Moin, Roland,
Seit ich über die Automatisierung nachgedacht habe halte ich eine „Begrüßung“ für witzlos.
da komme ich als nicht registrierter User nicht hin, mein Account ist gelöscht. Deswegen kann ich zu der Automatisierung gar nichts sagen.
Ich sehe Diplomatie als Lobbying an, sie hat weniger mit Feigheit als mit Durchsetzungsvermögen zu tun. Du kannst nicht alles im Alleingang erledigen und musst Unterstützung organisieren. In einem kaum strukturierten Haufen kannst du lediglich darum bitten. Diplomatie erleichtert das.
Stimmt genau, man muss darum bitten. Und allein ist man manchmal auf verlorenem Posten und muss sich Hilfe holen, auch richtig. Dann ist ein freundlicher Umgangston hilfreich. Aber nochmal zur Diplomatie, als Begriff "[...] als die Kunst und Praxis im Leiten von Verhandlungen" definiert bedeutet sie:
"Diplomatie ist die Kunst und Praxis im Leiten von Verhandlungen zwischen bevollmächtigten Repräsentanten verschiedener Gruppen"; aus Wikipedia.
Wenn ich meine Meinung, meine Sicht der Dinge, meine Gedanken oder Gefühle mitteile, habe ich nicht den Anspruch, als bevollmächtigter Repräsentant irgendeiner Gruppe aufzutreten, sondern ausschließlich für mich selbst. Deswegen kann ich in eigener Sache gar nicht diplomatisch sein. Weiter heißt es:
"Ein diplomatisches Verhalten bescheinigt den Agierenden dabei Kompromissbereitschaft und den Willen, die Absichten und Wünsche jedes Beteiligten zu berücksichtigen."
Auf die zwischenmenschliche Ebene projiziert bedeutet das: Jeder hat die Meinung, die Ansicht, den Standpunkt und die Gefühle des anderen zu respektieren.
Das aber ist für mich nicht Diplomatie, sondern die Basis des zwischenmenschlichen Zusammenseins, das ist schlicht der Respekt vor der menschlichen Würde.
Ich habe lieber ein reinigendes Gewitter als jahrelangen Mieselregen. Andere nicht.
Mir ist das auch viel lieber. Anderen nicht. Muss man akzeptieren.
Langfristig ist ein halbwegs harmonisches Klima allerdings Voraussetzung für den gemeinsamen Erfolg, was Reibereien keineswegs ausschließt. Dir wird sicher bekannt sein, wie viel Energie in Metadiskussionen verpuffen kann.
Ich begreife allmählich, dass sich unsere Standpunkte möglicherweise unterscheiden. Du sprichst für ein gut funktionierendes Team, höchstwahrscheinlch beruflich gesehen, ich stehe aber auf dem Standpunkt einer beliebigen Gemeinschaft, die einfach zusammenleben muss oder will, erstmal unabhängig von wirtschaftlichen oder beruflichen Interessen. Ich habe noch gar keine Definition für Erfolg getroffen. Oder doch: In Frieden miteinader auskommen. Natürlich ist dafür ein harmonisches Klima hilfreich.
Wer argumentiert, verliert.
Das kann ich so pauschal nicht nachvollziehen. Wer argumentiert, holt Leute mit ins Boot.
Das kommt auf die Argumente an und hängt von noch viel mehr Faktoren ab.
Schwieriger ist es, sie dort wieder herauszuholen wenn man als einziger den Eisberg sieht. Da bleibt dann nur der Sprung ins kalte Wasser als letzte Alternative.
Für dich. Die Leute sitzen dann trotzdem noch im Boot und steuern ahnungslos auf den Eisberg zu. Tragisch, du kannst sie anrufen und ermahnen, aber handeln müssen sie selbst. Hast du die Verantwortung für sie?
Und ich finde, du hast ganz schön ausgeteilt
Da bin ich anderer Meinung. [...]
Volle Zustimmung. Du führst aber kein Selbstgespräch. Deine Worte kommen beim Gegenüber an (schlagen dort förmlich ein ;-)) und werden von ihm gemäß dessen Gedankengängen und Absichten gewertet. Kennst du diese?
Nein, natürlich nicht. Muss ich?
Ich gestehe dir deine Meinung durchaus zu, es ist allerdings wenig zielführend, sie mehr oder weniger als absoluten Standpunkt zu proklamieren und dem Gesprächspartner die Auseinandersetzung umzuhängen.
Der Standpunkt ist ja nicht absolut, sondern einfach nur meiner. Ich schliesse damit ja nicht aus, dass andere ihren eigenen haben.
„Meine Meinung. *Du* musst dich damit auseinandersetzen.“ hat etwas ungemein Arrogantes an sich, obwohl es nicht so gemeint und letztlich nur logisch ist.
Du sagst es, es ist einfach so. Wenn es als Arroganz ankommt, tut es mir Leid, aber es ist nicht mein Problem. Was ich damit sagen will: Mir ist es sowas von scheißegal, ob meine Postings als arrogant interpretiert werden oder nicht.
Was ich damit sagen will: Sobald es darum geht, seine Ansichten durchzusetzen, etwas zu erreichen, muss man sie für das Gegenüber verständlich aufbereiten.
Schwierig, wenn man nicht weiß, was für das Gegenüber verständlich ist.
Das fällt natürlich alles weg, wenn man nichts mehr erreichen kann oder will.
Ich kann nichts erreichen und ich will auch nichts mehr erreichen in diesem Raum und für die Leute hier. Meine Erwartungen sind auf Null gesetzt, ich habe schlicht keine mehr.
Für mich ist Ehrlichkeit immer erträglich, ich fordere sie schließlich ein und biete sie an. ;-)
Manche haben Probleme mit ihrem Spiegelbild :-)=)
Es gibt Ansichten, die keinen Konsens zulassen. Damit umzugehen ist sicher nicht leicht, es bietet sich jedoch eine Alternative an, nämlich die Feststellung, dafür nicht mehr gemeinsam verantwortlich zu zeichnen.
Juchhuuh, endlich einer der es kapiert hat!
Das funktioniert freilich nur, wenn man die Gleichmacherei und das im-selben-Boot-Stigma hinter sich gelassen hat. Leider ist das hier nicht möglich, weshalb ich mir im Ernstfall lieber die Schwimmweste anziehe.
Ziehe sie an, aber sei ganz gelassen, ist mehr als ein Boot im Wasser.
Viele Grüße,
Kirsten