Moin!
Du schreibst jedenfalls nichts davon, welche Aussichten der Mann der jeweiligen Frau versprochen hat und inwiefern er ihr jeweils Exklusivität zugesichert hat, sei es durch direkt Ausgesprochenes oder Verhaltensweisen, die zu gewissen Annahmen ermutigen.
Ausnahmslos alle intimen Beziehungen zwischen Menschen, die nichts anderes explizit vereinbaren, basieren auf der Annahme, dass der jeweilige Partner die Beziehung ebenfalls so exklusiv führt, wie man selbst: Als Zweierbeziehung. Wenn du irgendwelche Hinweise für eine in der Gesellschaft verankerte andersartige Erwartungshaltung hast, würde mich das extrem verwundern.
Schlechte Menschenkenntnis ist in solchen Fällen natürlich sehr schmerzhaft, aber ist Rache ein dafür sinnvoller Lösungsansatz?
Wenn ein Mann absichtlich Vertrauen missbraucht, und sich mit Lügen ermöglicht, parallel mehrere Zweier-Beziehungen zu führen, sind natürlich die Frauen schuld mit "schlechter Menschenkenntnis".
Wenn Frauen mehrere Beziehungen führen würden, sind natürlich nie die Männer schuld mit schlechter Menschenkenntnis, sondern die Frau ist ein Flittchen.
Auch du betreibst massiv Victim Blaming.
Anscheinend bist du noch nie selbst betrogen worden und kannst deshalb nicht nachvollziehen, dass man Betrug nicht mit "Menschenkenntnis" vorbeugen kann - und das ist keine Frage des Geschlechts und keine Sondersituation beim Thema "Beziehung". Es ist die Essenz des Betrugs, dass der aktive Betrüger den Betrogenen durch passende, der Situation immer gut angepasste Aussagen, gedanklich an der Nase herumführt und ihn gar nicht auf die Idee kommen lässt, die Sache sei nicht so, wie sie dargestellt wird. Und wenn man nicht auf die Idee kommt, alles wäre nur Betrug, dann prüft man die Aussagen des Betrügers auch nicht genauer gegen die Realität und sucht nicht nach Unstimmigkeiten.
Und diese Beschreibung von "Betrug" gilt ohne Veränderung auch bei einer Beziehung zwischen den Geschlechtern. Schuld hat immer der, der aktiv betrügt, nicht andersrum.
- Sven Rautenberg