Das Problem ist nicht die absolute Anzahl der Toten. Sondern die Art der Bedrohung. Ein Auto hate eine konkrete Bedrohung, bei der du für dich individuell einen Enscheidungsspielraum hast wie du dich ihr aussetzt.
Der Individualverkehr bedroht mich auch, wenn ich selbst nicht fahre - und da kann ich mich selbst oft selbst nicht entscheiden ob ich mich der gefahr aussetzen will oder nicht - es kommt immer wieder vor, dass jemand (weil er Gas und Bremse verwechselt) in ein Geschäft fährt oder dass dich ganz einfach jemand am Gehsteig oder Zebrastreifen niederfährt.
Ein Atomkraftwerk bedroht alle, die in einem gewissen Umkreis leben. Die Bedrohung ist aber sehr abstrakt, weil es einerseits relativ selten passiert und anderseits der Schaden auch sehr abstrakt sein kann. Deshalb ist es ja auch so schwierig Strahlenopfer zu zählen, da niemand sagen kann, ob dieser Krebs oder jene Mißgeburt wirklich auf eine Verstrahlung zurück zu führen ist.
Diese Gefahr ist bei Verkehrsunfällen zwar nicht so abstarkt, aber dennoch gibt es verschiedene Dinge die nicht schwarz und weiß sind - vor ein paar Tagen wurde ein Mopedfahrer niedergefahren, er hat sich ins Taxi gesetzt und ist nach Hause gefahren weil "nichts" war - später wurde die Rettung gerufen und er ist am Weg ins Krankenhaus verstorben (schwere innere Verletzungen). Aber du hast natürlich recht, Stahlung ist da weit heimtückischer - aber dasselbe gilt für Belastung durch CO2 - da sind früher auch viele Leute in Weinkellern erstickt und man wusste lange nicht warum, man konnte die Gefahr nicht sehen riechen oder schmecken.
Das ist genau der gleich Effekt, wie bei einem Flugzeugabsturz. Wenn die Angehörigen von 100 Menschen gleichzeitig trauern müssen, hat das eine medial größere Aufmerksamkeit, als die 100 Toten die jeden Tag in Europa im Verkehr sterben.
Ja, diese Gedankengänge kann ich aber nicht nachvollziehen - hier fehlt mir vielleicht einfach die emotionale Nähe zu Menschen die ich nicht kenne, die aber kollektiv durch irgend einen Umstand sterben.