Tach,
ich erhebe Einspruch. Ich habe in den Nachrichten (Radio oder TV) noch nie "Frau Bundeskanzler" gehört, sondern immer nur "Frau Bundeskanzlerin". Das Beispiel funktioniert also nicht als Analogie zum Doktortitel.
ah, um ein Argument aus dem Thread zu holen: Das ist aber falsch, das Grundgesetz sieht nur den Bundeskanzler vor, es gibt davon keine weibliche Form.
Das sehe ich ähnlich. Durch die Einführung einer weiblichen Form in den allgemeinen Sprachgebrauch hat man bei Bezeichnungen, die eigentlich geschlechtsneutral hätten sein können, erst die Zweifel und die Gefahr des Sich-diskriminiert-Fühlens provoziert.
Äh, dass diejenigen, die diese Form eingeführt haben, sich bereits vorher deswegen diskriminiert gefühlt haben müssen, ist euch bisher nicht in den Sinn gekommen, oder? Ihr könnt hier nicht einfach die Kausalität umkehren.
Nach deiner Sichtweise ist die Unterdrückung von Menschen, solange sie es nicht merken, ok.
Sehe ich nicht so.
Der von mir zitierte Satz war "Die meisten hätten vorher wahrscheinlich gar nicht gedacht, dass sie nicht mitgemeint sind.", also: Wenn die Leute sich dessen nicht bewußt sind, dann ist es ja gar keine Diskriminierung.
Einen Ausdruck, auch wenn er grammatikalisches Maskulinum sein man, als ausschließlich männlich zu sehen, ist das eigentliche Problem.
Sag ich ja, das Problem scheint zu sein, dass wir oder zumindest ein größerer Teil der Bevölkerung genau das tun. Es ist schön, dass es theoretisch ein generisches Maskulinum gibt und dass Linguisten Genus und Sexus unterscheiden, aber das hilft nicht, solange es der breite Teil der Bevölkerung nicht auch tut.
Schau dir zum Beispiel andere Sprachen an, Französisch etwa. Da gibt es die Singular-Pronomen "il" (männlich) und "elle" (weiblich). Anders als im Deutschen gibt es im Französischen auch im Plural männliche und weibliche Pronomen, also "ils" und "elles". Nur dass "ils" keineswegs ausschließlich Männer meint, sondern auch eine gemischte Gruppe bezeichnen kann.
Ein klarer Fall von männlicher Vorherrschaft, elles kann nämlich keine Männer mitmeinen. Das generische Maskulinum hat sich sicher durch die Vorherrschaft des Mannes in der Vergangenheit entwickelt, ich bin der Meinung wir wollen das eine abschaffen, warum nicht auch das andere.
Das war mal eine ursrpüngliche Wortbedeutung (andere wären trennen, abgrenzen und damit näher an der heutigen), das ist aber schon länger her, s.a. Diskrimination.
Nein, überhaupt nicht. Diskriminieren bedeutet auch heute noch unterscheiden. Also abgrenzen, vielleicht auch ausgrenzen.
Wie der von mir zitierte Artikel nahelegt, tut es das im allgemeinen nicht mehr.
Ich bin mir sicher, dass es Menschen gibt, die bei Student an einen männlichen Studenten denken
Zweifellos gibt es die. Ich verstehe das Wort "Student" aber zunächst geschlechtsneutral als "eine Person, die studiert".
Das ist schön, dann bist du kein Teil dieses Problems, das schafft es aber leider nicht aus der Welt.
mfg
Woodfighter