Hallo,
Absolut. Ich sehe allerdings nicht nur den "Kernbestand". Ich beziehe da letztlich auch solche Sachen mit ein wie SVG oder MathML - halt alles im XML-Umfeld, aber nicht nur. Denn mit den Möglichkeiten schwindet, (notwendige) Modularisierung hin oder her, IMHO auch die Übersichtlichkeit.
Lustig. MathML & SVG sind sogar für die direkte Einbindung in HTML 5 vorgesehen. Auch in die nicht-XML HTML 5 Serialisierung; im Moment wird noch diskutiert, ob da lustiges Zeug passiert, wie im HTML-Algorithmus für Teilbäume einen XML-Parser zu benutzen. D.h. im Prinzip gehört das Vokabular von SVG und MathML zu HTML 5 und erweitert den schon sehr großen Sprachbestand von alten und neuen Elementen von HTML 5 noch mehr.
Ich teile z.B. auch Crockfords Meinung: CSS ist ein Desaster. Man sollte es komplett wegschmeißen und was gescheites neues dafür machen. (sinngemäß)
Und wieder brüllt ihr diese Meinung ohne Angabe von Detail-Argumenten. ;)
Crockford ist manchmal ... sehr ... beknackt von meiner Warte aus. Aber auch in der Sache: Was mich an CSS stört, ist die mangelnde Ausführung und der IE. Rumhypothesierendes CSS 3 ist sehr, sehr genial.
Generell ärgert mich die Tendenz, die Möglichkeiten (die ich persönlich durchaus schätze) immer mehr aufzublasen und damit letztlich Einstieg und Arbeit für den Laien zu erschweren.
Da bin ich auf der anderen Seite. Weil hinter jedem Aufblasen steht auch immer ein konkreter Problemfall. Nehmen wir mal Schriften in CSS. In der Glyph-Darstellung mancher Zeichen gibt es Variationen, z.B. bei Ziffern, in der Theorie gibt es die nämlich in metaphorischen Kleinbuchstaben (wie in Georgia, unten ausgerichtet) und in metaphorischen Großbuchstaben. Die eine Darstellung ist da passender, die andere ist dort passender. Moderne und gut ausgestattete Schriftarten unterstützten beide Varianten. Und Designer jammern dann, weil sie kommen in CSS nicht an die Entscheidung zwischen verschiedenen Glyphen und können dann nicht effektiv gestalten wie sie wollen. Ich halte das für einen sehr validen Wunsch - wenn das Web immer mehr Print ersetzt oder für Anzugträger ausgedruckt wird, warum sollte man sich mit weniger zufrieden geben?
Also wird die kommende Überarbeitung von CSS 3 Fonts vermutlich die Nutzung von OpenType-Features beinhalten. Entweder mit einer neuen Eigenschaft oder mit weiteren Stichwörtern für text-variant. Und wieder ist CSS wieder etwas mehr aufgeblasen. Aber es ist ein berechtigter Problemfall, es wird seit Jahren von der Designer-Front gefordert. So geht es vielem in CSS und HTML und XHTML und SVG. Es besteht Bedarf, der durchaus erfüllt werden sollte.
Die psychische Schwelle für Einsteiger ist IMHO mittlerweile ziemlich hoch ("Das macht man in CSS!" "Oh, da muß ich mich dann auch noch einarbeiten." ...).
Ja, wobei das eher ein pädagogisches Problem ist. IMHO sollte HTML & CSS immer als Einheit zusammen verflochten unterrichtet werden, nicht als seperate Techniken. Da leiden wir immer noch unter altlastigen Vorstellungen aus den 90ern.
Im Prinzip habe ich kein Problem damit, 2 MLs parallel zu haben: "Einfaches" (X)HTML für jedermann, und modularisiertes XHTML 2ff. für die, die das brauchen (und nutzen können).
„Einfaches HTML“ kann ja schon einfach bedeuten, erstmal nur den „Kernbestand“ von HTML & CSS zu unterrichten; erweiterte Features wie WebForms oder CSS Counter sollten dann auf einer weiteren Ebene erklärt werden. Der Anfänger muss nicht alles sofort wissen, es reicht erstmal, zu erklären, wie er seine Überschrift gold glänzend rechtsbündig rotiertend hinkriegt. Wieder ein pädagogisches Problem. Tatsächlich passiert das ja andauernd; einfaches Wissen (<h1><img /></h1>) kriegt man überall, erweiterte Techniken (sIFR) verstecken sich dann im Wilden Weiten Web in irgendwelchen Blogeinträgen, während zukünftige, noch bessere Möglichkeiten ( h1 { content: url(bla.svg), contents; } ) bislang nur in einem hypothetischen Raum existieren, in dem bislang nur ein paar Interessierte rumsurfen. Verschiedene Wissen-Level sind ein Bestandteil des Menschseins.
Was mich auch ein wenig stört, sind die immer wieder gerne verbreiteten Hypes.
Da bin ich eher molilyesk.
Tim