Hi,
Was hat das mit verklemmt sein zu tun?
Bedenken zu äußern (besser: unhaltbare Unterstellungen ins Blaue zu jagen), nur weil sich ein Kind einen Finger in den Po gesteckt hat ("anale Phase" wird vermutlich auch dir ein Begiff sein?), und dies, mit Erlaubnis der Eltern, fotografiert wurde (wobei das Gesicht nicht zu sehen ist), hat IMHO schon was mit Verklemmtheit zu tun.
Wahrscheinlich hätte ich das Buch damals auch gut gefunden, das war schließlich Zeitgeist.
Ich rede hier allerdings nicht über 1968, sondern von 1989. Sooo alt bin ich nun auch wieder nicht, und den Zeitgeist unter Helmut Kohl nannte man (besser: die CDU/CSU) die "geistig moralische Wende" (wir erinnern uns: Pateispendenskandale zu Beginn und Ende der Kohlregierung, dubiose Beraterverträge, etc. - aber *diese* Moral, die Moral der "Anständigkeit", meinten die Konservativen damals wohl gar nicht - oder eben doch >:-/).
Ich habe mit 14 oder 20 Jahren über viele Dinge anders gedacht als heute.
Und so wird es auch anderen Menschen gehen.
Keine Frage. Was würdest Du vorschlagen? Gar nichts mehr machen, was man irgendwann mal im Leben bereuen könnte? Bzw., da darunter auch fallen würde, die Gelegenheit zur Fotosession abzulehnen, vielleicht passender formuliert: Gar nichts mehr machen, was nicht komplett reversibel ist?
Wie soll jemand ein Bild von sich in einem Buch, das vor über 30 Jahren verkauft wurde, zurückfordern, weil sich sein Wille, sein Denken, seine Moralvorstellung inzwischen geändert hat?
Ich schrieb "sollte". Man soll es gerne versuchen, aber praktisch und rechtlich ("pacta sunt servanda") wird das nur freiwillig gehen.
Einem Erwachsenen kann man antworten: Das war deine Entscheidung, deine Verantwortung, du warst alt / reif genug.
Und im Fall des Kindes, trägt der Erziehungsberechtigte diese Verantwortung - selbst gegen den Willen des Kindes, wie man ja leider oft genug sieht.
Insofern habe ich auch kein Problem, wenn Erziehungsberechtigte die Verantwortung übernehmen, und dabei nicht gegen den Willen des Kindes handeln.
Wenn Dir das nicht gefällt, dann kann man gerne mal über die Rechtsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen nachdenken. Da ist sicherlich ohnehin Klärungsbedarf (z.B. Strafmündigkeit schon mit 12, sexuelle Selbstbestimmung erst mit 14, Heiratsfähigkeit mit 16? Wobei: 14 ist mittlerweile die gerichtlich übliche Norm. Das sah bis vor einigen Jahren praktisch auch noch anders aus).
Aber man weiss es als Verantwortlicher eben einfach nicht, welche moralischen Vorstellungen das Kind in 20 oder mehr Jahren einmal entwickeln wird aus welchen Gründen auch immer.
Nein, man kennt nur die Vergangenheit und die Gegenwart. So ist das eben nunmal ...
Das kann man doch nicht einfach vom Tisch wischen und als Verklemmtheit bezeichnen?
S.o.
Ansonsten: Wenn das nichts mit Verklemmtheit sondern nur mit der Sache als solches zu tun hat, dann können wir ja auch verallgemeinern und von der Nacktheit/Sexualität weggehen!
Denn dieses "Problem" betrifft ja z.B. auch Kinder, die bekleidet im Otto-Katalog oder dem Lidl-Prospekt abgebildet sind. Oder den Kindern, die bei Fußball-Länderspielen an der Hand der Spieler ins Stadion laufen - vor einem Millionenpublikum. Oder, oder, oder ...
Das magst Du jetzt alles verbieten wollen, es ist aber halt nicht die Welt, in der ich Kind sein wollte. Aber amn darf ja ruhg unterschiedliche Aiffassungen vom Leben haben ...
... solange man sich mit Vorschriften zurückhält, und niemand zu einem Leben gezwungen wird, das er nicht führen möchte, ist es ja kein Problem.
Gruß, Cybaer
Zweck des Disputs oder der Diskussion soll nicht der Sieg, sondern der Gewinn sein.
(Joseph Joubert, Schriftsteller)