Moin Moin!
Nun aber zur Frage, ist Windows 98 noch irgendwo im Gebrauch oder wird es für bestimmte Aufgaben genutzt?
Definitiv ja. Es gibt jede Menge Computer, die zu irgendeiner großen, teuren Maschine mitverkauft wurden, und auf denen stumpf das System installiert wurde, dass zum Entwicklungs- bzw. Verkaufszeitpunkt aktuell war.
Bei meinem Arbeitgeber steht z.B. noch ein schreibtischgroßes Meßgerät (nicht so groß, dass es auf einen Schreibtisch paßt, sondern so groß, dass es das Volumen eines größeren Schreibtisches einnimmt), das noch mit CP/M gesteuert wird. Prinzipiell unzerstörbar, wird aber demnächst mangels Ersatzteilen und Verbrauchsmaterialien abgeschaltet und beseitigt.
Der Steuerrechner des ähnlich großen Meßgeräts daneben läuft mit Win98 oder Win2000, davon sieht man dank Steueranwendung im Fullscreen-Modus allerdings nicht viel. Das gilt auch für ein paar andere Meßgeräte im Format eines umgefallenen Kleiderschranks, dort werkelt irgendein DOS oder Windows, vielleicht auch QNX ö.ä.
Zwei Räume weiter werkelt eine andere Maschine relativ autonom, zur Steuerung dient dort ein DOS-Rechner. Beste 486er-Markenware, lahm wie kaum ein anderer Rechner im Haus abgesehen vom CP/M-Monster, aber für die Maschine mehr als ausreichend. Viel mehr als 1 KByte an Daten fallen dort pro Tag nicht ab, prinzipiell hätte dort auch ein C64 ausgereicht.
Den haben wir übrigens NICHT im Einsatz, auch die alten VAXen und DECterms sind schon vor meiner Zeit zum Schrotthändler gewandert. Die Software, die auf der VAX lief, läuft heute in einer etwas modernisierteren Umgebung auf einem Windows 200x-Server. Damit ist in ein paar Jahren aber auch Schluß, das mindestens ebenso gruselige Nachfolgesystem steht schon auf der Matte.
NT4 Server und NT4 Workstation geistern auch noch herum, 2000er-Server auch, Macs und iFallobst sind mir allerdings noch nicht über den Weg gelaufen. Linux gibt's auch, hauptsächlich als Basis für VMware und als Betriebssystem für Thin Clients.
Bei den ganzen Meßgeräten ist uns von der EDV das Betriebssystem herzlich egal. Das Meßgerät samt Steuerrechner ist eine Blackbox, mit der wir typischerweise über RS232 kommunizieren, ansonsten vollkommen isoliert, und wenn das Meßgerät sich nicht wohlfühlt, kommt ein qualifizierter Techniker des Herstellers und bearbeitet Meßgerät und Steuerrechner so lange, bis es wieder läuft. Die Laborkollegen fummeln auch nicht am Betriebssystem rum, sie sehen nur die Bedienoberfläche, und die ist bei allen Geräten recht robust, egal was darunter für ein System läuft.
Die Rechner selbst sind entweder kleine, hochwertige Desktops von Markenherstellern mit Langzeit-Support, oder aber Embedded-Rechner, manchmal auch beides in Kombination. Für die Anbindung der Meßtechnik gibt's in der Regel irgendwelche Spezialhardware, bei neueren Maschinen kommunizieren die beiden Rechner innerhalb und außerhalb der Maschine auch schon mal über ein kurzes Ethernet-Crossover-Kabel. Der Preis des Bedienrechners fällt beim Maschinenpreis überhaupt nicht ins Gewicht, für eine gebrauchte Meß-Maschine ohne alles Zubehör und ohne Support bekommt man auch schon mal ein neues Auto; zwar keinen Rolls Royce, aber definitiv mehr als einen Dacia.
Alexander
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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".