marko jugrat: Einsteigen ins Webdesign-GESCHÄFT

Hallo liebe SelfHTMLer,

da man hier oft sehr gute qualifizierte Beiträge liest bin ich nun mal mit eigener Frage hier:
Und zwar geht es um den Einstieg in das Webdesign-GESCHÄFT, also nicht das Webdesign, die Technik(en), an sich sondern um das Geschäft.
Da von euch bestimmt einige in diesem Geschäft tätig sind und somit auch einmal den Anfang gemacht haben, würde ich euch gerne Fragen:

  • Arbeitet man im Webdesign gewöhnlich als Selbstständiger (Freelanncer)
  • Inwieweit muss ich mich mit Gewerbe, Rechnungen, Steuer etc. beschäftigen, wenn ich nebenher eventuell Homepages oder kleiner technische Jobs mache
  • Kann man ohne Referenzen überhaupt ankommen
  • Wie ist die allgemeine Web-Praxis für Homepages? Ich kriege einen Projektauftrag, empfehle einen Hoster mit meinen Anforderungen und entwickle die Seite etc.?
  • Wie kann ich Kunden, die sich mit Technik nicht auskennen, als Qualitätsmerkmal, meinen (hoffentlich) sauberen Code etc darstellen?
  • Design-Bewertung bzw. Unzufriedenheit des Kunden etc?

Einfach Allgemein kenne ich mich Null damit aus, was wie und wann passiert, wenn man als Webdesigner nebenher tätig ist.

Vielen Dank schonmal.
Gruß
In Spannung auf Antworten.
marko jugrat

    • Arbeitet man im Webdesign gewöhnlich als Selbstständiger (Freelanncer)

    Ja.
    http://www.heise.de/ct/schlagseite/04/11/gross.jpg
    ;-)
    SCNR, mfg
    Thomas

  1. Bevor Du Dich wirklich selbstständig machst, lies erst mal Paul Graham:

    [url:http://www.paulgraham.com/startupmistakes.html]

    • Arbeitet man im Webdesign gewöhnlich als Selbstständiger (Freelancer)

    Webdesigner gibt es in beiden Varianten. Der Vortail der Selbstständigkeit ist, dass man keinen Vorgesetzten hat, der einem etwas zu sagen hat. Der Nachteil besteht darin, dass man keinen Vorgesetzten hat, der einem etwas sagt (und eine ganze Menge mehr leistet, damit man sich auf die technische Seite seines Jobs konzentrieren kann - aber man muss selbstständig gewesen sein, um das wirklich schätzen zu können).

    • Inwieweit muss ich mich mit Gewerbe, Rechnungen, Steuer etc. beschäftigen, wenn ich nebenher eventuell Homepages oder kleiner technische Jobs mache

    Nebenjobs, die unterhalb der 400-Euro-Grenze betrieben werden (oder ganz gelegentlich auch mit höheren Beträgen, wobei der Steuerfreibetrag nicht überschritten werden sollte, können ohne jede Anmeldung laufen. Dann darf man keine Rechnungen mit MwSt. ausstellen, ist aber idR trotzdem verpflichtet, alle Pflichten eines Einzelkaufmanns wahrzunehmen.

    Wenn Du tatsächlich ein Gewerbe anmelden willst, musst Du dies beim Gewerbeamt machen. 1-2 Wochen später bekommst Du ein Formular vom Finanzamt, welches Du ausfüllen und zurücksenden mußt - danach bekommst Du eine Steuernummer, mit der Du künftig die Umsatzsteuervoranmeldungen beim Finanzamt einreichen mußt, pünktlich zur Mitte des nachfolgenden Monats. Rechnungen müssen mit ausgewiesener MwSt. für jeden Posten (für gewerbliche) oder für den Gesamtbetrag (für private) Kunden ausgestellt werden; die Steuernummer muss dabei auf der Rechnung vermerkt sein, außerdem eine nachvollziehbar fortlaufende Rechnungsnummer.

    Des weiteren solltest Du je nach Erfolg Deiner Unternehmung relativ schnell über eine Unternehmenshaftpflicht nachdenken. Man stelle sich vor, wie hoch der Schaden werden kann, der durch den Ausfall einer Webseite entstehen könnte.

    • Kann man ohne Referenzen überhaupt ankommen

    Schwer. Das Beste ist, Du erstellst erst mal eine eigene State-of-the-Art-Seite, die ansprechend genug ist, dass Kunden auf Dich zukommen. Mundpropaganda ist auch keine schlechte Idee. Werbung ist häufig recht teuer, kann aber - je nach Gebiet und Konkurrenz - lohnen.

    In vielen Gebieten ist es jedoch so, dass die Preise von Informatik-Studenten mit Nebentätigkeit und/oder Anfängern mit großer Klappe und geringen Joomla-, Mambo- oder Plone-Kenntnissen regelmäßig unterboten werden. Außerdem gibt es haufenweise PHP-Entwickler, deren Kenntnisse kaum über Copy&Paste hinausgeht - und die Leute, die einen Experten brauchen, sind kaum in der Lage, dessen potentielle Kenntnisse zu bewerten.

    • Wie ist die allgemeine Web-Praxis für Homepages? Ich kriege einen Projektauftrag, empfehle einen Hoster mit meinen Anforderungen und entwickle die Seite etc.?

    Das ist vollkommen unterschiedlich. Kein Auftrag ist wie der andere - es sei denn, Du bringst Deine Kunden dazu, bestimmte Procedere einzuhalten, was sich jedoch im Frühstadium Deiner Unternehmung kaum machen lassen wird. Finde eine logische Aufteilung der von Dir angebotenen Dienste (bspw. Webdesign, -Entwicklung, Serveradministration) und biete sie modular an.

    • Wie kann ich Kunden, die sich mit Technik nicht auskennen, als Qualitätsmerkmal, meinen (hoffentlich) sauberen Code etc darstellen?

    Deine Frage enthält bereits die Antwort. Du kannst dem Kunden hundert mal erzählen, dass der Code vollkommen valide ist, ihn interessiert idR eher, ob die Seite aus der Masse hervorsticht und ganz tolle Effekte hat, mit der man Nutzer vergraulen kann...

    Schlage sie mit ihren eigenen Waffen: male ein tolles "Standardkonform"-Siegel und stelle es prominent auf Deine Seite...

    • Design-Bewertung bzw. Unzufriedenheit des Kunden etc?
    • Spreche vor dem Design die groben Vorstellungen des Kundens mit ihm ab.
    • Mache immer mehrere Entwürfe mit einem Grafikprogramm wie bspw. Inkscape; berücksichtige dabei, was sich gut semantisch und unter Verwendung geringster Mittel umsetzen läßt (Farbübergänge sind dabei sehr praktisch).
    • Stelle nie die Entscheidungen des Kunden in Frage.
    • Wenn Du in seinen Vorstellungen offene Stellen siehst, lass ihn darüber nie im Unklaren.

    Wenn Du das berücksichtigst, solltest Du eigentlich nie unzufriedene Kunden haben, die Realität beweist jedoch immer wieder das Gegenteil. Fluche, wenn Dich der Kunde nicht hört und lege Dir ein dickeres Fell zu.

    Irgendwann hast Du einige mittlere oder sogar große Projekte gedeichselt und kannst mit dieser Referenz bei größeren Firmen anfragen oder selbstständig weitermachen.

    Gruß, LX

    --
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    1. Nebenjobs, die unterhalb der 400-Euro-Grenze betrieben werden (oder ganz gelegentlich auch mit höheren Beträgen, wobei der Steuerfreibetrag nicht überschritten werden sollte, können ohne jede Anmeldung laufen.

      In D nur, wenn es ein Minijob ist, im selbständigen Bereich gibt es eine derartige Grenze nicht. Oder meintest Du den Härteausgleich bis 410 Euro pro Jahr?

      Dann darf man keine Rechnungen mit MwSt. ausstellen, ist aber idR trotzdem verpflichtet, alle Pflichten eines Einzelkaufmanns wahrzunehmen.

      Das mit den Rechnungen ist so korrekt, der Rest nicht oder zumindest missverständlich.

      Wenn Du tatsächlich ein Gewerbe anmelden willst, musst Du dies beim Gewerbeamt machen.

      Als Webdesigner würde ich erstmal kein Gewerbe anmelden und auf Freiberuflichkeit gehen, dann entfällt die Gewerbeanmeldung und man muss sich nur beim Finanzamt anmelden. Das weitere Procedere ist dann so, wie von Dir beschrieben.

      1-2 Wochen später bekommst Du ein Formular vom Finanzamt, welches Du ausfüllen und zurücksenden mußt - danach bekommst Du eine Steuernummer, mit der Du künftig die Umsatzsteuervoranmeldungen beim Finanzamt einreichen mußt, pünktlich zur Mitte des nachfolgenden Monats.

      Naja, der 10. ist nicht wirklich die Monatsmitte ;) Und die Kleinunternehmerregelung ist auch noch zu beachten.

      Rechnungen müssen mit ausgewiesener MwSt. für jeden Posten (für gewerbliche) oder für den Gesamtbetrag (für private) Kunden ausgestellt werden;

      Auch bei Rechnungen an andere Unternehmen genügt der Ausweis der Steuer in einer Summe am Ende der Rechnung. Dass ein Webdesigner Rechnungen schreibt, in denen Umsätze zu 19% und zu 7% abgerechnet werden, ist eher unwahrscheinlich.

      Ich empfehle http://e-lancer-nrw.de/ratgeber/.

      Siechfred

      --
      Hinter den Kulissen passiert viel mehr, als man denkt, aber meistens nicht das, was man denkt.
    2. Hallo,

      vielen viele Dank für deine ausführliche Antwort!

      Sobald ich über 400 EUR liege, muss ich ein unternehmen anmelden und Steuern abdrücken? Huihui ...

      Das mit dem Schaden und dem Ausfall ist natürlich sehr wichtig, umso schlechter, dass ich dies fast übersehen hätte. Aber für einen 400 EUR-Jobbe wird wohl eine Haftpflicht nicht möglich sein ... Ist in dem Fall nicht das einzige, bei solchen Kunden das Hosting extern übernehmen zu lassen, da man meiner Meinung nach heutzutage kaum einen 1005igen Server laufen haben kann. Oder kann man beim "Vertrag" (sowas gibt es ja in der Art ja dann nicht, sondern nur ein Projekt-Auftrag?) festlegen, dass mögliche kurzzeitige Ausfälle keinen Schadensersatzanspruch nach sie ziehen dürfen.
      Ich weiß das ist wohl eher unmöglich und als Webdesigner muss man wohl auch für den Server gerade stehen und sich in die Verantwortung = Nesseln setzen.

      Der Traum wäre natürlich einen Kunden zu finden, der nicht solche Vergraul-Effekte für gut hält. Aber für sowas ist dann ja auch das Gespräch im Vorneherein und wenn mein eigenes Aushängeschild in Form meiner HP eine schlichte schicke informative funktionelle Seite darstellt, kann man damit eventuell auch die Kunden von sowas überzeugen oder es melden sich hierauf nur solche Kunden ^^

      Vielen Dank nochmal und n Gruß

      1. Sobald ich über 400 EUR liege, muss ich ein unternehmen anmelden und Steuern abdrücken? Huihui ...

        Nein! Bitte schau in den von mir verlinkten Ratgeber, da ist alles erklärt.

        Aber für einen 400 EUR-Jobbe wird wohl eine Haftpflicht nicht möglich sein

        Bei einem Minijob ist der Arbeitgeber versichert.

        Siechfred

        --
        Hinter den Kulissen passiert viel mehr, als man denkt, aber meistens nicht das, was man denkt.
      2. Hallo!

        Gern geschehen. Ich war selbst selbstständig, bevor ich vor etwas über 3 Monaten meinen neuen Job angetreten habe.

        Das mit den 400,- Euro hast Du leider nicht zu Ende gelesen. Glücklicherweise hat Siechfried einen hilfreichen Link gepostet, der das noch besser erklärt.

        Hinsichtlich Versicherung/Gewährleistung: Du stehst letzten Endes in jedem Fall für Deine Arbeit grade. Die Versicherung sorgt nur dafür, dass Dich dies nicht finanziell treffen muss. In normalen Werkverträgen, wie sie bei Webdesignern üblich sind, kann man eine Gewährleistung nicht vollständig ausschließen, wohl aber einschränken - dabei ist jedoch wichtig, den Kunden ausdrücklich darauf hinzuweisen.

        Was den Server betrifft: ich hatte damals einen vServer von Server4you gemietet und dank einer ebenso schnellen wie eleganten Kombination von lighttpd und lua genügend Power, um mehrere Projekte parallel zu hosten. Der Nachteil dieser Lösung besteht darin, dass viele Kunden auf Apache/PHP schwören, da sie das wenigstens "kennen".

        Zuguterletzt: solltest Du Dich selbstständig machen, wird Dein erstes Problem darin bestehen, an Aufträge zu kommen. Dafür gibt es ein paar hilfreiche Tricks:

        • Gehe auf potentielle Auftraggeber zu - der Berg kommt selten zum Propheten
        • Kein Auftrag ist zu klein
        • Jeder Auftrag erfordert 50-100% mehr Zeit/Ressourcen, als er sollte
        • Überfordere den Kunden nicht mit Fachchinesisch, denn er hat idR nur zur Hälfte davon gehört und die andere Hälfte falsch verstanden
        • Arbeite gerne und zuverlässig mit "Externen" Deiner Kunden zusammen
        • Punkte am Anfang mit Flexibilität, später mit Erfahrung
        • Preise können zu hoch UND zu niedrig sein (=billig in negativer Deutung)

        Ich drücke Dir außerdem die Daumen, dass Du von folgendem verschont bleibst:

        • Krankheit (Deine Kunden interessiert es meistens nicht und Dein Chef ist dann auch krank)
        • Auftragsflaute (wird wahrscheinlich trotzdem passieren)
        • BWLer (als Auftraggeber)

        Gruß, LX

        --
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    • Arbeitet man im Webdesign gewöhnlich als Selbstständiger (Freelanncer)

    nein, ich würde sagen man arbeitet gewöhnlich als fix angestellter in einer agentur - freiberuflich ist aber auch eine möglichkeit

    • Inwieweit muss ich mich mit Gewerbe, Rechnungen, Steuer etc.beschäftigen, wenn ich nebenher eventuell Homepages oder kleiner technische Jobs mache

    definiere "nebenher" - in österreich darfst du afaik rund 800 euro pro jahr nebenher einnehmen, ohne es versteuern zu müssen - angeben musst du es bei der steuer aber schon - von daher musst du dich natürlich schon damit beschäftigen

    • Kann man ohne Referenzen überhaupt ankommen

    sicher - du kannst auch versuchen dich als dozent für latein an einer universität zu bewerben, ohne zeugnis und referenzen - wie hoch schätzt du deine erfolgschancen im vergleich zu jemandem ein, der referenzen hat (ungleich wie gut du bist)

    • Wie ist die allgemeine Web-Praxis für Homepages? Ich kriege einen Projektauftrag, empfehle einen Hoster mit meinen Anforderungen und entwickle die Seite etc.?

    das ist ein etwas umfangreicheres thema ;) besuche eine schule - das fach "betriebswirschaft" sollte dir in mehreren jahren grundlegende kenntnisse verpassen

    • Wie kann ich Kunden, die sich mit Technik nicht auskennen, als Qualitätsmerkmal, meinen (hoffentlich) sauberen Code etc darstellen?

    mache eine ausbildung zum (einzelhandels-)kaufmann - damit kannst du sogar absoluten müll als hochwertig verkaufen

    • Design-Bewertung bzw. Unzufriedenheit des Kunden etc?

    grobanforderung -> pflichtenheft -> freigabe -> geld -> arbeiten -> abnahme -> geld

    Einfach Allgemein kenne ich mich Null damit aus, was wie und wann passiert, wenn man als Webdesigner nebenher tätig ist.

    wenn du dich null auskennst, solltest du wie gesagt erstmal eine geeignete schule besuchen, dafür sind die da ;)