Vinzenz Mai: Keine Chance für Susi?

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Hallo Richard,

Ich hatte (als wirklich jahrelanger M$ Junkie) absolut keinen Plan von rpms,  welche conf was beinhaltet, mount und den vielen Konsolenbefehlen, die man halt so unter Linux braucht(und die ich mittlerweile sehr schätze).

ja, dieses Erlebnis kann ich nachvollziehen. So ging es mir, als ich nach Jahren GUI-verwöhnter Atari-ST-Benutzung auf das Gespann DOS 6.x/Win 3.y umstieg (umsteigen musste). Ich kam mich in die Computer-Steinzeit zurückversetzt vor :-)

Der Umgang mit der Kommandozeile und den Konfigurationsdateien hat mir nicht geschadet, ganz im Gegenteil und mir später den Einstieg in das damals sehr kommandozeilenlastige Linux erleichtert.

Ich bin eigentlich eher ein "learning by doing/try & error" Mensch,

Das gilt für mich auch. Ich muss in vielen Fällen etwas selbst hinbekommen haben. Studium von Handbuch und Sekundärliteratur können "Try & Error" nicht ganz verhindern. Mein Vorgehen und die daraus resultierenden "Gotchas" dokumentiere ich (meistens) für mich selbst, früher in handschriftlichen Notizen, inzwischen in einem kleinen (persönlichen) Wiki. Handschriftliche Aufzeichnungen bleiben besser in meinem Gedächtnis haften (da benötige ich die Aufzeichnungen selbst fast nie), das Wiki läßt sich besser durchsuchen, nach dem Motto:

"Da war doch was, das hast Du erst nach x Versuchen hingekriegt. In irgendeinem Deiner Notizblöcke muss das stehen ..."

weswegen dieses erste Linux grandios gescheitert ist - weil es zuviel auf einmal zu "probieren" gab und nix auf Anhieb getan hat. Später kam ich dann zu (SuSe) Linux - und durch die GUI gesteuerte Konfigurationsmöglichkeit

Bis zu meinem Einstieg in die Server war ich mit SuSE als Linux soweit ja auch zufrieden, keine Frage. Es ließ sich auf meiner Hardware installieren, es gab jede Menge Software. Ich konnte C programmieren, ohne mir eine teure Visual-Studio oder Borland-IDE zu kaufen. Dennoch hält die Qualität der mitgelieferten Software von damals den Vergleich mit heute in keiner Weise stand. Die Distributionen enthielten zu einem hohen Prozentsatz irgendwelchen Schrott, den kein Mensch brauchte, irgendwelche akademischen Projekte ohne realen Nutzwert, nur um eine möglichst hohe Anzahl von CDs zu füllen. War ja schließlich Verkaufsargument. Anwendungssoftware für den Praxiseinsatz war eher die Ausnahme.

Heute hast Du für viele Zwecke die Auswahl zwischen verschiedenen ausgereiften Programmen und kannst nach Geschmack, eigenem Anforderungsprofil oder persönlichem Eindruck wählen, die Installation über den Paketmanager ist meist einfach, wenn man einmal herausgefunden hat, was man installieren möchte ...

GUIs haben ihren Nutzen, sie können z.B. Fehler, wie ich sie bei meiner Ubuntu-Installation gemacht habe, verhindern. Es gibt natürlich auch extrem miserable GUIs, ich erinnere mich an eine GUI zum Anpassen der smb.conf, die sämtliche Kommentare eliminierte - und damit meine ganze Dokumentation :-(

Ich halte die Inline-Dokumentation gut kommentierter Konfigurationsdateien für eine wesentliche Stärke dieser Dateien. Wie bei jeder Dokumentation ist man allerdings selbst dafür zuständig, diese ordentlich vorzunehmen, d.h. zu begründen, warum man etwas macht - und nicht einfach nur formale Anforderungen zu erfüllen. Das ist _keine_ Dokumentation. Auch nicht bei Quellcode-Dokumentation via JavaDoc, PHPDocumentor oder ähnlichem, siehe die Diskussion in https://forum.selfhtml.org/?t=166913&m=1088534.

Freundliche Grüße

Vinzenz