Lieber Sven Rautenberg,
Ausnahmslos alle intimen Beziehungen zwischen Menschen, die nichts anderes explizit vereinbaren, basieren auf der Annahme, dass der jeweilige Partner die Beziehung ebenfalls so exklusiv führt, wie man selbst: Als Zweierbeziehung.
richtig. Ob diese Annahme aufgrund fehlender "expliziter Vereinbarung" im Kontext der von Dir genannten "in der Gesellschaft verankerten <del>andersartigen</del> Erwartungshaltung" gültig ist, lässt sich für mich nicht zweifelsfrei aus dem OP erschließen. Selbstverständlich kann man als Außenstehender automatisch davon ausgehen, aber ist das angebracht angesichts heutigem Aufbrechens von gesellschaftlichen Normen? Sogar der neue Bildungsplan in BaWü soll "sexuelle Vielfalt" thematisieren und Verständnis dafür fördern...
Schlechte Menschenkenntnis ist in solchen Fällen natürlich sehr schmerzhaft, aber ist Rache ein dafür sinnvoller Lösungsansatz?
Wenn ein Mann absichtlich Vertrauen missbraucht, und sich mit Lügen ermöglicht, parallel mehrere Zweier-Beziehungen zu führen, sind natürlich die Frauen schuld mit "schlechter Menschenkenntnis".
Wenn Frauen mehrere Beziehungen führen würden, sind natürlich nie die Männer schuld mit schlechter Menschenkenntnis, sondern die Frau ist ein Flittchen.
Auch du betreibst massiv Victim Blaming.
Warum verallgemeinerst Du dermaßen? Da ich zu wenig über die (jeweilige) Beziehung weiß, da ich nur die Seite eines eher unbeteiligten Dritten (oder eher gar Fünften?) gelesen habe, erlaube ich mir schlicht kein Urteil! Zu einer Beziehung gehören immer zwei. Wer da jeweils "Opfer" und wer da "Täter" ist, überlasse ich ausgebildeten Experten zu beurteilen.
Anscheinend bist du noch nie selbst betrogen worden und kannst deshalb nicht nachvollziehen, dass man Betrug nicht mit "Menschenkenntnis" vorbeugen kann - und das ist keine Frage des Geschlechts und keine Sondersituation beim Thema "Beziehung".
Richtig, man kann Betrug nicht immer vorbeugen. Sollte sich der im OP beschriebene Mann tatsächlich arglistig täuschend verhalten haben, dann ist das zu verurteilen. Welchen Anteil aber der jeweils andere Part in der Beziehung spielt, muss auch betrachtet werden, will man allen Beteiligten gerecht werden.
Es ist ja so einfach gleich mit Totschlagargumenten um sich zu werfen.
Schuld hat immer der, der aktiv betrügt, nicht andersrum.
Richtig. Wer hat hier aber wen betrogen? Ist es wirklich immer ausgeschlossen, dass sich ein Mensch wider besseres Wissen selbst belügt, sich Dinge schönredet, weil er die Realität (vielleicht unbewusst) ablehnt? Ist das wirklich grundsätzlich unmöglich und ist das in dieser vom OP geschilderten Angelegenheit tatsächlich garantiert ausgeschlossen? Mir fehlen da mindestens drei weitere Seiten, die es zu hören/lesen gilt, bevor man sich da ein einigermaßen sicheres Bild machen kann.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.
"Wäre die EU ein Staat, der die Aufnahme in die EU beantragen würde, müsste der Antrag zurückgewiesen werden - aus Mangel an demokratischer Substanz." (Martin Schulz, Präsident des EU-Parlamentes)