Hey Malcolm,
als die christliche Bewegung vor rund 2000 Jahren entstand, glaubten diese Menschen, sie würden im Jahr ~5.500 seit Beginn der Welt leben.
Sie erwarteten, dass mit Ablauf von 6000 Jahren ein neues messianisches Zeitalter beginnen würde, das 1000 Jahre dauert.
Ein englischer Bischof namens Ussher hat im 17. Jahrhundert berechnet, dass die Welt zur Geburt Jesu 4004 Jahre alt gewesen wäre, der Endzeittermin hätte also um 1996 eintreten müssen, gefolgt von einem 1000-jährigen messianischen Zeitalter. An diese Berechnung glauben die Kreationisten, die in den USA enormen Druck auf die Wissenschaft machen.
Viele andere haben solche Berechnungen angestellt. Geht man nach der aktuellen jüdischen Zeitrechnung, dann fehlen noch ~330 Jahre bis zum Erreichen der 6000-Jahres-Marke. Auch Martin Luther (1483 - 1546) hatte Berechnungen angestellt und glaubte bereits, in der Endzeit zu leben.
Diese 6000 + 1000 Jahre sind Grundlage aller Endzeitberechnungen.
Die ersten Christen haben sich offensichtlich geirrt, nur die Bibel, auf deren sehr unterschiedlichen Zeitangaben all diese Berechnungen beruhen, und die Schriften des NT sind eben in der Welt und werden immer wieder genutzt, um neue Endzeiten und Ankünfte zu berechnen.
Leider ist auch der Text der Apokalypse in der Bibel gelandet, und zwar in der Version, die die römisch-katholische Kirche pflegt. Dort wird von ebenfalls von 1000 Jahren messianisches Zeitalter gesprochen. Die orthodoxe Kirche erkennt diese Schrift nicht einmal als Bestandteil der Bibel an.
Nur als Beispiel:
Die Apokalypse knüpft mit ihren Vorstellungen sehr an das Buch Daniel an, ein prophetisches Buch. In dem Buch wird behauptet, dass Daniel um 600 v. Chr. an den Hof Nebukadnezzars in Babylon verbracht wurde und ihm von einem Engel die Zukunft (vier kommende Reiche) und das Schicksal dieser Zeiten gezeigt wird. Dieses Buch enthält viele falsche Aussagen, die belegen, dass Daniel nicht damals gelebt haben kann, denn dann wüsste er es ja besser. So war König Nebukadnezzar II nie wahnsinnig, dies wurde aber von den Marduk-Priestern dem König Nabonid nachgesagt. Auch die Inschriften der Perser sprechen schlecht von Nabonid, denn sie waren ihm feindlich gesonnen. So wie das Buch heute vor uns liegt, entstand es erst um 165 v. Chr, denn es erwähnt die Tempelweihe in Jerusalem. Der Prophet mag ältere Textquellen gehabt haben, aber er sah nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit, als er das Werk schrieb.
Menschen, die den Zustand dieser Welt unerträglich finden, wünschen sich eben, dass das Ende kommt, und das um so mehr, je schwächer sie sich fühlen, selbst etwas zu verändern.
mfg
cygnus
Die Sache mit der Angel und dem ><o(((°> hat immer einen Haken ...