Hallo :)
es war einmal ein kleines Amselchen,
Viel Spaß mit der kleinen Geschichte,
Horst
Sehr niedlich ...
Ich habe mal zwei aus dem Nest gefallene Mehlschwalben erfolgreich aufgezogen.
Das waren drei Wochen harte Arbeit ...
Als ich sie an einem Wochenende fand, suchte ich eine Möglichkeit, sie gleich wieder loszuwerden. Aber bei der Tierärztlichen Hochschule wollte man sie nicht, dafür hätte keiner Zeit.
Also besorgte ich ein Körbchen, legte es mit weichem Tempo aus, setzte die Schalben hinein und machte noch eine Haube darüber, dass es fast so war wie in einem Schalbennest.
Eine zufällig aus dem Telefonbuch ausgesuchte Tierärztin, die ich anrief, war nicht sehr erbaut über die Störung am Samstagabend, aber ich fand, es sei eine Frage auf Leben und Tod, was die Störung rechtfertigte. Zuerst sagte sie, ich solle die Schwalben wieder dort hinsetzen, wo ich sie gefunden hätte, vielleicht würden die Eltern sie weiterfüttern. Ich hatte sie auf dem Steinpflaster im Hof gefunden, es war gerade eine kalte und regnerische Witterung, und Katzen spazieren auch auf dem Hof herum. Keine Chance für die Kleinen, da unten drei Wochen zu überleben, ich lehnte den Vorschlag ab. Dann gab sie mir die Auskunft, ich solle alles so machen wie Mehlschwalbeneltern: Ununterbrochen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang füttern. Und gegen Ende des Gespräches die Bemerkung: Das schaffen Sie nicht. Die gehen alle an Darmkoliken ein, niemand schafft es, regelmässig zu füttern.
Also wenn ich wirklich etwas will ...
Im Fliegenfangen bin ich nicht so gut, aber Spinnen sind mir an Schnelligkeit unterlegen. Also habe ich ein leeres Marmeladenglas mit Schraubverschluss genommen, bin in Durchfahrt zu den Garagen und habe dort Spinnen gesammelt. Geht ganz leicht: Spinne suchen, Glas drunterhalten, klopfen und schon seilt sie sich ab ins Glas. Deckel drauf, Mehlschwalbeneintopf fertig ...
Nächster Schritt: Wecker auf 6 Uhr morgens stellen, Eieruhr bereitstellen.
Am nächsten Morgen: Konserve auf, beherzter Griff mit der Pinzette, Spinne geschnappt und verfüttert. Eieruhr auf 15 Minuten gestellt. 15 Minuten später: Spinne verfüttert, Eieruhr wieder auf 15 Minuten gestellt und so weiter und so fort bis abends um 9.00 Uhr, und das 18 Tage für das ältere Küken und 21 Tage für das jüngere Küken.
Das Füttern war anfangs schwierig, ich benutzte eine lange gebogene Pinzette, die eigentlich zur Pflege von Bonsais dienen soll, und musste die Spinnen mit leichtem Zwang von der Seite in den Schnabel hineindrücken. Doch schon am nächsten Tag machten beide freiwillig die Schnäbelchen auf.
Als ich einige Parasiten in ihrem Gefieder fand, habe ich die auch gleich mitverfüttert.
Ich stellte dann fest, dass das ältere Küken tagsüber auf dem jüngeren sass, um mehr Futter zu bekommen, nachts aber unter das jüngere kletterte, um es wärmer zu haben. Da habe ich ein zweites Nest gebaut und die beiden getrennt, aber sie hatten Sichtkontakt.
Am ersten Abend sagte ich den beiden vor dem Schlafengehen noch Gute Nacht und näherte mein Gesicht der Körbchenöffnung. Daraufhin kraspelte es in dem einen Körbchen, ich schaute genauer hin, es kam ein Hinterteil hervor und - spritz - hatte ich einen Schiss auf der Wange und über das halbe Nachthemd verteilt.
Also mussten die Körbchen von da an auf einem Tablett stehen, über den Stuhlgang der beiden hatte ich mir bis dahin noch gar keine Gedanken gemacht.
Da ich keine Lust hatte, ständig auf Spinnenjagd zu gehen, kaufte ich gleich am Montag 20 gr Rinderhack beim Fleischer und 100 gr Mehlwürmer im Angelgeschäft. Das war ein voller Erfolg: Die Mehlwürmer verabreichte ich mit der Pinzette, und das Rinderhack nahmen sie mir liebend gern direkt von der Fingerspitze weg.
Die beiden waren wohl die ersten Mehlschwalben der Welt, die nicht mit Fliegenzeug, sondern mit Fleisch aufgezogen wurden. Und die gern auf der Schulter eines Menschen saßen oder sich in die Hand kuschelten und nicht nur in einem dummen langweiligen Nest saßen. Ihre Flügel wurden so lang, dass die Spitzen etwas über das Schwanzende hinausreichte. Beide hatten herrlich glänzendes Gefieder.
Als die Zeit zum Ausfliegen heran kam, wurden sie unruhig und sprangen auf der Fensterbank an den Scheiben hoch. Also stellte ich die Körbchen an einem sonnigen Tag draussen auf die Fensterbank. Der ältere flog zuerst fort, mein Sohn stand zufällig am Fenster und beobachtete das. Er sagte, die Schwalbe hätte aus dem Nest geschaut zurück ins Zimmer und ihn angesehen, dann sei sie weggeflogen.
Am nächsten Tag war die jüngere Schwalbe soweit, und diesmal stand ich am Fenster. Und es passierte genau dasselbe wie bei dem älteren Vögelchen: Die Schwalbe kam aus dem Nest, schaute zurück ins Zimmer und sah mich direkt an, mehrere Sekunden lang, dann flog sie weg.
Es war ein Blick, den ich wohl niemals vergessen werde.
Ich habe die beiden leider niemals wiedergesehen. Vielleicht aber flogen sie über mir am Himmel, und ich habe sie nur nicht erkannt.
mfg
cygnus
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Die Sache mit der Angel und dem ><o(((°> hat immer einen Haken ...