Lieber Tom,
Das löst bei mir einen merkwürdigen Beigeschmack aus. In der Schule habe ich mal "Nationalsozialismus und faschistische Gesellchaftsformen" gehört und da war auch die Rede davon, dass die Menschen damals nicht hingucken dürften, wenn sie nicht selber abgeholt werden wollten.
es ist leider absolut nicht abwegig, Parallelen zum Nationalsozialismus zu ziehen. Neulich erst sprach ich mit einer älteren Dame, die das Dritte Reich als Kind miterlebt hatte. Sie sagte, dass sie in ihrem Dorf im Grunde nichts von solcherlei Dingen mitbekommen hätte (als 9-jährige). Noch viel wesentlicher finde ich, dass sie auch von politischen Diskussionen innerhalb der Familie peinlichst abgeschirmt wurde, damit sie in der Schule keine "gefährlichen Sachen" berichten konnte. Das Wegsehen war im Dritten Reich an der Tagesordnung - als Überlebensstrategie!
Auch Parallelen mit der Zeit in der DDR und der Stasi sind hier nicht unangebracht ("Schäubles 'Stasi2.0'" habe ich schon gelesen). Auch dort war das Hingucken nicht ungefährlich.
Sehr traurig, wohin das Ganze zur Zeit führt. Dabei ist fraglich, ob die laut schreienden Politiker(innen) überhaupt wirklich wissen, was sie da in ihrem Wählerstimmenfangs-Wahnsinn tatsächlich "nebenher" anrichten. Und hinterher kann sich niemand mehr erklären, wie "wir" da hineingerutscht sind.
Leider ist es momentan sosehr üblich, bei Emotionen-wecken-sollenden Themen über sehr sinnfreie Lösungen lautstark zu diskutieren. Ob das nun Reaktionen auf den Amoklauf in Winnenden mit Forderungen nach "Killerspiele"-Verbot oder Verschärfungen des Waffengesetzes sind, oder eben Internetzensur als Maßnahme gegen KiPo. Echte Lösungen sind nicht gefragt, denn die dumme Bevölkerung will ja keine Arbeit, sondern schnelle Instantlösungen - wenn auch nur vorgegaukelt. Das macht die nicht ausreichend Gebildeten zufrieden und wirkt auf sie so, als ob jemand echte Probleme wirklich angeht.
Ich frage mich, ob eine unverhinderte Weltwirtschaftskrise uns nicht wirklich besser getan hätte. Wir hätten dann wieder echt ums Überleben kämpfen, und echte Probleme mit echten Lösungen bewältigen müssen. Wir wären tatsächlich "erwachsen" geworden (manche Forscher nennen unsere Gesellschaft eine Gesellschaft voller Kinder), ohne großes Luftblasengeschrei und rein werbewirksamen, verdummenden inhaltsleeren Blödsinn...
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.
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