Moin Moin!
Mutig ausgedrückt: Ich halte mich selbst für einen Amateur, jedoch für einen guten Amateur.
Trotzdem ein Amateur. Ich bin ein Profi, mit entsprechender Ausbildung, und ich "pflege" (reanimiere ;-)) und entwickle ein System weiter, das seit 1980 von bis zu fünf Amateuren zusammengefrickelt wurde. Die Profis in der Runde ahnen, worauf das hinausläuft. ("Ommmmm, ich bin ruhig, ich bin entspannt, ich werde niemanden anschreien. Ommmmmmmmmmm. Ich bin ruhig, ich bin entspannt, ich werde niemanden schlagen. Ommmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm...")
Das war übrigens nicht meine urprüngliche Stellenbeschreibung. Da sollte ich ein System pflegen und weiterentwickeln, das auf einer von geschätzt dreißig bis vierzig Amateuren zusammengefrickelten Plattform läuft und durch Streichen und Kopieren durch einen Amateur aus einem großen, nie funktionsfähigem und nie verkauften Eierlegende-Wollmilchsau-System entstand, dass eine Gruppe von etwa fünf Amateuren gebastelt hat.
Natürlich stand das NICHT in der Stellenanzeige!
Ich weiß nicht, was schlimmer ist, aber wenigstens habe ich bei meinem aktuellen System eine halbwegs professionell entwickelte Plattform, und oberhalb der Plattform habe ich alle Sources.
Heute hat sich in meinem Kopf die Saat einer Idee eingenistet: Meine Fähigkeiten kommerziell anbieten? Ich rede nicht vom großen Geld.
Meine Wunschvorstellung zu dieser Idee wäre hier und da neben meiner Ausbildung zum Fachinformatiker (die mir technisch zusätzlich den Rücken stärken könnte)
F/Lachinformatiker? Die hießen früher mal Büromaschinenmechaniker (Schreibmaschinenflicker) und schrauben im wesentlichen Kisten auf und wieder zu. Fachinformatiker ist eine handwerkliche Ausbildung, aus der man brauchbare IT-Supporter gewinnen kann. Vielleicht auch Minesweeper Consultants and Solitair Experts. Aber keine ernsthaften Entwickler.
für privatpersonen, Vereine oder vielleicht auch Kleinunternehmen eine Webpräsenz zu verwirklichen.
Jeder große Hoster hat einen Webseiten-Baukasten, kostenlos und mit guten Voreinstellungen. Damit können Amateure durchaus ansehnliche Webseiten zusammenklicken. Warum sollen die Leute Dir das überlassen?
Für - was weiß ich - 20€ / Projekt oder sowas. Das Ganze ist wirklich alles andere als voll durchdacht.
Richtig. Ab 20 k€ fängt ein ernsthaftes Projekt an. Für 20 € bekommst Du von mir nicht mehr als 15 Minuten Dienstleistung auf Minimalniveau, zuzüglich Märchensteuer und Spesen.
Andererseits frickelt der pubertierende Nachbarssohn für'n 10er und 'ne alte Softporno-DVD die Webseiten auf Deinem Niveau zurecht.
Mal als Realitätsabgleich: Eine Technikerstunde von der Telekom kostet, wenn mich nicht alles täuscht, um 100 Euro. Techniker in dem Sinne, dass der Telekomiker Strippen zieht und Macken in der Verkabelung beseitigt. Der entwirft und plant keine Telefonanlagen, der zieht mit einem fertigen Plan ins Feld und setzt den um.
Ich würde mich explizit als Amateur bewerben, aber motiviert und günstig.
Warum soll ich einen Amateur beauftragen, meine Außendarstellung (=Werbung) zu erledigen? Dann lieber einen steuerlich absetzbaren Schein mehr für einen Profi, der einen nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch und optisch gelungenen Auftritt baut, der nicht beim ersten Niesen in seine Einzelteile zerfällt.
Ich habe nur überhaupt keine Ahnung, wo ich da ansätzen könnte. Gibt es sowas wie Webdesign-Börsen oder sowas? habt ihr vielleicht Ideen oder Erfahrung mit sowas?
Du kannst Ziegelstein und Findling nicht voneinander unterscheiden, hast keine Ahnung, wie man potenzielle Häuslebauer findet, willst aber als Bau-Amateur den Leuten billige Häuser auf Amateur-Niveau bauen und verkaufen. Ob das so eine gute Idee ist?
Und offenbar hast Du auch noch nicht selbst gesucht. Keine guten Voraussetzungen für selbständige Arbeit.
Und habe ich überhaupt die Spur einer Chance als kleiner Hobby-Webdesigner an Aufträge zu kommen?
Klar, bei Nachbarn, Freunde, Kollegen, die noch weniger Ahnung und keinen pubertierenden Nachbarsjungen haben. Und wenn Du diese fünf bis zehn "Projekte" abgearbeitet hast, hast Du nach Deiner Preisvorstellung 100 bis 200 Euro mehr in der Tasche und alle Kunden versorgt. Danach kommt nichts mehr.
Bin froh über jedwede Anregung, egal in welche Richtung! ^_^
Denk mal gründlich über deine vorhandene Qualifikation, die minimal notwendige Qualifikation und den Weg zu einer brauchbaren Qualifikation nach.
Parallel dazu denk mal darüber nach, wie viele "Projekte" à 20 Euro Du pro Monat brauchst, damit Du nicht in einem Pappkarton auf dem Bahnhofsgelände wohnen und Dich von gammeligem Grünzeug aus dem Supermarkt-Container ernähren mußt: Schreib mal ganz entspannt die monatlichen Beträge für Miete, Strom, Gas, Wasser, sonstige Nebenkosten, Ausgaben für Lebensmittel, Klamotten, Waschmittel, ..., Internet, Telefon, Kranken-, Renten-, Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherung auf. Schlag 10 oder 20 % für vergessenes und außergewöhnliche Ausgaben drauf, multipliziere mit 12 Monaten, dann weißt Du, was Du im Jahr MINDESTENS einnehmen mußt, damit Du nicht über kurz oder lang Besuch vom Gerichtsvollzieher bekommst.
Ach verdammt, das reicht noch nicht! Es wäre ja schön, wenn man ungestört arbeiten könnte. Aber "Vater Staat" hält auch gerne die Hand auf (Umsatzsteuer, Einnahmesteuer, und weiß der Geier was noch), dann wirst Du noch Zwangsmitglied in der IHK, Handwerkskammer, o.ä., und schon sind die Hälfte Deiner Einnahmen wieder aus der Kasse raus. Verdoppel also mal die Summe, dann hast Du einen guten Daumenfaktor, um mit einer "Schwarzen Null" oder einem kleinen Gewinn durchs Jahr zu kommen. Urlaub wirst Du übrigens nicht haben, und nach 40 h / Woche fängt die Arbeit erst an.
Steuerlich günstigere Freiberuflichkeit kannst Du als Fachinformatiker und erst recht als Fachfremder knicken, da zählst Du mehr oder weniger als Handwerker. Als Arzt oder Architekt, oder auch als Ingenieur KANNST Du freiberuflich arbeiten, als Handwerker nicht. Die Informatiker sind ohnehin angesch...en. Nur mit einer ingeneursartigen Ausbildung (sprich: Dipl-Inf) hast Du überhaupt eine Chance, NICHT als Gewerbetreibender abgezockt zu werden, mußt dann aber mit erheblichen Einschränkungen (kein Handel, keine eigenständige Entwicklungsarbeit) leben.
Andere Frage: Wie gut kannst Du mit vorhandenen und potenziellen Kunden umgehen? Kannst Du einem Kunden nach 10 Minuten Diskussion sagen, wie groß das Projekt ist, wie teuer es in etwa wird, wie lange es dauert? Wie gut bist Du darin, Deine eigene Leistung zu bewerben? Kannst Du einem Eskimo einen Kühlschrank verkaufen und einem Araber eine Sonnenbank?
Du fährst mit einem potenziellen Kunden im Aufzug vom EG in den 10. Stock. Das dauert vielleicht 30 Sekunden. Kannst Du ihm in der Zeit erklären, was Du machst und warum er unbedingt Dich und niemand anderen haben will?
Wie viel Zeit willst Du inverstieren? Als kleine Nebentätigkeit neben einem regulären Job, der Deine Existenz sichert, mag das funktionieren. Das wären dann (gesetzliche Vorgabe) max. 10 h Extra-Arbeit pro Woche, neben dem regulären 40h-Job.
Für eine volle Selbständigkeit setze mal 60 bis 80 h / Woche an, in denen Du nicht nur Deinen Traumjob machst, sondern auch Werbung, Verwaltung, Behördentheater, Kundensuche, Reisen - und zwar beruflich, zum Kunden, nicht in den Urlaub! Urlaub wirst Du Dir in den ersten Jahren gar nicht leisten können, weder finanziell noch zeitlich. Geld bekommst Du (direkt) nur für die Zeit, in der Du Deinem Traubjob nachgehst. Den Rest der Zeit gibst Du Geld aus oder strampelst Dich bestenfalls für 0 Cent ab.
Bist Du dazu bereit? Auch Deine Familie?
Hast Du genügend Reserven, um mal zwei oder drei Monate ohne nennenswerte Einnahmen bzw. mit deutlich weniger Einnahmen zu überbrücken?
Alexander
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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".