Julian H.: Youtube HTML5-Demo funktioniert nicht

Hallo,
ich habe mir gerade die endgültige Version von Firefox 3.5 runtergeladen und installiert. Damit sollte eigentlich die Youtube HTML5 Demo (Youtube auf Basis von HTML5-Elementen wie z. B. <video>) funktionieren. Das Video läd jedoch nicht und ich sehe nur einen schwarzen Kasten wo das Video sein sollte und darunter die üblichen Schaltflächen (z. B. „Play“ und den Fortschrittsbalken). Wenn ich auf „Play“ drücke passiert nichts außer dass sich der „Play-Pfeil“ in das „Pause-Zeichen“ umwandelt. Javascript ist aktiviert.
Ist die Demo mit Firefox 3.5 doch noch nicht möglich oder gibt es noch andere Ursachen?
Gruß Julian

  1. Hallo, Julian!

    Da es mit Safari 4 funktioniert, vermute ich tatsächlich einen Fehler im Firefox.

    Gruß, LX

    --
    RFC 1925, Satz 8: Es ist komplizierter als man denkt.
  2. Hallo,

    Ist die Demo mit Firefox 3.5 doch noch nicht möglich oder gibt es noch andere Ursachen?

    Die Youtube-Google-Demo bindet ein im H.264-Codec kodiertes Video ein, Firefox 3.5 kann aber nur die freien Codes Ogg Theora, Ogg Vorbis, and WAV. Es gibt so keinen Standard für Audio- und Video-Codecs; auch in den HTML 5 Arbeitsgruppen kann man sich nicht darauf einigen. Der grundlegende Konflikt ist dieser: Viele Codecs unterliegen diversen Patenten, die Patentinhaber haben Pools gegründet, die Lizensen an Hersteller vergeben, letztere müssen dann dafür Gebühren zahlen. Hersteller von Open-Source-Video-Playern, die ihre Browser frei verschenken, können diese Gebühren dann nicht wirklich an die Nutzer weitergeben, kommerzielle Hersteller subventionieren Browser über ihre anderen Produkte. Die kommerziellen Hersteller dagegen haben Angst vor den freien Ogg-Codecs von Xiph.org, weil sie befürchten, dass irgendwelche obskuren Software-Klitschen irgendwelche noch nicht offen bekannte Patente (submarine patents) auf Verfahren in diesen freien Codecs besitzen und dass ihnen irgendwann ein riesiger Patentstreit mit möglichen riesigen Zahlungsansprüchen ins Gesicht springt, vergleichbar zur GIF-Format-Geschichte Ende der 90er oder zur MP3. Xiph.org meint, ihre Codecs hätten nicht diese Gefahr. Dazu kommt, dass H.264 verwendende „Internet-Broadcaster“ wohl ab 2011 Gebühren für die Nutzung zahlen müssen.

    Das ganze ist ein recht unauflösbarer Gordischer Knoten und seit Jahren ein Dauerdiskussionspunkt in den HTML 5 Arbeitsgruppen.

    Tim

    1. Hallo,

      Die Youtube-Google-Demo bindet ein im H.264-Codec kodiertes Video ein, Firefox 3.5 kann aber nur die freien Codes Ogg Theora, Ogg Vorbis, and WAV.

      Danke für die Informationen. Von dem Problem hatte ich sogar mal was gehört, aber gestern nicht mehr dran gedacht.

      Gruß Julian

    2. Das ganze ist ein recht unauflösbarer Gordischer Knoten und seit Jahren ein Dauerdiskussionspunkt in den HTML 5 Arbeitsgruppen.

      Insofern halte ich diese HTML-5-Features schlicht für unausgereift. »Jetzt wird Video-Einbettung einfach!« Von wegen. Es werden garantiert Probleme und Turbulenzen auf uns zukommen. Die unendliche Player- und Codec-Krieg wird mit <video> nicht beendet, sondern bloß eine neue Runde eingeläutet. Die letzte hat Adobe gewonnen, indem Flash der Quasi-Standard für Online-Videos wurde. Anfangs nicht, weil Flash dafür besonders gut geeignet war, sondern bloß deshalb, weil sie den größten Marktanteil hatten und sich kein anderes Plugin durchsetzen konnte.

      Eine beispielhafte Absurdität: Chrome 3 unterstützt bei <video> sowohl H.264 als auch Theora. Chromium verwendet da meines Wissens FFmpeg. Wie das gehen soll, ist mir ein Rätsel: Chromium ist Open Source wie Firefox, Google müsste beim Vertreiben von Chrome pro Chrome-Download Lizenzgebühren bezahlen. Das entwertet wiederum Chromium als Open-Source-Projekt, weil man den Quellcode nicht unmodifiziert verwenden und das Kompilat vertreiben kann, ohne sich rechtlich angreifbar zu machen. Bei Safari ist das m.W. anders, weil da <video> vermutlich ohnehin über Closed-Source-Komponenten wie Quicktime umgesetzt ist.

      Insofern ist es nur realistisch, dass Theora der neue Standard wird - etwas anderes bleibt Video-Plattformen wie Youtube nicht übrig, wenn sie Firefox und Opera nicht aussperren wollen. Trotzdem sehe ich in video und audio »U-Boote«, die erst einmal noch Kompatibilitätsprobleme auslösen werden, weil der Streit um patentierte Codecs damit nur auf eine neue Stufe gehoben wurde.

      @font-face ist auch so ein »U-Boot«. Da widerstreiten Browserhersteller und Font Forgeries, ohne zu einer Einigung gekommen zu sein. Jetzt haben wir dieses Feature, aber rechtlich ist gar nichts geklärt. Wenn der Webautor da nicht haarklein auf die Lizenz der verwendeten Schrift achtet (selbst wenn diese gekauft ist), dann macht er sich angreifbar. Eine robuste, praxistaugliche Lösung ist das nicht, weshalb Schrifteinbettung auch weiterhin über Hilfsmittel wie Canvas ablaufen wird, welche die Schrift-Rohdaten in ein Format umwandeln, das *vermutlich* veröffentlicht werden darf. Eine riesige Grauzone.

      Mathias

      1. Hallo Mathias,

        @font-face ist auch so ein »U-Boot«. Da widerstreiten Browserhersteller und Font Forgeries, ohne zu einer Einigung gekommen zu sein. Jetzt haben wir dieses Feature, aber rechtlich ist gar nichts geklärt. Wenn der Webautor da nicht haarklein auf die Lizenz der verwendeten Schrift achtet (selbst wenn diese gekauft ist), dann macht er sich angreifbar.

        Ein kleines Gegenargument: Wenn damals <img> so debattiert wurde wie heute @font-face würden wir wahrscheinlich immer noch das Web mit WordWideWeb betrachten und NCSA Mosaic wäre eine Totgeburt gewesen.

        Tim

      2. Insofern halte ich diese HTML-5-Features schlicht für unausgereift. »Jetzt wird Video-Einbettung einfach!« Von wegen. Es werden garantiert Probleme und Turbulenzen auf uns zukommen. Die unendliche Player- und Codec-Krieg wird mit <video> nicht beendet, .....

        Aber das ist doch keine Problem von HTML?

        Struppi.

        1. Aber das ist doch keine Problem von HTML?

          Wenn <video> so gut wie unbenutzbar ist, wenn man Videos in mehreren Formaten vorhalten muss, wenn es keine freien Codecs gibt, dann ist die native Einbindung ein Witz und man wird aus Kompatibilitätsgründen bis ans Ende aller Tage bei Flash als Video-Encoder und Video-Player bleiben (nicht dass Flash frei wäre). Das ist eben nicht Sinn von <video>, vielmehr wollte man diesem Wirrwarr ein Ende bereiten und ist dabei zumindest teilweise gescheitert.

          Der Streit dreht sich gerade darum, ob HTML 5 ein lizenzfreies Format vorschreiben soll. Zuerst war Ogg Theora als Mindestanforderung drin, dann ein Satz, der empfahl, dass sich die Browserhersteller auf irgendein Format einigen mögen, jetzt wurden jegliche Codec-Hinweise herausgenommen - eben weil sich die Browserhersteller nicht einigen wollen. Ganz so schlimm ist die Lage nicht, weil Firefox, Opera und Chrome Ogg Theora unterstützen werden.

          Mathias

    3. Auch eine schöne Zusammenfassung:
      http://www.brucelawson.co.uk/2009/impasse-on-html-5-video/

      Zitat von Ian Hickson

      »The current situation is as follows:

      Apple refuses to implement Ogg Theora in Quicktime by default (as used
         by Safari), citing lack of hardware support and an uncertain patent
         landscape.

      Google has implemented H.264 and Ogg Theora in Chrome, but cannot
         provide the H.264 codec license to third-party distributors of
         Chromium, and have indicated a belief that Ogg Theora's quality-per-bit
         is not yet suitable for the volume handled by YouTube.

      Opera refuses to implement H.264, citing the obscene cost of the
         relevant patent licenses.

      Mozilla refuses to implement H.264, as they would not be able to obtain
         a license that covers their downstream distributors.

      Microsoft has not commented on their intent to support <video> at all.«

      Mathias

    4. Hallo Tim,

      Die kommerziellen Hersteller dagegen haben Angst vor den freien Ogg-Codecs von Xiph.org, weil sie befürchten, dass irgendwelche obskuren Software-Klitschen irgendwelche noch nicht offen bekannte Patente (submarine patents) auf Verfahren in diesen freien Codecs besitzen und dass ihnen irgendwann ein riesiger Patentstreit mit möglichen riesigen Zahlungsansprüchen ins Gesicht springt, vergleichbar zur GIF-Format-Geschichte Ende der 90er oder zur MP3.

      Man sollte aber dazusagen, dass "submarine patents" ein Problem für *jedes* Format sind, nicht nur für offene Formate.

      Viele Grüße,
      Christian

      --
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