Performer: Ben16 dankt ab

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Hi,

ich vermute mal, …

und ich vermute mal, dass du noch nicht weißt, wie sich „Alter“ anfühlt, wie es ist, wenn man irgend wann feststellen muss: das ging „früher“ aber besser. Bei mir war dieser Augenblick erstmals mit 36 Jahren gekommen – seitdem immer wieder.

Ich komme täglich mit vielen alten, gebrechlichen und auch dementen Menschen zusammen. Bei manchen kam der Abbau schleichend, bei einigen anderen jedoch plötzlich durch Unfall oder Krankheit. Einige sind kaum älter als ich, eine Frau dürfte erst Mitte dreißig sein. So mancher „Herr“ mit Doktor- und Professorentitel(n) sitzt friedlich neben Lieschen Müller, die er in seinem früheren Leben vielleicht kaum eines Blickes gewürdigt hätte.

Das körperliche Leid, das ich sehe, ist die eine Seite, die Respektlosigkeit (von ihrem Lebensumfeld!) den Alten gegenüber eine andere. Zum körperlichen und geistigen Verfall können wir nichts, wie wir damit umgehen liegt jedoch sehr wohl in unserer Hand. Irgend wann fällt unser Verhalten ja wieder auf uns zurück, spätestens wenn wir selbst alt geworden sind.

Wenn jetzt ein Mann mit fast 86 Jahren zu der Erkenntnis gekommen ist (so weit muss man kommen!), dass er nicht mehr kann wie bisher, dass er es sich ersparen möchte, seinen Verfall öffentlich zu zelebrieren, wenn er nicht 24/7 unter ständiger Beobachtung stehen will oder kann, dann solltest du vielleicht besser einen Moment innehalten und an deine eigenen augenblicklichen wie künftigen Schwächen denken und ihm nicht vorwerfen, er sei seiner Arbeit oder den Verfehlungen seiner Angestellten, von denen du aus x-ter Hand gelesen hast, nicht mehr gewachsen.

:-)

Ciao, Performer