Hallo,
Wenn ich mir jetzt div. hauptberufliche Web-Designer oder -programmierer in meinem Umfeld ansehe wird z.B. mit VisualStudio und ASP.NET gearbeitet. Die Ergebnisse sind ja recht ansehnlich aber von den ursprünglichen Technologien die ja am anderen Ende wieder rauskommen hat keiner eine Ahnung(CSS selbst erstellen? Wozu, kann ich eh alles in der Entwicklungsumgebung einstellen etc.).
Tools und Bausätze werden verwendet, wo es möglich ist, weil es Entwicklungszeit und damit Geld spart. Das machen alle so und das ist auch wirtschaftlich sinnvoll.
Wenn ein Kunde lediglich eine kleine recht statische Website braucht, so reicht eine mit einem WYSIWYG-Editor erstellte Site aus, oder ein CMS/eine Blogsoftware mit vordefiniertem Theme, bei dem nur ein paar Texte, Schriften, Farben, Grafiken angepasst werden. So etwas aufzusetzen kostet vielleicht einen Tag Arbeit; es von Grund auf neu zu programmieren würde Wochen dauern. Das können die Auftraggeber solcher Sites meist nicht bezahlen.
Ich frag mich dann immer was ich eigentlich mit meinen oben erwähnten Kenntnissen anfangen will. Wen interessiert es denn ob etwas manuell geschrieben und w3c validiert ist oder nicht. Anders gehts sicher schneller und oberflächlich schaut es genauso gut aus.
Der Markt für fertige und schnelle Lösungen ist groß, weil jeder Hinz und Kunz sich so kleine Websites bauen lassen kann. Viel Geld steckt da nicht drin, es sei denn, man schafft es, viele solcher kleinen Projekte abzuwickeln.
Das heißt nicht, dass keine Site mehr individuell gestaltet und kein Code mehr von Hand geschrieben werden muss. Es werden genauso größere Websites und Webanwendungen von Hand designt, geschrieben und aufgesetzt (der gesamte Stack von HTML, CSS und JavaScript bis PHP/Python/Ruby/Java/C#…). Natürlich werden dabei Bibliotheken, Frameworks und Tools verwendet.
Was muss denn ein durchschnittlicher Web-Designer heutzutage können um halbwegs über die Runden zu kommen?
Es gibt keinen durchschnittlichen Webdesigner. Es gibt natürlich Freelancer und kleinere Agenturen, die Komplettpakete anbieten. Die müssen Generalisten sein und von allem ein bisschen können. Davon abgesehen gibt es eine starke Arbeitsteilung und Spezialisierung. Bei größeren Projekten sind Design, Entwicklung, Projektleitung usw. immer auf mehrere Personen aufgeteilt.
Wenn du Frontend-Webentwickler werden willst, so solltest du Designvorlagen in browserübergreifendes, responsives HTML und CSS umsetzen können und kleinere JavaScript-Aufgaben lösen können. Hier brauchst du genauso Wissen über CSS- und JavaScript-Frameworks, Backend-Logik, Templating-Sprachen, Präprozessoren, Performance-Optimierung, UX/Usability, Design und Typographie.
Mittlerweile ist die clientseitige Programmierung so mächtig, dass auch eine Spezialisierung auf JavaScript-Anwendungen möglich ist. Da gibt es unzählige Metasprachen, Frameworks und Toolchains.
Eine andere Baustelle ist die serverseitige Programmierung. Hier spezialisiert man sich meistens auch auf eine Programmiersprache, wenige Frameworks, und eine Toolchain. Ein komplexes Backend hat verschiedene Komponenten, sodass manche auf Datenbanken, Systemadministration und Skalierung spezialisiert sind.
Natürlich ändern sich Web-Sprachen und -Entwicklungsumgebungen mit der Zeit, aber in einem Zyklus von vielleicht fünf Jahren. Selbst Menschen, die polyglott in Programmiersprachen sind, verwenden beruflich nicht mehr als zwei oder drei täglich.
Und in welche Richtung soll ich mich denn entwickeln und weiterbilden?
Das hängt ganz von deinen Interessen und Fähigkeiten ab. Es gibt sehr viele Berufsbilder in der Webentwicklung mit bestimmten Anforderungen. Ein breites Grundwissen und Interesse für alle beteiligten Disziplinen ist immer nötig, aber genauso eine Spezialisierung. Was liegt dir am meisten und in welchem Bereich würdest du gerne arbeiten?
Grüße,
Mathias