Alexander (HH): investieren in Immobilie

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Moin Moin!

Wenn Dein Vertragspartner eine Firma auf irgendeiner kleinen Insel in einem der großen Ozeane oder im Kanal zwischen Großbritannien und Frankreich ist: Finger weg!

die Kanalinseln (Channel Islands) Jersey, Guernsey, Herm und Sark sind zwar in gewissen Bereichen autonom, gehören aber zum UK und somit zur EU. Sie sind damit theoretisch ebenso vertrauenswürdig wie Finnland, Frankreich oder Österreich.

Ja, sicher. Aber ist ist schon schwer genug, im Inland wieder an das Geld zu kommen. Ausland macht es schwieriger, auch EU-Ausland.

Und was ich gar nicht mehr aufgeschrieben habe: Die Rechtsform Limited (Ltd.), auch gerne als EU-GmbH tituliert, halte ich persönlich auch nicht für sonderlich vertrauenswürdig; insbesondere nicht, wenn sie in einem Briefkasten-Turm auf einer der Kanalinseln sitzt.

Natürlich ist es völlig legal, z.B. für eine Selbständigkeit in Deutschland eine Limited zu gründen, mit der man ohne viel Kapitalaufwand (1 Pfund + Gebühren) und ohne viel Arbeit (überläßt man dem Steuerberater) schnell (24 h) zu einer Pseudo-GmbH kommt. Nur muß man sich als Kunde einer solchen Ltd. bewußt sein, dass man sich trotz deutschem Geschäftsführer, deutschem Firmensitz und deutschem Auto-Kennzeichen im Streitfall auch mit UK-Recht herumschlagen muß. Und natürlich, dass eine Limited mit einer Kapitalreserve von 1 Pfund de facto chronisch insolvent ist.

Ich habe am Rande, bei mehreren Leuten, die auf "neuartige Vertriebswege" (Pyramidensysteme) reingefallen sind, mitbekommen, dass man denen zur Gründung einer solchen Ltd. rät, damit sie mit möglichst wenig Kohle legal mit der Alibi-Ware handeln können.

Von daher gehen bei mir sehr schnell die Alarmlampen an, wenn ich irgendwo in einem Prospekt oder auf einem Angebot etwas von Ltd. lese. Wenn ich einer solchen 1-Pfund-Ltd. auch noch große Mengen Geld geben soll, von dem die Ltd. behauptet, sie würde es für mich großzügig vermehren, gehen bei mir so ziemlich alle Alarmsysteme los.

Das ist natürlich nicht ganz fair gegenüber den Leuten, die eine Ltd. tatsächlich in ehrlicher Absicht betreiben, aber mein Vorurteil ist, dass die nur eine Minderheit der Ltd.s in Deutschland ausmachen.

Ich sehe in den Ltd.s in Deutschland keinen Sinn. Wer genügend Kapital (>25.000 €) hat, gründet eine "echte" GmbH und spart sich das Theater mit UK-Recht komplett. Und wer keine 25.000 € Kapital "über" hat, nimmt eine andere klassische Rechtsform, z.B. eine GbR. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Haftung, aber ehrlich gesagt gibt es erstens Versicherungen und zweitens sollte man zumindest soweit hinter seiner eigenen Arbeit stehen, dass man nicht versucht, die Haftung auf 1 Pfund zu beschränken.

Alexander

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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".