Alexander (HH): RAID 1 auf einem normalen PC-System - sinnvoll?

Beitrag lesen

Moin Moin!

Hallo Alexander!

Wow, das ist wohl die umfassendste und detailierteste Antwort, die ich  hier je bekommen habe! Danke!

Ich hab die Bestellung zwischenzeitlich aber schon abgeschickt, und bekomme jetzt:

  • 2 x 500 GB
  • 1 x Motherboard mit "Host-RAID" (wenn ich das jetzt richtig verstanden habe) und
  • 0 extra Controller (der hier wär's gewesen)

Die verlinkte Option ist nicht notwendigerweise Hardware. Du beauftragst nur, dass Alternate ein RAID-1 aufsetzt. Das geht auch komplett in Software.

Jetzt muss ich glaubich einfach mal ein bisschen rumexperimentieren. Ich haette gedacht, dass 2 Platten mit RAID 1 erstens die Ausfallsicherheit verbessern (das zumindest stimmt ja) - aber auch den Lesezugriff beschleunigen. Immerhin sind die Daten ja auf zwei Platten verfügbar, warum also nicht von beiden lesen?

Genau das passiert ja. Und dann wird verglichen, ob sich die Platten einig sind. Sind sie es nicht, gibt es Alarm.

Wenn Du mehr Durchsatz haben willst, läßt Du die Platten als RAID-0 laufen, dann kann die CPU tatsächlich parallel von beiden Platten lesen und schreiben. Dafür zahlst Du mit einer deutlich höheren Ausfallwahrscheinlichkeit. Sowas macht man in der Regel nur dann, wenn man mit großen Datenmengen arbeiten muß, die schnell weggeschaufelt werden müssen, die aber nicht sonderlich wichtig sind oder von anderer Stelle wieder beschafft werden können.

Ok, der "Host-RAID" meines Motherboards bringt also offenbar keine Lesebeschleunigung, dafuer geht das Schreiben langsamer (da CPU-lastig). Mmmh, nicht wirklich ideal. Also wohl besser(?) so:

»» Wie würde ich einen kleinen (SoHo-)Server bauen?
»» * Software-RAID-1
»»   - zwei größtmögliche SATA-Platten
»»   - je drei Partitionen: Boot+Root, Swap, Daten
»»   - Swap außerhalb des RAIDs
»» * Linux
»» * Backup via rsync auf USB-HDD

Das ist exakt das gleiche. Der feine Unterschied zwischen Host-RAID und Software-RAID ist, dass das Host-RAID schon auf BIOS-Ebene zu sehen ist, und sich alle beteiligten OS-Treiber und das BIOS sich über das RAID-Format einig sein müssen. Bei Dual-Boot-Systemen ist das ganz nützlich.

Bei aktueller Hardware ist die CPU gegenüber der Festplatte dermaßen schnell, dass man vom Host-/Software-RAID nicht sonderlich viel Bremseffekte bemerkt. Aber nautülich belastet das Host-/Software-RAID das System mehr als eine einzelne Platte.

Da fangend die Probleme schon an: genau genommen wird es ja kein Server, sondern mein ganz regulärer Rechner - und der läuft mit Windows XP Pro.

Herzliches Beileid! ;-)

Also bin ich mir jetzt garnicht sicher, was die beste Variante ist, und ob XP Pro fuer sowas empfehlenswert ist. Naja, werd schon eine Lösung finden!

Mach Deinen alten Rechner zum Server, pack dort ein RAID aus großen Platten rein, und laß den neuen Rechner mit einer kleinen Platte laufen. Häng an den Server eine USB-Platte, auf die das Server-OS regelmäßig jede Nacht ein Backup schreibt. Speichere alle Daten auf dem Server.

Für Windows-Systeme ist es besonders einfach, wenn der Server als Domain Controller läuft, alle Arbeitsrechner in der Domain hängen, und Benutzer-Accounts nur auf dem Server angelegt werden. Dann werden automatisch alle Benutzer-Accounts inklusive Daten auf dem Server gespeichert und stehen automatisch auf allen Domain-Rechnern zur verfügung. Linux+Samba kann mittlerweile einen NT-Server so gut simulieren, dass man auf dem Server kein Windows braucht.

Ich habe so auf meinem großen Rechner, dem Rechner meiner Frau, und auf zwei Laptops überall die gleiche Windows-Umgebung, ohne auch nur einen Benutzer auf den Arbeitsrechner einrichten zu müssen.

Mit Linux auf den Arbeitsrechnern geht das natürlich auch, dort holt man sich das /home-Verzeichnis per NFS vom Server und überläßt dem auch die Benutzerverwaltung per NIS.

Aber eine letzte Frage: von den 3 Partitionen, die du vorschlägst (Boot+Root, Swap, Daten) wären glaubich bei Windows nur Boot + Daten relevant. Richtig?

So ungefähr. Windows kennt keine Trennung zwischen Boot und Root. Die Boot-Partition enthält auf Linux-Systemen den Bootloader und den Betriebssystem-Kern, gelegentlich auch ein RAMDisk-Image mit einem Minimalsystem, um den Rest des Systems zu finden. Root enthält das eigentliche Betriebssystem und alle Anwendungen. Die Kombination Boot+Root enthält beides auf einer Partition, das entspricht noch am ehesten dem C:-Laufwerk unter Windows. Swap ist eine Swap-Partition, von denen Linux mehrere gleichzeitig benutzen kann, um Daten aus dem Hauptspeicher auszulagern. Windows benutzt stattdessen eine Swap-Datei auf dem C:-Laufwerk (pagefile.sys).

Auf meinem Server ist das /home-Verzeichnis übrigens "nur" ein Symlink auf ein Verzeichnis im Daten-RAID, ebenso die Mail-Ablage. So sind diese vom Betriebssystem getrennt und ich kann das Betriebssystem neu installieren, ohne mich um die Daten kümmern zu müssen. Oft bietet der Installer auch an, nur /home auf eine eigene Partition zu packen, dann bräuchte man aber noch eine Partition für die Mails und noch andere Partitionen für anderes Zeug. Die Symlink-Variante ist einfacher, aber nicht ganz so schön.

Alexander

--
Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".