Alexander (HH): HDD nicht automatisch beim Systemstart hochfahren

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Moin Moin!

Hallo,

Was versuchst Du eigentlich zu optimieren?

sagte ich doch: Die Geräuschentwicklung.

Sorry, überlesen.

Ich will ein System, das einen Großteil der Alltags-Aufgaben (Internet, e-Mail, Audio) lautlos erledigen kann, aber im Bedarfsfall auch auf das Videoarchiv auf ein bis zwei 1TB-Platten zugreifen kann.

Tja, fang mit ab Werk leisen Platten an. Die drehen typischerweise relativ langsam (5400 oder 4200 U/min) und werden deswegen auch eher weniger warm. Die hängst Du entkoppelt auf (Gummirahmen) und baust ein gut gedämmtes Gehäuse drum herum. Schließlich schaltest Du noch das Acoustic Management an, wodurch die Platten zwar geringfügig langsamer, aber deutlich weniger nervig werden.

Die c't-Leute haben da in den letzten Jahren reichlich Recherche-Arbeit in einige Vorschläge für leise, flotte PCs gesteckt.

Und schließlich: Stell die Kiste in eine Ecke, in der sie am wenigsten nervt. Ich hab über Jahre meinen alten Server in einem ansonsten ungenutzten Räumchen bzw. im Keller stehen gehabt. Da hat das staubsaugerartige Geräusch der alten Profi-Hardware am wenigsten gestört.

Mein aktueller Server ist ein HP Proliant Microserver N36L, den gibt's mittlerweile nicht mehr. Der Nachfolger ist der N40L, mit etwas mehr CPU-Takt, aber ansonsten die gleiche Hardware. Ich nutze darin 4 Platten und eine externe SATA-Platte für's Backup. Die Maschine ist schon ohne Änderungen so leise, dass ich 1,5 m daneben problemlos arbeiten kann, am anderen Ende vom Zimmer gehen die Laufgeräusche komplett in den Hintergrundgeräuschen unter. Im Rest der Wohnung hört man auch mitten in der Nacht absolut nichts von der Maschine, nicht einmal während des Backup-Laufs.

Wenn Du unbedingt den Lötkolben schwingen willst: SATA ist hot-plug-fähig. Sieh Dir den Power-Stecker mal genau an, zunächst wird GND verbunden, dann je eine der je drei Leitungen für +3,3V, +5V und +12V ("pre-charge"), dann die jeweils zwei anderen Leitungen für jede der drei Versorgungsspannungen. Mit etwas Phantasie und ein paar Relais-Kontakten oder MOS-FETs läßt sich da durchaus etwas aufbauen, das die Platte normgemäß von den Versorgungsspannungen abtrennt und wieder mit ihnen verbindet. Dann brauchst Du nur noch ein oder zwei Bit aus einem GPIO oder einem ungenutzten Port, um die Schaltelektronik zu steuern, und einen größeren Haufen Patches, damit die Platte nach ausreichend Leerlauf erst logisch, dann elektrisch abgetrennt wird, und bei Bedarf erst elektrisch, dann logisch wieder angedockt wird.

An sowas dachte ich übrigens auch schon, der Ansatz gefällt mir gut. Den größeren Haufen Patches kann ich mir auch getrost sparen, wenn ich das Einschalten und Mounten per Script (evtl. FUSE-gesteuert?) und das Unmounten und Abschalten ebenfalls scriptgesteuert auslöse.

Hast Du einen groben Plan, wie übel FUSE bremst? Willst Du dann aus dem Userspace mit einer SATA-Platte reden und ATA und EXT2/3/4 nochmal im Userspace implementieren?

Die Idee, die Platte unmittelbar vor mount(8) einzuschalten und nach umount(8) wieder auszuschalten ist allerdings nicht schlecht. FUSE würde ich da rauslassen. Sieh Dir mal die diversen Automounter an, da sollte es irgendwo eine Möglichkeit geben, mount / umount über ein Script laufen zu lassen, wenn Du nicht ohnehin schon Scripte einsetzt.

Von solchen Basteleien würde ich mittlerweile allerdings sehr viel Abstand halten.

Warum?

Weil ich an meinen Daten hänge. Die Patches, die ich meinte, wären Kernel-Patches, die im Kernel einerseits rausfinden, wann Du die Platte nicht mehr brauchst und deswegen den Strom abschalten und andererseits im Kernel Schreib- und Lesezugriffe so lange blockieren, bis die Platte wieder läuft. Das alles, während die Platte aus Kernel- und Userspace-Sicht gemountet ist.

Solche Projekte sind es doch unter anderem, die die Computerei reizvoll und spannend machen. Ich finde es eher schade, dass man heute nur noch selten sinnvolle Ansatzpunkte für eigene Hardware-Basteleien findet. In den späten 80er- bis frühen 90er-Jahren gehörten für mich Multimeter, Oszi und Lötkolben zum Computer so selbstverständlich dazu wie Ketchup zu Pommes.

Klar. Ich schalte meinen Hauptrechner von einer (ab Werk vorhandenen) dedizierten Power-Taste in der Tastatur ein und aus, à la Mac. Mein Laserdrucker wird vom Server innerhalb von CUPS ein- und ausgeschaltet (eigener Daemon + eigenes CUPS-Backend + USB-Seriell-Adapter + Solid State Relais). Und im Keller arbeitet ein alter, umgestrickter Thin Client als Backup-Server, der mitten in der Nacht per WOL geweckt wird, um Daten vom Hauptserver auf eine externe Platte zu schaufeln. Router und Telefonanlage sind ebenfalls umgestrickt.

Alexander

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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".