Merħba!
Wer sein Leben eher angepaßt und ruhig leben will, der kann auch ohne Probleme in einem "Unrechtstaat" leben.
Eindeutig nein. Unter Stalin gab es ein Plansoll für Hinrichtungen – wenn es nicht genügend begründete gab, wurden eben zufällige Leute mit auf die Liste genommen. In China (und sicher nicht nur dort) genügt es, einem Parteifunktionär negativ aufzufallen, und das kann auch mal durch einen dummen Zufall passieren. In der DDR gab es offiziell Sippenhaftung, d.h. Du konntest auch für Dinge in Schwierigkeiten kommen, die ein Verwandter angestellt hatte und nicht Du selbst. Und fast überall in Osteuropa wurden gewisse Minderheiten verfolgt, denen es auch nichts half, daß sie nur angepaßt und ruhig leben wollten.
So wie hier auch viele Menschen sagen "wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten", wenn es um Kontrolle des Staates über unser Leben geht.
Den Spruch hört man oft, aber wahr wird er nie. U.a. wegen der oben genannten Dinge, zum anderen aber auch, weil man nie wirklich weiß, was man zu verbergen hat. Schwulsein, Jude sein, Gold besitzen, bestimmte politische Meinungen u.v.a.m. – das sind alles Dinge, die eindeutig unproblematisch sein sollten, aber deretwegen schon Leute belangt wurden. Heute traut man sich vielleicht, sowas zu erwähnen, morgen bereut man es vielleicht schon.
Und da vor allem hier in deutschland, der überwiegende Teil gerne ruhig, beschaulich sein Leben leben möchte, ist es nicht verwunderlich, dass nach einer solchen Periode viele Menschen der für sie vorhandenen Sicherheit und Vorhersehbarkeit nachtrauern. Es gab immerhin auch Faktoren, die das Leben dort, in manchen Punkten angenehmer machten als hier.
Ich frage mich wirklich, wo diese Illusion der Sicherheit und Vorhersehbarkeit herkam. Ich hätte in so einem Staat jeden Tag Angst. Gewöhnt man sich wirklich so sehr daran, daß man die Angst irgendwann vergißt?
Das ganze System dort baute auf Stasispitzel auf, daher ist das nicht sonderlich ungewöhnlich, aber deshalb schrieb ich "wirklich verantwortlich". Ich finde es gibt durchaus Unterschiede zu einem Stasispitzel und denen die Verantwortlich dafür waren, das Menschen bei der Republikflucht erschossen oder davor in Gestapokellern erschlagen wurden.
Klar, den Unterschied gibt es. Ich sehe aber auch noch einen Unterschied zwischen Stasispitzeln aus Überzeugung und solchen, die mehr oder weniger erpreßt wurden (das soll es auch gegeben haben, auch wenn ich kein konkretes Beispiel kenne). Und ich sehe einen Riesenunterschied zwischen (freiwilligen) Stasispitzeln und Leuten, die gar nichts angestellt haben.
Und ein Nazirichter, wie Filbinger, der kurz vor Kriegsende Todesurteile fällte, war 12 Jahre Ministerpräsident eines der größten Bundesländer. Dagegen sind die bisherigen SED Skandale relativ unbedeutend.
Das ist kraß, aber die Aussage, daß jemand anderes schlimmer war, ist IMHO immer eine sehr schwache Ausrede. Wenn wir die SED freisprechen, weil die Nazis schlimmer waren, können wir auch bei allem, was heute nicht optimal ist, einfach so tun, als ob es egal sei, weil es in Nordkorea / Zimbabwe / ... noch schlimmer ist.
Naja, der Marxismus stalinistischer Prägung ist sicher kein Modell einer linken Regierungsform.
Na hoffentlich. Bei manchen Figuren wie z.B. Sahra Wagenknecht bin ich mir da aber nicht so sicher.
Was viele Menschen vergessen, Politiker sind in erster Linie keine Profis, sollen es auch nicht sein. In einer Demokratie sehe ich die Aufgabe von Politikern als Repräsenten des Volkes für Kontrolle der Verwaltung, Wirtschaft und Militär.
Wenn Du mit "Kontrolle der Wirtschaft" vernünftige Rahmenbedingungen wie die Ahndung von Betrug etc. meinst, dann full ack. Wenn Du Planwirtschaft meinst: Dagegen.
Doch unglücklicherweise führt die Medialisierung der Gesellschaft dazu, dass ein "erfolgreicher" Politiker mehr sowas ist wie guter ein Showstar und kein guter Kontrolleur.
Leider wahr. Und es hat den blöden Nebeneffekt, daß ein Politiker, um in den Medien gut auszusehen, zu jedem Problem ein Rezept haben muß. Er kann nie ehrlicherweise sagen: "Tut mir leid, von diesem Thema habe ich keine Ahnung und deswegen auch keine Meinung dazu. Bitte fragen Sie jemanden, der sich besser auskennt."
Stattdessen muß er sich schnell was einfallen lassen, was gut klingt, und wenn es richtig gut klingt und Zustimmung findet, kann er es nicht einmal mehr aufhalten, wenn er selbst merkt, daß es ein Griff ins Klo war.
Es ist daher kein Wunder, dass die Werbebranche heutzutage Politk berät und nicht, wie es sein sollte, fachlich Kompetente Menschen.
Richtig. Zudem habe ich den Eindruck, daß den fachlich Kompetenten auch oft einfach nicht zugehört wird. Und da so ziemlich jeder Mensch persönliche Interessen hat, läßt sich notfalls auch fast jeder fachlich Kompetente mit dem Argument wegräumen, er sei befangen.
Viele Grüße vom Længlich
Mein aktueller Gruß ist:
Maltesisch