Moin!
Ok, bezeichnen wir den Zustand, in dem du dich befindest, einfach mal als etwas paranoid. Daran ist noch nichts schlimmes.
Aus deiner Schilderung:
Es hat schon einiges gemeldet, was ich nicht erwartet hätte (z.b. die Windows-Hilfe, die ins Internet wollte; irgendwelche Installationen die plötzlich nach Hause telefonieren wollten, dies aber nicht brauchen etc.). Die gefilterten Abfragen haben sich übrigens mit den Paketen, die ich in Wireshark gesehen habe, gedeckt.
Du hast also die Meldung deiner FW, schmeißt dann Wireshark an, und machst auch noch eine Recherche zur Ziel-IP, wenn irgendein bisher unbekanntes Programm ein Datenpaket ins Netz schicken will.
Ich fände das ziemlich aufwendig. Zumal du damit allenfalls herausfindest, welches Programm mit welchem Ziel kommuniziert, aber nicht, zu welchem Zweck das geschieht.
Die Begründung für deine Paranoia lieferst du auch direkt mit:
Ich bin selbst Programmierer und lasse mir in meinen Programmen auch immer ein Hintertürchen offen, mit dem ich noch ins Programm komme. Denke MS wirds nicht anders gemacht haben.
Und die Hersteller von Firewall-Software sicher auch nicht anders. Die simulieren nur, dass ihre Firewall wirklich was tut, und wiegen dich in Sicherheit. Kriegen dafür aber von dir eine nicht unerhebliche Menge an Geld, oder halten dich zumindest nennenswert von der Arbeit ab - wenn man deinen Rechercheaufwand mal so betrachtet.
Aber bis hierhin ist noch alles vollkommen in Ordnung: Es ist deine eigene Freiheit, dir das Computerleben schwierig und aufwendig zu machen.
Allerdings kommt jetzt der Schritt, wo es problematisch wird: Du überträgst deine eigene Paranoia auf die von dir installierten Computer Dritter. Die haben gefälligst genauso kritisch und paranoid zu sein und allen Datenverkehr als böse zu betrachten, so wie du es tust.
Und da scheitert es leider. Denn deine User haben eben nicht den Sachverstand, um eine Analyse der soeben aufgepoppten Firewall-Meldung durchführen zu können.
Es gibt ein paar Lösungen dafür:
1. Bilde deine User passend aus. Das ist zeitaufwendig und unrealistisch. Am Ende wird vielleicht sogar herauskommen, dass deine User aufgrund eigenen Denkens die These entwickeln, dass deine eigene Paranoia vollkommen überflüssig ist, und sie deinstallieren diese Firewall und sind mit dem Standard von Windows vollkommen zufrieden.
2. Lehre deine User, die richtige Standardantwort zu geben: "Blockieren". Das führt dann dazu, das kein Programm ins Internet kommt (außer denen, die schon mal benutzt wurden und denen es erlaubt wurde, wie z.B. Browser). Problem dabei wird sein: Irgendwann will man als User Programme installieren, die auch ins Internet gehen SOLLEN - man weiß es nur noch nicht. Und blockiert dann erstmal. Resultat: Anruf bei dir, "Das Programm geht nicht". Und der User lernt: "Blockieren" ist eigentlich die blöde Antwort, wenn man will, dass alles problemlos funktioniert. "Erlauben" ist viel schlauer - Scheiß halt auf die Paranoia, am Computer geht sowieso schon zuviel Zeit drauf.
3. Verzichte auf die Durchsetzung deiner eigenen Paranoia, und liefere deinen Usern ein hinreichend abgesichertes System ohne diesen Firewall-Bloat, der, wie du selbst zugibst, ja sowieso nur den vom Programmierer sichtbar gemachten Teil der Datenkommunikation abfangen kann, und absolut nichts dagegen ausrichtet, was absichtlich unsichtbar gesendet wird. Damit erleichterst du deinen Usern das Leben ganz erheblich, weil sie nicht mehr von verängstigenden Meldungen genervt werden, und trotzdem ein sinnvolles Maß an Sicherheit haben. Stattdessen bleibt dir die Aufgabe, deinen Usern beizubringen, nicht auf jedes Attachment in Mails blind sofort draufzuklicken, und in jedem Fall sämtliche Systemaktualisierung für Windows, aber insbesondere auch für alle weiteren Komponenten von Drittherstellern, darunter ganz wichtig den Flash-Player und den PDF-Reader, topaktuell zu halten. Nur so wird verhindert, dass man sich durch bekannte Sicherheitslücken was einfängt. Gegen unbekannte Lücken ist natürlich kein Kraut gewachsen.
- Sven Rautenberg