Moin Moin!
Wannimmer sich *IRGENDWAS* am System ändert kann das doch auf entsprechende Software Einfluss haben.
Kurzum: Bedeutet das man darf das System nie nicht anfassen!?
Doch, das geschieht sogar relativ oft. Aber es darf keine Änderung durchgeführt werden, ohne ausführlich zu dokumenieren, dass die Änderung entweder keinen Einfluß auf das System hat (selten) oder die Änderung einen Bug[1] behebt, nur den Bug behebt und keine neuen Bugs einbaut (oft).
Manche Systeme sind trotz aller Redundanzen im Haus Unikate, da muß dann erst einmal sichergestellt sein, dass der alte Zustand garantiert wieder hergestellt werden kann. Dann kann man die Änderung vornehmen und durch Abarbeiten einer vorher geplanten Test-Liste zeigen, dass die Änderung wie gewünscht funktioniert. Und dann schiebt man einen mehr oder weniger großen Stapel Papier an den abnickenden Experten zum Unterschreiben vorbei, um den anschließend in der Qualitätssicherung zu vergraben. So eine Aktion kann sich schon mal über zwei oder drei Wochen hinziehen, und je nach Gerät kann der notwendige Probebetrieb recht teuer werden und/oder viel wertvolles Rohmaterial zu unbrauchbarem Ausschuß machen.
Soweit "kleinere" Änderungen, die nur höchstens ein paar Prozent des Systems betreffen.
Ein neues Betriebssystem, oder gar eine komplett neue (Steuer-)Software, erfordert, dass das GESAMTE System getestet wird. Das kommt einer Neuanschaffung gleich, die auch erst einmal über Monate validiert werden muß. Das ist bei Produktivsystemen schlicht nicht drin. Wir können uns keinen monatelangen Produktionsausfall (und sei es auch "nur" um 50%) leisten, nicht nur weil das reichlich Umsatz kostet, sondern weil wir gesetzliche Auflagen haben, die besagen, dass wir jederzeit liefern können müssen[2]. Wenn also bei uns die Produktion zu großen Teilen ausfällt, müssen wir auch noch bei anderen Unternehmen zukaufen. Da blutet dem Kaufmann das Herz gleich doppelt.
Wir sind also bemüht, die Systeme möglichst gleich bug[1]-frei zu haben, bevor wir sie einsetzen, dafür validieren wir neue Systeme sehr intensiv. Und wir vermeiden Eingriffe in laufende Systeme, so weit es eben geht.
Genau deshalb stehen hier noch Systeme mit CP/M, DOS, NT 4 und ähnlichen digitalen Antiquitäten. Die Systeme laufen stabil und ohne störende Bugs[1], wenn überhaupt vernetzt dann in einem gut isolierten Netzwerk, es gibt also keinen Grund, am Betriebssystem herumzufummeln.
Gerade bei der alten Hardware kommt übrigens noch dazu, dass neue Betriebssysteme darauf nicht laufen (Win7 auf einem Pentium-66 mit 64 MB RAM?). Da müßte auch noch die PC-Hardware gewechselt werden, inklusive der oft propritären Adapter für die Gerätehardware. Das wird in aller Regel nicht passieren.
Alexander
[1] Bug im erweiterten Sinn von Bugzilla, kann also nicht nur ein Fehler sein, sondern auch ein fehlendes Feature.
[2] Klingt merkwürdig, wenn man nicht weiß, was wir produzieren. Wenn man es weiß, ist es vollkommen logisch. Weiter ins Detail möchte ich hier nicht gehen.
Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".