Sven Rautenberg: Online-Poker -> jetzt Mahnung (Inkasso)

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Moin!

Was würdest du tun, wenn du von jemand 600 Euro zu kriegen hättest (deiner Meinung nach)?

Nun ja, natürlich zurückverlange. Das versteh ich schon.
Aber ich sehe das gerade aus einem anderen Blickwinkel.

Als Beispiel:
Jemand schuldet mir 600 € da ich ihm Kokain verkauft habe.
Jetzt will er nicht zahlen. Was könnte ich tun?
Ich würde jetzt behaupten: Nichts, ausser ich wende Gewalt an.

Du gehst davon aus, dass der geschlossene Spielvertrag für das Online-Poker sittenwidrig und damit nichtig ist, und deshalb die gezogenen gegenseitigen Vorteile nicht wieder herausgegeben werden müssen.

Ich denke, diese Rechtsauffassung dürfte sich vor Gericht nicht durchsetzen lassen.

Zum einen war die Betrachtung und Rechtslage für Online-Poker letztes Jahr noch etwas anders, da hat sich wohl erst zum Jahresstart 2008 was geändert. Insofern dürfte viel dafür sprechen, dass Vertrag eben nicht nichtig ist.

Zweitens wird das Online-Casino sicherlich alle rechtlichen Mittel in Bewegung setzen, um die Zahlungsverpflichtung rechtlich durchsetzen zu können, denn wenn ein Gericht entscheiden würde, dass dein Bruder nicht zahlen muß, dann wäre dieser Präzedenzfall ein heftiger Rückschlag für das Millionen-Dollar-Geschäft der Online-Casinos. Die haben genug Geld, die Geschichte durch alle Instanzen, die möglich sind, durchzuboxen, sofern es notwendig wird.

Drittens: Das Erteilen eines Abbuchungsauftrags für ein nicht gedecktes Konto ist schlicht und einfach Betrug. Dein Bruder ist also auch noch in der Gefahr, durch ein strafrechtliches Verfahren bei den Eiern gepackt zu werden - das kann noch deutlich unangenehmer werden, als nur die ausstehenden 600 Euro zu zahlen.

Kopf in den Sand ist meiner Meinung nach die schlechteste aller Varianten

Wenn man mein Beispiel in Betracht zieht, vieleicht ja auch nicht?

Du gehst von vollkommen falschen Ideen aus.

Sofern die Absicht besteht, das Geld nicht zahlen zu wollen, geht zu einem Anwalt. Der kostet dann zwar noch zusätzlich, aber er wird euch vermutlich gehörig den Kopf waschen und darlegen, warum Nichtzahlenwollen die ganze Sache nur noch teurer und schlimmer machen wird.

P.S.: "Spielschulden sind Ehrenschulden" hat mir Papa beigebracht.

Das ist Richtig, und ich sehe das genauso. Dennoch gehe ich davon aus, dass es "in seinen Augen" nicht so hoch ausgefallen wäre, wenn er gewusst hätte was auf Ihn zukommt.

Er hat mit Geld gezockt, dass er nicht hatte. Und jetzt kommt die Rechnung am Ende doch. Was glaubte er, was wohl passiert?

Hätte er wenigstens Geschick beim Spiel bewiesen, dann hätte er die Kohle nicht verbrannt, sondern würde sich jetzt nur drüber ärgern, dass das Casino sein Konto vermutlich komplett einkassiert hätte.

Nach meinem Rechtsempfinden ist der Fall sonnenklar: Dein Bruder muß zahlen. Tut er es nicht, wird man ihn juristisch dazu zwingen.

- Sven Rautenberg

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