Dennis_B: Linux vom Kern zum OS?

Hey,

nachdem ich nun endlich Debian bei mir installiert habe (das ist ca. 3-4 Wochen her und ich habe hier sehr viel Hilfe bekommen :)) befasse ich mich ein wenig mit der ganzen Systemarchitektur usw... und prompt komme ich durcheinander.

Ich habe das nun hoffentlich richtig verstanden.

Der Kernel:

ist das Hauptbestandteil des Systems und kann Modular aufgebaut werden.
Der Kernel liefert alle Bestandteile mit um auf einem System laufen zu können und alle Werkzeuge (zu finden in /bin) um dieses auch zu Administrieren.
Gerätetreiber sind schon teilweise im Kernel einkompiliert können aber nachträglich (auch als Module bekannt) nachinstalliert werden z.B. für Soundkarten usw.
Soll das System als Server dienen werden Module für Soundkarten usw. nicht gebraucht, der Kernel wird einfach schlank gehalten.
Das gleiche gillt auch für die GUI, der XServer ist ein eigenständiges Programm das nachinstalliert werden kann. Es dient als Grundlage für viele verschiedene GUI´s wie "Gnome" oder KDE. (m.E. ist man in der Shell schneller als mit der Maus auf einer GUI)

Das gleiche gillt auch für andere Programme (Extensions) mit denen man das System erweitern kann.
Es gibt zig Tausende davon im Netz die man mit seinem jeweiligen Paketmanager z.B. per FTP herunterladen und installieren kann.
Bei Debian gibt ist z.B. eine Sources-List wo man die Quellen der Software eintragen kann. Der Paketmanager übernimmt die Aufgabe zusätzliche Pakte wie Bibliotheken (Abhängigkeiten) zu installieren.

Mit:
apt-get update = Paketdatenbank aktualisieren
apt-get install 'programmname' = Pakete installieren
apt-get remove  'programmname' = Pakete deinstallieren

Nach und nach kann man sein System nach seinen Wünschen aufbauen, an Softwaremangel soll es nicht liegen :)

Soweit so gut, ich denke im groben habe ich das schon verstanden oder?

Aber zum modularen Aufbau, wie ich oben schon schrieb können Gerätetreiber nachinstalliert werden, das nennt man nicht Treiber sondern Module.
Kommt daher der "modulare Aufbau" her oder ist damit das ganze gemeint wie Software zum Anwenden usw.?
Und was genau ist dieser Daemon? Ist das nun ein Dienst oder Prozess?
Woran unterschiedet man einen Dienst von einem Prozess, wo liegen die Unterschiede?

Ich danke vielmals fürs Lesen und auf Antworten :)

Ich bleibe neugierig :)

  1. Hallo,

    nachdem ich nun endlich Debian bei mir installiert habe (das ist ca. 3-4 Wochen her und ich habe hier sehr viel Hilfe bekommen :)) befasse ich mich ein wenig mit der ganzen Systemarchitektur usw... und prompt komme ich durcheinander.

    das ist am Anfang normal - vor allem, wenn man von Windows her kommt.

    Der Kernel:
    ist das Hauptbestandteil des Systems und kann Modular aufgebaut werden.

    Ja.

    Der Kernel liefert alle Bestandteile mit um auf einem System laufen zu können und alle Werkzeuge (zu finden in /bin) um dieses auch zu Administrieren.

    Jein, eher nein. Kernel ist wirklich nur der Betriebssystemkern, der sich um Speicherverwaltung, Dateisystem, Kommunikation und Prozessüberwachung beschäftigt. Werkzeuge wie Compiler oder eine Shell sind zwar für den Betrieb eines Unix/Linux-basierten Systems unverzichtbar, gehören aber nicht wirklich zum Kernel.

    der XServer ist ein eigenständiges Programm das nachinstalliert werden kann.

    Ja - kann, aber nicht muss. Ein reiner Server braucht beispielsweise kein X, was sollte er damit?

    (m.E. ist man in der Shell schneller als mit der Maus auf einer GUI)

    Nicht immer, aber häufig. Sehe ich auch so - sogar unter Windows.

    Bei Debian gibt ist z.B. eine Sources-List wo man die Quellen der Software eintragen kann. Der Paketmanager übernimmt die Aufgabe zusätzliche Pakte wie Bibliotheken (Abhängigkeiten) zu installieren.

    Und das gilt mit leichten Abwandlungen für alle großen Linux-Distros. Alle bringen sie ihren eigenen Paketmanager mit, der unterschiedlich zu handhaben ist, aber im Grunde immer so ungefähr dasselbe tut.

    Aber zum modularen Aufbau, wie ich oben schon schrieb können Gerätetreiber nachinstalliert werden, das nennt man nicht Treiber sondern Module.
    Kommt daher der "modulare Aufbau" her oder ist damit das ganze gemeint wie Software zum Anwenden usw.?

    Modularer Aufbau heißt einfach, dass alle Komponenten in sich abgeschlossen sind und jede für sich ausgetauscht werden könnte - im Gegensatz zu Windows, wo du nicht mal eben so einen anderen Desktop installieren kannst. Der Begriff "Modul" ist hier auch kein spezieller Linux-Fachbegriff. Man darf die Treiber ruhig Treiber nennen. ;-)

    Und was genau ist dieser Daemon? Ist das nun ein Dienst oder Prozess?

    Nicht nur einer. Es gibt eine Fülle von Daemons auf einem Linux/Unix-System. Als Daemon (ursprünglich: Disk And Execution Monitor) bezeichnet man einen Prozess, der im Hintergrund läuft und keine direkte Interaktion mit dem Benutzer hat. Typische Beispiele sind DHCP-Server und -Client, Apache, ein FTP-Server oder ein Automounter, der Wechselmedien (USB-Sticks) sofort ins Dateisystem einhängt, sobald sie angesteckt werden.

    Woran unterschiedet man einen Dienst von einem Prozess, wo liegen die Unterschiede?

    Ein Dienst (oder auch Daemon) ist ein Prozess, der -wie schon erwähnt- nicht interaktiv in Erscheinung tritt und meistens durch den Admin (root) eingerichtet wird.

    Ich bleibe neugierig :)

    Das ist gut!

    So long,
     Martin

    --
    F: Was ist ekliger als ein angebissener Apfel mit einem Wurm drin?
    A: Ein angebissener Apfel mit einem halben Wurm.
    Selfcode: fo:) ch:{ rl:| br:< n4:( ie:| mo:| va:) de:] zu:) fl:{ ss:) ls:µ js:(
    1. Hey Martin :)

      Jein, eher nein. Kernel ist wirklich nur der Betriebssystemkern, der sich um Speicherverwaltung, Dateisystem, Kommunikation und Prozessüberwachung beschäftigt. Werkzeuge wie Compiler oder eine Shell sind zwar für den Betrieb eines Unix/Linux-basierten Systems unverzichtbar, gehören aber nicht wirklich zum Kernel.

      Oh, ich dachte das wenigstens eine Shell zum eingeben von Befehlen immer vorhanden ist...

      Aber zum modularen Aufbau, wie ich oben schon schrieb können Gerätetreiber nachinstalliert werden, das nennt man nicht Treiber sondern Module.
      Kommt daher der "modulare Aufbau" her oder ist damit das ganze gemeint wie Software zum Anwenden usw.?

      Modularer Aufbau heißt einfach, dass alle Komponenten in sich abgeschlossen sind und jede für sich ausgetauscht werden könnte - im Gegensatz zu Windows, wo du nicht mal eben so einen anderen Desktop installieren kannst. Der Begriff "Modul" ist hier auch kein spezieller Linux-Fachbegriff. Man darf die Treiber ruhig Treiber nennen. ;-)

      Ah, okay verstanden!

      Und was genau ist dieser Daemon? Ist das nun ein Dienst oder Prozess?
      Nicht nur einer. Es gibt eine Fülle von Daemons auf einem Linux/Unix-System. Als Daemon (ursprünglich: Disk And Execution Monitor) bezeichnet man einen Prozess, der im Hintergrund läuft und keine direkte Interaktion mit dem Benutzer hat. Typische Beispiele sind DHCP-Server und -Client, Apache, ein FTP-Server oder ein Automounter, der Wechselmedien (USB-Sticks) sofort ins Dateisystem einhängt, sobald sie angesteckt werden.

      Achso! Also auch dieses hotplay ist ein Daemon? Also alle Dienste die was machen oder überwachen und nicht mit dem User interagieren sind diese Daemons... bzw. Dienste wie in Windows z.B. svchost.exe
      Verstanden :)

      Aber sobald man mit dem Deamon interagieren kann ist es kein Deamon mehr? Ich meine auch ein Dienst muss doch auch irgendwie konfiguriert werden und das ist doch schon eine Interaktion oder nicht?

      Danke dir vielmals :)

      1. Hi,

        Oh, ich dachte das wenigstens eine Shell zum eingeben von Befehlen immer vorhanden ist...

        ist sie normalerweise auch - aber sie gehört nicht zum Kernel.
        Ein handelsüblicher PKW hat auch immer eine Lichtmaschine, aber sie gehört nicht zum Motor im engeren Sinn.

        Achso! Also auch dieses hotplay ist ein Daemon?

        Ich weiß nicht, wer hotplay ist - ich vermute, du meinst hotplug, dann: Ja.

        Aber sobald man mit dem Deamon interagieren kann ist es kein Deamon mehr?

        Nein, so scharf funktioniert die Grenzziehung nicht. Betrachte nur den primären Zweck.

        Ich meine auch ein Dienst muss doch auch irgendwie konfiguriert werden und das ist doch schon eine Interaktion oder nicht?

        Eigentlich nicht.

        Ciao,
         Martin

        --
        Schon gewusst, dass Aftershave trotz des Namens eigentlich eher fürs Gesicht gedacht ist?
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        1. Hey,

          danke dir!

          Habe wieder eine schöne Erfahrung mit Linux gemacht.
          Im Schrank lag bis dato schon seit Jahren mein altes Notebook von Toshiba mit 166Mhz,32MB Arbeitsspeicher sowie einer 2 GB HDD.
          Ich habe es lange nicht mehr genutzt da nur Windows 98 drauf lief aber es ja fast keine Software mehr gibt habe ich das Arbeiten damit eingestellt.
          Vieles konnte ich nicht ansprechen wie z.B. PCMCIA usw. da es keine Treiber mehr richtig gibt oder zu finden sind.

          Nun habe ich mir mal DSL (DamnSmallLinix) heruntergeladen und meinem alten Notebook neues leben ein gehaucht!
          Die komplette Hardware wird erkannt und ich kann wieder damit arbeiten als wäre es ein aktuelles Gerät mit Windows XP! Ich könnte jetzt sogar ohne Umstände per WLAN ins Netz und das mit einem ca. 11 Jahren alten Lappy.
          Auch eine schicke GUI ist vorhanden und ich kann sogar mit der empfohlenen Auflösung von 1024*768@16bit arbeiten. Die Arbeitsspeicherauslastung liegt mit GUI (mit Transparenten Shells usw.) bei gerade mal 10MB! Die CPU hat im Leerlauf eine Auslastung von 0-12%.
          Zudem ist mir aufgefallen (im Gegensatz zu Windows 98) das der CPU-Kühler ganz ganz selten anspringt was ja eigentlich bedeutet das die CPU kaum heiß wird, selbst bei dem Wetter der letzten tage.

          Wollte das Gerät erst für ein paar Euro bei eBay verkaufen und bin froh es nicht getan zu haben denn nun kann man damit wieder wunderbar arbeiten.

          danke :)

  2. Tach,

    ist das Hauptbestandteil des Systems und kann Modular aufgebaut werden.
    Der Kernel liefert alle Bestandteile mit um auf einem System laufen zu können und alle Werkzeuge (zu finden in /bin) um dieses auch zu Administrieren.

    klares nein. Alles was du in /bin /lib etc. findest ist nicht Teil des Kernels, der größte Teil dort dürfte zum GNU-Projekt gehören.

    Gerätetreiber sind schon teilweise im Kernel einkompiliert können aber nachträglich (auch als Module bekannt) nachinstalliert werden z.B. für Soundkarten usw.

    korrekt

    Das gleiche gillt auch für die GUI, der XServer ist ein eigenständiges Programm das nachinstalliert werden kann. Es dient als Grundlage für viele verschiedene GUI´s wie "Gnome" oder KDE. (m.E. ist man in der Shell schneller als mit der Maus auf einer GUI)

    Das läuft prinzipiell nach einem der UNIX-Prinzipien, viele kleine Tools, die jeweils eine Teilaufgabe erledigen, zu nutzen (wobei X11, Gnome oder KDE klein zu nennen schon sehr euphemistisch ist).

    apt-get update = Paketdatenbank aktualisieren

    Statt apt-get solltest du lieber gleich dessen Nachfolger aptitude verwenden.

    Aber zum modularen Aufbau, wie ich oben schon schrieb können Gerätetreiber nachinstalliert werden, das nennt man nicht Treiber sondern Module.
    Kommt daher der "modulare Aufbau" her oder ist damit das ganze gemeint wie Software zum Anwenden usw.?

    Der Linux-Kernel kann während er läuft Module laden und entladen (d.h. er ist modular aufgebaut), das können Treiber sein, aber im Prinzip auch andere Dinge.

    Und was genau ist dieser Daemon? Ist das nun ein Dienst oder Prozess?

    beides.

    Woran unterschiedet man einen Dienst von einem Prozess, wo liegen die Unterschiede?

    Ein Prozeß ist der Teil eines Programms, der ausgeführt wird, mit "ps" kannst du dir alle derzeitig laufenden Prozesse ansehen.

    Dienst ist eher ein Windows-Begriff  und entspricht in etwa dem Daemon, also einem Programm, das im Hintergrund läuft und dem System/Nutzer etwas (eine Serviceleistung) anbietet.

    mfg
    Woodfighter