Die Lernkurve wird am Anfang etwas steiler sein als bei Ubuntu oder Mint, das würde ich jedoch – nicht zuletzt wegen des exzellenten Wikis – nicht unbedingt als Nachteil ansehen.
Aber die "Lernkurve" bezieht sich doch eigentlich "nur" darauf, in welchen Verzeichnissen welche Konfigurationen wie abgespeichert sind, oder? Und wo Du ggfs. Treiber wie dazufügen kannst, um Geräte zum laufen zu bringen? Und wo du wie Pakete installieren kannst, die Du über den mitgelieferten Paketmanager nicht bekommst und wie du dann die Abhängigkeiten auflöst?
Bei Ubuntu legst du ’ne CD ins Laufwerk, klickst dich durch die Installation und alles funktioniert irgendwie. Die Magie dahinter löst sich ganz schnell auf, wenn man das alles per Hand machen muss ;-). Lernkurve war zugegebenermaßen der falsche Begriff, eigentlich ist der Installationsprozess nur zeitaufwendig, wobei 95% für die individuelle Anpassung des Kernels draufgeht. Für den eigentlichen Betrieb des Systems braucht man die Erfahrung, seine fstab-Datei mal selbst angelegt zu haben oder seinem Bootloader gesagt zu haben welchen Kernel er wo laden soll, eigentlich nicht! Da ist der gelernte Umgang mit der Shell der Wahl und den Core Utilities viel wichtiger.
Den Kernel auf die jeweilige Hardware hin abzustimmen halte ich trotzdem für sinnvoll, egal ob man Debian, Ubuntu, Mint, Fedora, Arch oder Linpus benutzt! Was soll ich mit irgendwelchen Kernel-Modulen für Atmel, Broadcom, Realtek oder Intel WLAN-Karten, wenn ich eine Atheros Karte habe? Und selbst da lässt sich nochmal zwischen verschiedenen Modellen unterscheiden. Braucht mein Kernel Support für Google Firmware? Eher nicht, also raus damit! Benutze ich ext3, ext4, XFS oder GFS2? Weg damit!
Ein spontaner Wechsel würde mir allerdings nicht im Traum einfallen; was ich schon an Zeit in mein Gentoo gesteckt habe…
eben, aber jetzt mal ketzerisch gefragt: was hast du dabei gelernt (außer die Unterschiede zu Debian und was dir alles an automatischen mitbringseln fehlt (treiber, software, abhängigkeiten auflösen)?
Meine Entscheidung für Gentoo war eher geprägt von Paranoia als von Wissensdurst. Wenn ich mir irgendwelche binären Pakete zukommen lasse, dann weiß ich nie von wem die unter welchen Umständen kompiliert wurden und ob da nicht wissentlich oder unwissentlich irgendetwas anderes mit drin versteckt wurde. Klar vertraue ich der Community, aber ich brauche auch die Möglichkeit der Kontrolle wenn es mal irgendwelche Auffälligkeiten gibt!
Mit Abhängigkeiten habe ich keine Probleme. Ich muss nur angeben, was mir wichtig ist und um den Rest kümmert sich Portage. Brauche ich zum Beispiel kein Gnome- oder KDE-Support in meiner Software, dann deaktiviere ich das in meinen globalen USE-Flags. Brauche ich für nmap keine grafische Oberfläche, dann deaktiviere ich die einfach lokal für dieses Paket. So hält man alles schön schlank und auf die individuellen Bedürfnisse angepasst. Einige versprechen sich auch Performance-Vorteile davon, alles auf der eigenen Kiste selbst zu kompilieren – das kann man aber getrost vernachlässigen.
Sich einen abzubrechen um irgendwelche Netzwerkdinge (WLAN) zum Laufen zu bekommen, wenn das andere Distros schon können/mitbringen, da würde ich mich dann nach dem Sinn vont janze fragen ...
7 Zeilen in die wpa_supplicant.conf zu schreiben würde ich nun nicht als »sich einen abbrechen« bezeichnen 😉