Alexander (HH): - es geht nicht -

Beitrag lesen

Moin Moin!

Mit anderen Worten: Der Lehrgang (bzw. deine Entsendung dahin) war gut gemeint, aber eigentlich völlig für'n A... Das ist leider oft so.

Fast. Er war nicht mal gut gemeint, ich hatte einfach mein jährliches Schein-Soll noch nicht erfüllt. Und irgendein Wirrkopf meinte, dass man 100.000 Zeilen Perl-Code "mal eben" auf Java umschreiben könnte. Deswegen der Kurs. Ich hab's gerade noch so eben auf "Java für Hausfrauen" umbiegen können, eigentlich war "Java für Leute, die nicht wissen, was ein Computer ist" geplant.

Die Scherben so einer Aktion kehren wir gerade mühsam unter den Teppich. [...]
Ich hoffe, ihr habt einen schönen großen Hochflor-Teppich.
Naja, die Chefetage hat gerade beschlossen, dem Verbund den Support für einen Klumpen von 100.000 Zeilen Code ersatzlos zu streichen. Nicht wegen des katastrophalen Zustands, sondern weil an anderer Stelle Resourcen fehlen.

Super. Wenn man sparen muss, fängt man also einfach wahllos irgendwo mit Streichen an.

Ich hab mit meinem obersten Chef geredet, sehr lange, und versucht ihm klarzumachen, dass wir zwei bis drei weitere Stellen brauchen, damit die Leute endlich mal von 150% runter kommen und damit wir uns nicht unnötig angreifbar machen. Schönes Gespräch, aber effektiv hätte ich das Thema auch mit einem Baum ausdiskutieren können.

Das erinnert mich an den Investplan, den mein Chef vor einigen Jahren abgegeben hat. Da war ein exklusives, aber eben auch teures Oszilloskop drauf, und zwei HV-Tastköpfe, die exakt auf das Gerät abgestimmt waren. Was soll ich sagen ... die Tastköpfe hätten wir kaufen dürfen, das Oszi ist aber gestrichen worden. Das war einfach zu teuer.

Die 100.000 Zeilen sind die Qualitätskontroll-Software. Noch Fragen?

Die Installation bei uns wird irgendwie weiter laufen, bei den Kollegen an anderen Standorten auch, aber eigentlich kann sich keiner mehr darum kümmern.

Ach komm, da wird sich doch bestimmt jemand finden, der schonmal mit VBA rumgemacht hat und daher solide Programmier-Erfahrung hat. ;-)

Vermutlich wird das irgendeinem Fachtechniker ans Bein gebunden, oder irgendein Depp in der EDV macht nicht schnell genug einen Schritt nach hinten, wenn es "Freiwillige vor!" heißt. Ich sehe da schon zwei bis drei mögliche Opfer. Ich werde nicht unter ihnen sein.

Man wieselt sich seit mindestens 10 Jahren bei den Überwachern damit durch, dass man sie mit Tonnen von Papier erschlägt, so dass sie gar nicht bis zu diesem Sondermüll durchkommen. Und wenn doch, sehen sie nur eine halbwegs ansehnliche Oberfläche, die auf den ersten Blick brauchbare Daten ausspuckt. Nachgerechnet hat die Daten ganz offensichtlich noch niemand.

Und wird auch hoffentlich nie jemand. Und wenn doch, dann möge derjenige bitte nur die Test-Datensätze verwenden, die auch der Programmierer verwendet hat.

"Man kann Software testen?" würde derjenige fragen. Systematische Tests gibt es nicht, außer für die Teile, die ich bereits angefaßt habe. Das liegt daran, dass es keine Spezifikation gibt, aus der man Tests ableiten könnte.

Im Klartext: Die Qualitätskontrollsoftware wurde ohne jede Qualitätskontrolle gebastelt. SVN gibt es erst, seit dem ich hier arbeite. Ebenso Bugzilla. Und Test-VMs. Und ein paar andere Sachen, die man so für die Software-Entwicklung braucht.

Oh, Spaghetti sind was Feines. Auf dem Teller beim Italiener um die Ecke.

Right! Sollte ich auch mal wieder kochen ...

Befehle auf einen Buchstaben abgekürzt, signifikante Leerzeichen, Zeilen vollgestopft mit Code. Kommentare braucht man nicht, "der Code erklärt sich doch von selbst".

*jauuuul*

Zähl mal in Gedanken ein paar Kinderkrankheiten auf. Such sie in der deutschen oder englischen Wikipedia. Irgendwann findest Du mein neues Betätigungsfeld. Und ja, der Name ist auch im Englischen eine Krankheit. Das fand jemand wohl zum brüllen komisch. Ich finde es eher beschreibend. Insbesondere, wenn Du Dir die Symptome und Folgen der Krankheit durchliest.

Wenigstens ist absehbar, dass das System zu Grabe getragen wird. Und ich werde einer der Sargträger sein. Geplanter Beerdigungstermin: 2015 oder irgendwann danach.

Dann leg jetzt schon mal den dunklen Anzug raus - in der Hoffnung, dass das finale Ereignis früher eintreten könnte.

Fertigstellungstermine haben hier die Angewohnheit, ständig zu flüchten. Und zwar mit beeindruckenden Geschwindigkeiten. Bis ich den dunklen Anzug brauche, fließt noch viel Wasser die Elbe runter.

Vielleicht sollte ich die einschlägigen Stellenanzeigen mal wieder etwas genauer lesen ...

Oder so. :-)

Ja, nur will ich das eigentlich gar nicht. Das Umfeld ist sehr angenehm, nur nützt mir das nichts, wenn ich jeden Morgen von der Aufgabe genervt den Rechner einschalte.

Alexander

--
Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".