Hi,
ich fange mal hinten an…
Hier im selfhtml Forum aber sind eher "gebildete" Menschen unterwegs, daher gehe ich mal davon aus, das es hier wenige gibt, die sagen so ein Abkommen wäre gut für uns.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was die Gänsefüßchen um das Wort "gebildet" bedeuten sollen, aber sowohl mit als auch ohne ist der Satz in seinem Inhalt abzulehnen. Du reklamierst hier Meinungsführerschaft und diskreditierst alle Menschen, die nicht deiner Meinung sind, gleich asl "ungebildet". Das finde ich nicht in Ordnung.
Viele Medien sagen, es wird unserer Wirtschaft etwas bringen. In den USA sagen die Medien das gleiche. Nun, wie kann es beiden Seiten Vorteile bringen? Es wird eher so sein, das eine Seite profitiert.
Es ist unter Volkswirten (unter einer reinen ökonomischen Betrachtungsweise) weitgehend unstrittig, dass Handelshemmnisse _insgesamt_ die Wirtschaft schädigen bzw. (einfach nur anders herum formuliert) der Abbau von Handelsbeschränkungen dazu führen kann, dass das BSP in der Summe wächst.
Der Grund ist in ungleichen Volkswirtschaften zu suchen (und zu finden). Einfaches Beispiel: Volkswirtschaft A kann vglw. günstig ein Produkt X herstellen, während in Volkswirtschaft B die Produktion teurer ist. Dies kann mehrere Gründe haben: andere Umweltbestimmungen (z.B. erlaubtes Fracking beim Fördern von Erdgas), höheres Bildungsniveau, geringeres Lohnniveau, natürliche Gegebenheiten (Klima, Vorkommen von fossilen Ressourcen…).
Es ist mitnichten so, dass nur eine Volkswirtschaft gewinnen _kann_. Es ist aber auch nicht so, dass notwendigerweise jede Volkswirtschaft dabei gewinnt. Selbst der Begriff Volkswirtschaft kann heruntergebrochen werden: es wird sicherlich so sein (bezogen auf TTIP) einzelne Wirtschaftsbereiche in Deutschland profitieren werden, während es anderen schlechter gehen wird.
Und dabei wird es sicherlich zu Unternehmenspleiten und Mitarbeiterentlassungen kommen. Andersherum kann ich mit Sicherheit sagen, dass auch Unternehmen gegründet werden, die Mitarbeiter einstellen. Niemand kann dir allerdings sagen, ob am Ende die "Nettoarbeiterzahl" steigt oder sinkt.
Dies bezog sich nun nur auf die Mitarbeiter. In Volkswirtschaften gibt es meist noch weitere Anpassungsmechanismen als nur "Unternehmen gehen pleite/Mitarbeiter werden entlassen". Der Abbau von Handelsbeschränkungen wird mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass Güter bei uns günstiger werden (Grund sind etwa: höherer Wettbewerb, weniger Zölle, weniger Bürokratie beim Import). Dies führt direkt zu einem höheren Lebensstandard.
Ich stimme damit überein, dass Standards in der Regel auf das höhere Niveau angehoben werden sollten. Aber Artikel wie diese hier zeigen, dass es nicht immer klar ist, was der höhere Standard ist. Ebenfalls stimme ich mit der Meinung überein, dass etwa gentechnisch veränderte Lebensmittel gekennzeichnet werden sollten. Nicht, dass ich den Verzehr ablehnen würde - mir ist nur klar, dass viele Menschen es ablehnen. Genauso beim vielzitierten "Chlorhühnchen": in den USA gibt es viele Argumente dafür, Hühnchen mit Chlor zu behandeln (genauso wie wir unsere Schwimmbäder mit Chlor behandeln, um sie zu desinfizieren).
Ich hoffe, dass unsere Politiker, die Wissenschaftler, die NGOs, die Verbraucherschutzministerien auf allen Seiten und alle sonst am Verfahren beteiligten am Ende für Standards sorgen, dass ich ahnungslos in den nächsten Supermarkt gehen kann und in der Lage bin, etwas zu essen, ohne mir Sorgen über Krankheiten oder ähnliches machen zu müssen.
Dazu gehört aber auch, dass die TTIP-Verhandlungen, soweit es eben geht, öffentlich geführt werden. Das Ergebnis von Handelsfreiheit ist mir zu wichtig, um eine Ablehnung zu riskieren, nur weil das Verfahren geheim war.
Bis die Tage,
Matti