. Das ist es, was mich an den "existierenden" Außerirdischen so stört: Sie sind mir zu irdisch und die Geschichten über sie zu platt.