Steam OS ist ein Betriebssystem für Spielekonsolen.
Spielkonsolen sind genau genommen inzwischen nichts anderes als spezialisierte, minifizierte, kaum erweiterbare Desktop-Rechner.
Der Desktop ist tot, aber damit hat Steam OS nichts zu tun.
Der Desktop wird totgeredet. Es ist einfach so, dass die Leistung von inzwischen älteren Desktoprechnern in vielen Fällen aktuellen Anforderungen gerecht wird.
Wieso sollte es eine Konkurrenz zu Desktop-Betriebssystemen werden?
Steam OS läuft auf PCs mit - gegenwärtig - bestimmte Hardwareanforderungen (nicht alle Grafikkarten). Das kann sich aber ändern, denn Steam OS hat durchaus das Zeug im Daddler-Markt erfolgreich zu werden und dann haben die GraKa-Hersteller Antrieb (mehr) Geld in Linux-Treiber zu stecken um die Spitzenmodelle des Konsumer-Marktes (Es gibt auch spezialisierte Hardware für andere, professionelle Zwecke) auch - an Daddler - zu verkaufen.
Viele Daddler haben sich aber keinen Desktop-Rechner UND eine Was-weiss-ich-Box gekauft, sondern einen Desktop mit (halbwegs) leistungsfähiger Grafik und dann eben - weil die Spiele unter Windows liefen - Windows installiert. Mit Steam OS tut sich hier eine neue Alternative auf.
Also im Home-Anwender-Markt und dann aber auch darüber hinaus könnte Steam OS tatsächlich einige Marktanteile sehr viel stärker zu Linux verschieben als es SuSE und Ubuntu mit den bequemen Linux-Desktops geschafft haben. Das wird zu besseren Grafiktreibern für Linux führen (einige sind auch jetzt schon sehr gut) und insgesamt könnte das dazu führen, dass Linux künftig auch auf Desktops sehr viel mehr Marktanteile hat. Da dürfte ja auch so mancher Daddler mit dem Worten "He! Ich habe das geile Steam OS!" zum Werbeträger werden.
Jetzt zum Desktop, oder warum der nicht tot ist:
Versuch Doch mal auf einem Tablett mit einer großen Tabellenkalkulation oder auch nur darin, einen längeren Geschäftsbrief zu schreiben. Die am Desktop erstellte Präsentation mag man mit dem Tablett und einem Beamer an die Wand werfen können - aber das Erstellen macht noch immer keinen Spaß, besonders wenn man dazu Zahlen zusammensuchen oder aus einer Datenbank holen muss. Tabletts sind neu, chick und sonstwas - aber früher oder später wird man auch wieder Desktops ersetzen (müssen).
Gut möglich aber, dass in ein paar Jahren das Tablett auf den Schreibtisch gelegt (oder in einen Adapter gestellt) wird, sich automatisch (per Kontakt oder irgendeinem "Nahfunk") mit Tastatur, Maus, Drucker, Datenspeicher (NAS?) und dem Bildschirm(en) bzw. Projektor verbindet und dann auf diese Weise den Desktop-Rechner ersetzt.
Es kann aber auch sein, dass sich auch in ein paar Jahren so mancher lieber eine der Metallkisten hinstellt: Weil er es schätzt, einen festen Arbeitsplatz zu haben und weil man die Dinger a) reparieren und b) erweitern kann. Vergiss den, dem Menschen durchaus eigenen Basteltrieb nicht.
Jörg Reinholz