Das ganze ist ein recht unauflösbarer Gordischer Knoten und seit Jahren ein Dauerdiskussionspunkt in den HTML 5 Arbeitsgruppen.
Insofern halte ich diese HTML-5-Features schlicht für unausgereift. »Jetzt wird Video-Einbettung einfach!« Von wegen. Es werden garantiert Probleme und Turbulenzen auf uns zukommen. Die unendliche Player- und Codec-Krieg wird mit <video> nicht beendet, sondern bloß eine neue Runde eingeläutet. Die letzte hat Adobe gewonnen, indem Flash der Quasi-Standard für Online-Videos wurde. Anfangs nicht, weil Flash dafür besonders gut geeignet war, sondern bloß deshalb, weil sie den größten Marktanteil hatten und sich kein anderes Plugin durchsetzen konnte.
Eine beispielhafte Absurdität: Chrome 3 unterstützt bei <video> sowohl H.264 als auch Theora. Chromium verwendet da meines Wissens FFmpeg. Wie das gehen soll, ist mir ein Rätsel: Chromium ist Open Source wie Firefox, Google müsste beim Vertreiben von Chrome pro Chrome-Download Lizenzgebühren bezahlen. Das entwertet wiederum Chromium als Open-Source-Projekt, weil man den Quellcode nicht unmodifiziert verwenden und das Kompilat vertreiben kann, ohne sich rechtlich angreifbar zu machen. Bei Safari ist das m.W. anders, weil da <video> vermutlich ohnehin über Closed-Source-Komponenten wie Quicktime umgesetzt ist.
Insofern ist es nur realistisch, dass Theora der neue Standard wird - etwas anderes bleibt Video-Plattformen wie Youtube nicht übrig, wenn sie Firefox und Opera nicht aussperren wollen. Trotzdem sehe ich in video und audio »U-Boote«, die erst einmal noch Kompatibilitätsprobleme auslösen werden, weil der Streit um patentierte Codecs damit nur auf eine neue Stufe gehoben wurde.
@font-face ist auch so ein »U-Boot«. Da widerstreiten Browserhersteller und Font Forgeries, ohne zu einer Einigung gekommen zu sein. Jetzt haben wir dieses Feature, aber rechtlich ist gar nichts geklärt. Wenn der Webautor da nicht haarklein auf die Lizenz der verwendeten Schrift achtet (selbst wenn diese gekauft ist), dann macht er sich angreifbar. Eine robuste, praxistaugliche Lösung ist das nicht, weshalb Schrifteinbettung auch weiterhin über Hilfsmittel wie Canvas ablaufen wird, welche die Schrift-Rohdaten in ein Format umwandeln, das *vermutlich* veröffentlicht werden darf. Eine riesige Grauzone.
Mathias