Hi,
Meine Hypothese dazu ist ja immer noch, dass CSS wie HTML der Printartikel-Tradition entstammt, die im Gegensatz zu komplexeren Magazinenlayouts oder gar Desktop-Software kein Bedürfnis nach globaler Positionierung haben.
HTML generell, bzw. das Konzept des HyperText, wollte/sollte ja zunächst mal nur zur Strukturierung von Inhalten dienen.
Dass die Ansprüche an die visuelle Präsentation dieser Inhalte mit der Zeit extrem gestiegen sind, hat man beim W3C m.E. ziemlich lange "verschlafen", bzw. tut es teilweise immer noch.
Das erklärt für mich auch zum grossen Teil die Begeisterung für das Format Flash in (zu sehr) "design-fixierten" Kreisen - wo üblicherweise Inhalt in den Hintergrund tritt, und visuelle Präsentation im Vordergrund steht. Dabei stellt das, was wir unter HyperText verstehen, im Grunde nur noch das Transport-Vehikel dar (HTTP; der Browser als Anzeigemedium) - mit der eigentlichen *Intention* von HyperText bricht Flash dabei so gut wie immer. (Was ich nicht unbedingt der Technologie Flash als solcher anlasten wollen würde, dafür kenne ich mich mit dieser zu wenig aus - sondern eher den heutzutage üblichen "use cases", als der Art von Präsentationen, für die es eingesetzt wird.) Das Konzept "HyperText" wird reduziert auf HTTP zum Transport der Flash-Inhalte zu mir, stellt damit nicht mehr viel mehr dar, als den Zeitungsstand, wo ich mir diverse, von einander unabhängige und zu wenig Interaktion miteinander fähige "Medien-Produkte" einfach nur "abholen" kann.
Während HTML 5 sich eine Zeitlang mal Web Application Irgendwas genannt hat, um die Nutzung von Webseiten in den letzten Jahren nachzuvollziehen, ist es immer noch sehr dokumentzentriert. CSS dagegen ist immer noch extrem dokumentfixiert.
Und hier sehe ich das W3C in der Pflicht, den aktuellen Bedürfnissen derer, die mit diesen Techniken arbeiten, mehr entgegen zu kommen. Andere Gremien und auch die Browser-Hersteller springen hier zwar immer mehr in die Bresche, bringen einiges an Innovation und neuen Konzepten (Media Queries, Canvas, vllt. auch solche "Spielereien" wie CSS Transforms) ein, was dann zum Teil im Nachhinein wieder vom W3C standardisiert wird - welches sich dabei aber zu behäbig anstellt und zu langsam ist, der Realität hinterherrennt, und damit die Implementation auf breiterer Ebene wieder verzögert und behindert. Wenn diese Entwicklung sich fortsetzt, wird es mit der Möglichkeit, solche fortschrittlichen Techniken standardkonform und vor allem browserübergreifend zu nutzen, wieder eher in die Steinzeit der Browser Wars zurück gehen (und den damit verbundenen Hacks und Workarounds, um auf möglichst vielen Endgeräten dem Nutzer das gleiche oder zumindest ein vergleichbares Ergebnis und Erlebnis zu bieten).
MfG ChrisB
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