Alexander (HH): Formalprüfung von Namen

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Moin Moin!

Sonderzeichen in Namen. Ganz einfach, oder? Im Deutschen benutzen wir ein Alphabet mit 26 Buchstaben, jeweils groß und klein. Namen fangen mit großen Buchstaben an, danach folgen kleine Buchstaben. Und das war's. Funktioniert perfekt mit Fritz Schmidt und Frank Meier:

  
$name=~/^[A-Z][a-z]+\s[A-Z][a-z]+$/ or die "Schrott eingegeben";  

Schade nur, dass alle Müller einen lästigen Umlaut im Nachnamen haben. "ß" fehlt in dem Schema auch noch:

  
$name=~/^[A-ZÄÖÜ][a-zäöüß]+\s[A-ZÄÖÜ][a-zäöüß]+$/ or die "Schrott eingegeben";  

Dann gibt es noch Karl Anton Meier. Der hat zwei Vornamen, nicht nur einen:

  
$name=~/^(?:[A-ZÄÖÜ][a-zäöüß]+\s)+[A-ZÄÖÜ][a-zäöüß]+$/ or die "Schrott eingegeben";  

Und Anne-Katrin Müller-Schmidt, mit Bindestrichen zwischen den Namen und einem Doppel-Nachnamen:

  
my ($vorname,$nachname)=split /\s/,$name,2;  
$vorname=~/^(?:[A-ZÄÖÜ][a-zäöüß]+)[- ])*[A-ZÄÖÜ][a-zäöüß]+/ or die "Schrott im Vornamen";  
$nachname=~/^(?:[A-ZÄÖÜ][a-zäöüß]+)[- ])*[A-ZÄÖÜ][a-zäöüß]+/ or die "Schrott im Nachnamen";  

Ronald McDonald fällt hier auch noch durchs Raster wegen des Großbuchstaben mitten im Nachnamen, genauso wie Mark O'Toole, der zusätzlich noch ein Sonderzeichen mitschleppt.

(Ich spar mir ab jetzt den Beispielcode.)

André Schmidt sieht eigentlich harmlos aus, wird aber auch nicht akzeptiert, weil é eben weder Umlaut noch Interpunktionszeichen ist.

Von der Sorte Zeichen gibt es noch jede Menge bei Namen aus Frankreich (çáàéèë...), Spanien, Portugal, Südamerika, Skandinavien (åæø...), Osteuropa (gefühlt Haken, Ösen, Griffe, Kringel, Striche überall an allen Buchstaben).

Titel fehlen noch. Es gibt Leute, die sofort tödlich beleidigt sind, wenn man sie nicht korrekt mit Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. anredet / anschreibt. Gleiches gilt für Freifrau, Graf, Herzogin, Prinz, und was sonst noch so aus dem Mittelalter an Adelstiteln übrig geblieben ist. Etwas extremer wird es mit einer Dame, die als Princess Elizabeth Alexandra Mary of York das Licht der Welt erblickte und korrekt als "Elizabeth the Second, by the Grace of God, of the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland and of her other realms and territories Queen, Head of the Commonwealth, Defender of the Faith" tituliert wird, wenn man sie als Königin des Vereinigten Königreiches anschreibt. Für ihre Rolle als Staatsoberhaupt anderer Staaten im Commonwealth hat sie noch ein paar andere Titel. Das dürfte so ziemlich jede Datenbank für unseren deutschen "Rest-Adel" sprengen ... ;-)

Wie wäre es wenigstens mit ein paar "Sanity Checks"? Niemand hat mehr als zwei Vokale nacheinander, oder? Wieder falsch.

Jeder hat Vor- und Nachname, oder? Auch nicht. Siddig El Tahir El Fadil El Siddig El Abderahman El Mohammed Ahmed El Abdel Karim El Mahd hat seinen Namen an westliche Gepflogenheiten angepaßt und nutzt seinen ursprünglichen (Vor-)namen jetzt als Nachnamen, nachdem er vorher den (Vor-)namen seines Vaters als Nachnamen nutzte.

Umlaute automatisch wiederherstellen? MUELLER => Müller. Stimmt fast immer. KOEHLER? Ich kenne einen Koehler, Sohn von Herrn und Frau Köhler. Schöne Größe vom Standesbeamten, der das Ö auf der Tastatur nicht gefunden hat. Kein Witz! MANUELA => Manüla? Besser nicht.

Mal am Rande: Groß- und Kleinschreibung ist auch immer wieder spaßig. Im Türkischen gibt es vom i zwei Varianten, eine mit Punkt, eine ohne. Entsprechend gibt es auch vom I zwei Varianten. Das i mit Punkt wird groß als I mit(!) Punkt geschrieben, das i ohne Punkt wird als I ohne Punkt geschrieben. Es ist falsch, i in I umzusetzen. Die Franzosen lassen Akzente bei der Großschreibung gerne weg, aus é und è wird jeweils E, obwohl É und È auch nicht falsch sind. Oh, und seit einiger Zeit gibt es im Deutschen ganz offiziell ein großes ß. Kennt kaum jemand, gibt's auch kaum in gängigen Fonts. Umsetzten von ß nach SS oder SZ ist immer problematisch (Maße vs. Masse).

Ich hab mich in den letzten Monaten u.a. mit etwa 750.000 Personendatensätzen (u.a. Name, Anschrift, Telefon) herumgeschlagen. Alles Leute, die sich in den letzten 30 Jahren mal in Norddeutschland aufgehalten und mit meinem Arbeitgeber Kontakt hatten. Eine ähnliche Aktion hab ich vor ungefähr 10 Jahren schonmal für einen anderen Arbeitgeber gemacht.

Es gibt bei Namen und Anschriften fast nichts, was es nicht gibt. Ich hab Berufsbezeichnungen gefunden, die länger als der Rest des Namens sind. Anschriften mit vier verschiedenen, gestaffelten Zusatz-Numerierungen hinter der Hausnummer. Leute, die ernsthaft sechs Vornamen haben und die auch alle sehen wollen. Doppelnamen der Art Müller-von Gruselstein ("ich will adelig sein, aber auf meine bürgerliche Herkunft nicht verzichten ..."). Damen, die darauf bestehen, ausschließlich als Gräfin von Gruselstein angeredet und angeschrieben zu werden. Kein Vorname, kein Familienname. In eine ähnliche Richtung gehen die akademischen Titel. Irgendein Pups, dessen Lebensleistung ein gekaufter Doktor-Titel von irgendeiner Phantasie-Universität ist, muß diesen Doktor-Titel partout mit in der Anschrift und der Anrede haben. "Jan-Heinrich Meier genannt Frank" (mutmaßlich aus einem Dorf, in dem 90% der Leute Meier heißen und Jan und Heinrich auf Platz 1 und 2 der Liste der häufigsten Vornamen stehen).

Alexander

(Hinweis: Alle genannten Namen im letzten Absatz sind ausgedacht, finden sich aber analog in der Datenbank meines Arbeitgebers.)

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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".