Felix Riesterer: Logiker-Sprache

Beitrag lesen

Lieber Der Martin,

Für mich heißt das in der Technik wie auch in der Umgangssprache: Sag oder frag das, was du wirklich meinst, und red nicht um den Brei herum.

das ist eine zweischneidige Sache! Wenn man eine Bitte als Frage formuliert, dann ist das in aller Regel eine Form von (wie auch immer geratener) Höflichkeit. Vergleiche einmal folgende Varianten:

  • (Bitte) gib mir das Salz!
  • Ich will/hätte gerne/bräuchte (bitte) mal das Salz.
  • Dürfte ich (bitte) das Salz haben?
  • Wo ist denn das Salz?

Von oben nach unten ist der "Dringlichkeitsfaktor" immer weniger. Der Imperativ am Anfang (ohne das Wörtchen "bitte" klingt er wie ein Befehl) ist die stärkste Form. Hier ist ein Widerspruch potenziell ein Streitgrund (z.B.: "Her damit" - "Nö" - "Arsch" - "Selber"), während bei den anderen Formulierungen ein Widerspruch weniger die Gesprächssituation belastet. Insbesondere ein "Keine Ahnung" auf die letzte Version bietet dem Antwortenden eine ganz billige Ausflucht nicht zu kooperieren, ohne dass er dabei seine unkooperative Haltung bekennen müsste.

So gesehen hat diese Vielfalt in den Ausdrucksmöglichkeiten für den sozialen Umgang durchaus ihren Sinn. Gerade das Spiel mit diesen Varianten kann je nach Situation weitere Bedeutungen transportieren, die dem sozialen Wesen Mensch die Interaktion mit seinen Artgenossen bereichert. Denke nur an ein "Date", bei dem er ihre Sympathien zu erheischen sucht, indem er aus der letzten der obigen Varianten dieses macht: "Wo hat sich heute nur wieder das Salzgekrümel versteckt? Das hat wohl Angst gegessen zu werden?"

Liebe Grüße,

Felix Riesterer.

--
ie:% br:> fl:| va:) ls:[ fo:) rl:| n4:? de:> ss:| ch:? js:) mo:} zu:)