Der Martin: Fällt das unter "Entropie"?

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Hallo,

Ebenso werden ja -so paradox das klingt- manche Obstbäume bei Frost mit Wasser besprüht, um sie vor Erfrierung zu schützen: Das aufgesprühte Wasser gefriert und setzt dabei Energie frei, die verhindert, dass die Blüten oder Knospen kälter als 0°C werden.
wenn man im Winter Salz auf die Straßen bringt, sinkt ebenfalls die Temperatur und trotzdem schmilzt das Eis.

ja, hier haben wir aber gleich zwei Effekte: Die Lösungsenthalpie und die Gefrierpunkterniedrigung.
Einige Salze setzen beim Lösen Energie frei, also die Lösung wird warm. Andere wiederum, wie etwa NaCl, nehmen beim Lösen Energie auf, die Lösung kühlt etwas ab (kann man leicht selbst in der Küche nachweisen).

Wenn man also Salz auf die Straße streut, löst es sich in dem geringen noch flüssigen Anteil des Wassers. Dabei wird dieser Wasserfilm zwar kälter, aber durch die Absenkung des Gefrierpunkts geht dieser Anteil auch nicht mehr in die Eisphase über. Da durch die statistische Verteilung der Wärmeenergie im Stoff immer ein gewisser Anteil des Wassers in flüssiger Form vorliegt (anders ausgedrückt: Zwischen fester und flüssiger Phase besteht ein Gleichgewicht), wird dabei ein immer größerer Anteil des Wassers "versalzen" und bleibt dann flüssig - sofern der Frost nicht gar zu streng ist. Wenn es kalt genug ist, hilft auch Streusalz nicht mehr, weil die Absenkung des Gefrierpunkts selbst bei gesättigter Lösung dann nicht mehr ausreicht.

Und genau das ist ein Grund, warum ich den Winterdienst mit Salz nicht mag: Die Menge Salz, die tagsüber gestreut wird, reicht vielleicht als Gefrierschutz für die etwas mildere Tagestemperatur. Aber wenn es abends wieder kalt wird, friert der angetaute Wasserfilm doch wieder an, und dann wird's erst *richtig* glatt. Abgesehen davon bildet die trocknende Salzbrühe auf der Straße, an den Schuhen, auf dem Lack und an den Scheiben einen ekelhaften, langsam verkrustenden Schmierfilm.

Viel besser sind da IMHO mechanisch wirkende, abstumpfende Mittel wie Sand oder Splitt. Noch besser ist es (zumindest bei wenig befahrenen Straßen bzw. wenig genutzen Fußwegen), gar nichts zu tun. Denn eine festgetretene oder festgefahrene Schneedecke hat genügend Unebenheiten, die ausreichend rutschhemmend wirken - selbst wenn die Oberfläche tagsüber antaut. Dann friert sie nachts nämlich nicht spiegelglatt, sondern so mikro-zerklüftet wie eben der Schnee drunter ist.

Ciao,
 Martin

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